Moin moin,
Man könnte auch sagen, das der Insektenmangel der Auslöser ist.
selbstverständlich ist der starke Rückgang der einst häufigen Arten ein multikausales Problem. Der extreme Insektenrückgang ist eine ganz entscheidende Ursache. Leider hinkt die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses Problems Jahrzehnte hinterher weil es schlicht keinen interessierte. Mit Insekten wurde kaum wirtschaftlicher Nutzen verbunden und damit war es egal ob die Insekten verschwinden. Allein das Bienensterben mit seinen wirtschaftlichen Auswirkungen hat das Problem mehr in den Fokus gerückt.
Leider ist das Problem weit fortgeschritten und viele Insektenpopulationen sind bereits zusammengebrochen oder kurz davor.
Andererseits dürfte die millionenfache Vernichtung von Brutplätzen von Mauerseglern, Schwalben, Staren, Sperlingen und anderen Gebäudebrütern in den letzten 30 Jahren unbestritten sein und zumindest in den Städten stark zum Zusammenbruch der Populationen beigetragen haben. Eine gute Nahrungssituation ohne Nistplätze würde diesen Arten auch nicht helfen. Zudem werden wir das Insektensterben nicht so einfach in den Griff bekommen während sich die Anbringung von Nisthilfen sehr gut umsetzen lässt und als pädagogischen Nutzen die Problematik vielleicht auch in die Köpfe von ein paar mehr Menschen bringt.
Als Beispiel bringe ich die großflächige Ansiedlung der Purpurschwalbe (Verwandte der Mehlschwalbe) im Osten der USA in künstlichen Nisthilfen. Die Art wäre in diesem Gebiet weitgehend ausgestorben ohne diese Maßnahmen. Welche Dimensionen das hat kann man im Video sehen.
Purple Martins: The Bird That Relies on Human-Built Nests
Nimm mal alle Meisenkästen aus den Gärten raus. Dann ist es ganz schnell vorbei mit Spitzenplätzen bei Vogelzählungen für Kohl- und Blaumeise.
Arten wie Mauersegler und Mehlschwalbe werden in den nächsten Jahren großflächig verschwinden ohne massiven Einsatz künstlicher Nisthilfen.
Mehlschwalben, die ja nun wirklich keine Probleme mit den Nistplätzen haben, sind in letzten 20 Jahren um 90% im Bestand gesunken.
Meiner Meinung nach haben Mehlschwalben die größten Nistplatzprobleme. Diese Art ist hier im Rheinland als erste vor ca. 30 Jahren großflächig aus den Städten verschwunden. Kleine Restbestände finden sich noch auf dem Land obwohl die Art ja Stadtschwalbe (Delichon
urbica) heißt. Vollständige Flächenversiegelung machte den Bau von Naturnestern weitgehend unmöglich, neue Fassadenbeschichtungen, Dämmstoffe etc. boten für Nester keinen Halt mehr, dazu kam massenweises mutwilliges Entfernen der Nester sowie Abwehrmaßnahmen die den Anflug von Schwalben an Häuser verhinderten.
In wenigen Jahren waren sie verschwunden zu einer Zeit als es noch sehr viel mehr Insekten gab. Wo sie einmal weg sind wird man sie als Koloniebrüter vermutlich nie mehr ansiedeln können.
Am Haus brüten 3 MS-Paare, aber es waren vor 7 Jahren 5 Paare.
Mauersegler haben nur kleine Bestände im ländlichen Bereich. Deshalb kann es sein, dass Nistplätze nach Ausfall eines Brutpaares längere Zeit leerbleiben. Sie suchen nun mal am ehesten dort wo viele und hohe Felsen = Gebäude sind. Durch die moderne Architektur/Neubauten/Abrisse von Koloniegebäuden werden ihnen aber dort die Nistplätze in großer Zahl genommen.
Ich würde auch mal die ungenutzten Nistplätze inspizieren, vielleicht sind sie mit Nistmaterial anderer Vögel verstopft/Vogelleichen drin und können deshalb nicht angeflogen werden. Manchmal gibt es einfache Ursachen.
Ich denke es sollen mal neue Zählungen der Regenwurmpopulationen durchgeführt werden, sind vielleicht nur noch 5 auf den Quadratmeter und nicht einige Hundert? Ob hier Baysanto schon Auswirkungen zeigt?
Glyphosat ist sicherlich nicht wurmfreundlich, wesentlich schlimmer sind aber Neonicotinoide, die das Nervensystem aller Wirbellosen stark schädigen. Diese Gifte sind in der Natur kaum abbaubar und wirken in kleinsten Konzentrationen. Sie haben sich über den Wasserkreislauf überall hin ausgebreitet. Wo die einmal sind überlebt weder Wurm noch Insekt noch Krebstier. Äcker die damit behandelt wurden sind langfristig mausetot.
Es ist Quatsch, Vögel zu füttern, sie vom Unmenschen abhängig zu machen. Was nützt es, künstlich mit allerhand Tricks -ob Futter oder Nistmöglichkeiten - Arten zu erhalten, die vom selben Unmenschen keinen Lebensraum, nicht mehr genügend Nahrung kriegen. Jeder Eingriff des Menschen in die Natur ist Quatsch bis schädlich, solange er den Viechern nicht den Lebensraum zurückgibt.
Die Vogelfütterung wird ja schon lange kontrovers diskutiert. Arten wie der Haussperling haben eine Jahrtausende währende Co Evolution mit dem Menschen hinter sich. Die sind von einer Zufütterung kohlenhydratreicher Kost abhängig. Was früher praktisch unbegrenzt verfügbar war (Restkörner auf dem Acker oder Heruntergefallenes beim Verladen, offene Futterstellen für Hühner, Pferdeäpfel etc.) ist heutzutage ein seltenes Gut. Junge Nestlinge werden zwar hauptsächlich mit Insekten gefüttert, größere aber auch schon mit einem Anteil pflanzlicher Kost was beim Sperling ganz normal ist.
Die Schwärme ab Spätsommer bis Frühjahr ernähren sich hauptsächlich von Sämereien. Fehlt diese energiereiche Kost werden sich Sperlingspopulationen nicht halten können.
Leider leben wir nicht in einem Nationalpark mit unberühter Natur.sondern in einer massiv veränderten lebensfeindlichen Kulturlandschaft wo viele Arten kaum noch Futter und Nistplätze finden. Da sind künstliche Maßnahmen wie verantwortungsvolle Fütterung und Nisthilfen absolut sinnvoll und nötig.
Ebenso hab ich damals immensen Ärger mit ekelhaften Usern gekriegt, weil ich damals schon schrieb, kein Mensch brauche ein SUV!
Zum Glück gibt's heute nur noch nette User
Nein, einen SUV braucht keine Sau ähhh Mensch.
Liebe Grüße
Thomas