So, hab's Dir mal hier rein gestellt.
Welcher Vogel passt zu mir?
von Carola Bettinger
Wer sich entschieden hat, einen Vogel als Haustier zu sich zu nehmen, wird als nächstes vor
der Entscheidung stehen, welchen Vogel er nehmen soll. Dabei ist die richtige Wahl bedeut-
sam, ist doch Vogel nicht gleich Vogel. Die Art sollte zu den Möglichkeiten, den Erwartungen
und dem Charakter des Besitzers passen, damit das Zusammenleben für beide Seiten
ersprießlich wird.
Zunächst sollte man sich über die geeignete Größe des Wunschvogels im Klaren sein. Vögel
brauchen Platz. Sie benötigen nicht nur eine angemessen geräumige
Voliere (passt sie in mein
Wohnzimmer?), auch muss die Wohnung so groß sein, dass der Vogel sich im Freiflug aus-
toben kann. Das wird sich bei einem großen Ara mit nahezu zwei Metern Flügelspannweite in
der Regel sehr schwierig gestalten. Deswegen eignen sich für kleine bis mittlere Wohnungen
entsprechend kleine Vögel, weil sie im Flug auch Ecken und kurze Flure ausnutzen können.
Außerdem sollte man prüfen, wie geräuschtolerant die Nachbarschaft ist. Alle Vögel machen
dann und wann Krach, aber grundsätzlich gilt: je größer der Vogelkörper, desto gewaltiger sein
Stimmorgan. Ob er dieses wirklich regelmäßig ausnutzt, steht auf einem anderen Blatt, aber
man muss sich auf Kreischkonzerte einstellen.
Dabei gelten bei den Sittichen vor allem die südamerikanischen Sittiche (wie Sonnen- oder
Katharinasittich) und die Agaporniden (z.B. Ruß- oder Pfirsichköpfchen) als besonders laut.
Wellensittiche dagegen gelten eher als Dauer-Brabbler, dafür aber als wesentlich leiser.
Papageien sind grundsätzlich als sehr geräuschintensiv einzustufen, doch die Aras und
Kakadus heben sich unter diesen zusätzlich durch eine besondere „Musikalität“ heraus: Sie
pfeifen gern und modulieren (manchmal recht schrill) allerhand Töne.
Des Weiteren findet man unter den Vögeln weitreichende charakterliche Unterschiede. Es
gibt z.B. sanftere und hektischere Vögel, neugierigere und schreckhaftere, die Kletterer und die
Flieger, die „Familienvögel“ oder die „Einmann-Vögel“, die nur ein Familienmitglied als
Bezugsperson akzeptieren.
Daher gibt es meines Erachtens auch nicht DEN Anfängervogel schlechthin, sondern nur den
Vogel, der zu mir passt und dem ich gerecht werden kann. Denn alle Vögel, ob groß oder klein,
stellen ihre ganz persönlichen Ansprüche, die ich als Halter in jedem Fall zu erfüllen habe.
Man sollte sich überlegen, welche Erwartungen man an die gegenseitige Beziehung hat.
Möchte man Vögel ausschließlich zum Zuschauen, dann eignen sich die kleineren Arten, wie
z.B. Finken oder Kanarienvögel. Sucht man dagegen eine engere Beziehung zum Tier, so sollte
man sich bei den Sittichen umschauen. Doch auch unter diesen gibt es massive Unterschiede,
was ihr Entgegenkommen betrifft. Allerdings werden Sittiche oftmals nicht so zahm wie viele der
Papageienarten (z.B. Amazonen, Graupapageien, Kakadus).
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Arbeitsgemeinschaft
Vogel und ich
bei
www.vogelforen.de
VOGEL
UND
Infoblatt A01
Juli 2005
ICH
Aber nicht nur die Zahmheit ist ein Argument. Auch sollte man sich überlegen, wie viel Zeit
man für die Vögel aufbringen kann. Gerade die leichter zähmbaren Großpapageien gehören zu
den sehr intelligenten Tieren. Diese brauchen neben der körperlichen Beschäftigung beim
Freiflug, Klettern und Turnen auch unbedingt die Ansprache und die geistige Herausforderung.
Man muss den Vögeln ständig Beschäftigungsmaterial zur Verfügung stellen, und das ist bei
großen Papageien meist mit höherem Anspruch und größerem Aufwand für den Halter
verbunden als bei kleineren Vögeln.
Nicht vergessen darf man auch die Frage nach den Ansprüchen an die Sauberkeit und die
Unversehrtheit der Wohnung. Denn alle Vögel machen Dreck, aber auch hier gibt es
Unterschiede: Je größer ein Vogel ist, desto mehr Dreck macht er. In Bezug auf den Kot sind
besonders alle Arten von Weichfressern (z.B. Beos, Loris) problematisch, da ihre Hinterlassen-
schaften schwerer zu beseitigen sind. Das Gleiche gilt für jene Sittiche, die extrem viel Obst
fressen (z.B. südamerikanische Sittiche).
Des Weiteren werden vor allem von Sittichen und Papageien während des Freiflugs gerne
Möbel, Tapeten, Kabel etc. angenagt. Große Tiere können dabei durch ihre größere Schnabel-
kraft mehr Schaden anrichten als kleine Vögel.
Grundsätzlich sollte sich jeder im Vorhinein über die verschiedenen Arten und deren Ansprüche
informieren. Gerade im Internet hat man dazu gute Gelegenheit durch zahlreiche Foren und
ihre Fachbeiträge und den Erfahrungsaustausch mit anderen Haltern.
Zudem empfiehlt es sich, die Vogelart, die man ins Auge gefasst hat, erst einmal unverbindlich
bei Züchtern oder anderen Haltern zu besichtigen, bevor man sie zu sich holt.
Doch einerlei, wie die Entscheidung letztlich ausfallen mag – man bleibt als Vogelbesitzer
immer in der Pflicht, den individuellen Eigenarten seines Vogels aufgeschlossen gegenüber-
zustehen und die Bedürfnisse unserer Hausgenossen nach allen Möglichkeiten zu erfüllen.
Denn nur die Pflege eines artgerecht gehaltenen und somit gesunden und agilen Vogels kann
uns wirkliche Freude bringen.
Dieses Infoblatt wird Ihnen zur Verfügung gestellt von
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