Huhu
ich hau jetzt auch mal in die Tatsten. Ich glaube ein ganz wichtiger Faktor zum glücklich werden mit den ersten eigenen Vögeln ist, sich darüber im klaren zu sein welche Vorstellungen man von einem Zusammenleben mit Papas hat und sich darüber informiert in wie weit man diese durchsetzen kann und darf. Da ist auch das "Üben" mit kleineren Vögeln erstmal nutzlos, weil auch ein Welli erstens kein Testobjekt ist und zweitens ein völlig anderes Verhalten als ein Graupapagei an den Tag legt.
Großpapageien sind sehr sensibel, was ein eindeutiges Zeichen dafür ist, das sie recht hoch entwickelt sind. Sie sind wie die meisten Papageien und Sittiche Schwarmtiere und leben von sozialer Interaktion. diese leben sie optimalerweise untereinander aus. Ein Mensch kann sich zwar durch Erfahrung in die Verhaltensbiologie eines Vogel einfinden, jedoch kein zufriedenstellender Partner sein. Daher ist die Paarhaltung unabdingbar. Je nach Papageienart kann eine
Schwarmhaltung jedoch kompliziert werden, da auf Grund der Enge (die in Gefangenschaft nunmal gegeben ist, egal wie sehr man sich bemüht) Arttypische Zankereien innerhalb der Gruppe auftreten können, welche für einen unerfahrenen Halter nicht unbedingt rechtzeitig auszumachen sind und unter Umständen böse eskalieren können. Ein Pärchen wäre also gut. Am besten beide jung angeschafft und gegengeschlechtlich. Die Chancen das sich die beiden ein harmonisches Zusammenleben führen, stehen da sehr gut. Fortan ist der Halter eigentlich mehr Zuschauer, Putzkraft und Körnerbringer
Das meine ich mit: Mach Dir bewusst was Du erwartest. Von der Garantie einen zahmen Schmusevogel zu erhalten, sollte man sich also besser von vorn herein verabschieden, denn wenn alles gut läuft, beschäftigen sich die Vögel miteinander. Ein harmonierendes Paar ist ein schöner Anblick und eine echte Bereicherung für viele Menschen. Nichst destso trotzkann der Halter mit interagieren, sollte sich sogar mit seinen Vögeln beschäftigen, damit sich ein solides Vertrauensverhältniss aufbauen kann und der Halter erkennen kann, wenn etwas mit seinem Vogel nicht stimmt. Letztendlich kann man (wenn auch nicht pauschal) sagen: Je weniger die Vögel auf Dich fixiert sind, destso mehr steigen die Chancen für eine harmonische innerartliche Beziehung
Vor der Anschaffung muss auch entscheiden werden :
Handaufzucht, oder Naturbrut. Bei der
Handaufzucht werden die Küken entweder vom Schlupf an, oder nach kurzer Zeit bei den Elterntieren, von der Hand, mit einem künstlichen Nährbrei aufgezogen. Beide Varianten der
Handaufzucht bewirken meist eine völlige Angstfreiheit dem Menschen gegenüber. Klingt verlockend, hat aber auch Nebenwirkungen. Je höher eine Vogelrasse entwickelt ist, destso schwerwiegender sind sie. Du musst Dir vorstellen das ein geschlüpftes Küken sich ganz stark an den Elterntieren orientiert. Seine ersten Eindrücke sind die vielfältigen Lautäusserungen ihrer Eltern, welche zb Beschwichtigungslaute, Kontaktrufe usw beinhalten. Dann sind da noch zahlreiche sensorische Eindrücke wie die Haut der Geschwister, das Gefieder und die Wärme der Eltern. Auch lösen bestimmte Berührungen Reflexe aus. So löst der Elternvogel den Sperrreflex mit einer Berührung aus, die Jungen schreien und sperren den Schnabel auf. Ausserdem findet in der irreversiblen Prägephase auch die sexuelle Prägung statt. Das bedeutet das sie sich durch das Aufwachsen mit ihren Eltern nicht nur allerhand abschauen, sondern auch mit ihren Eltern identifizieren, die Artzugehörigkeit erkennen. So wird das Sexualschema festgelegt, das heisst sie orientieren sich beim Eintritt der Geschlechtsreife an den Merkmalen der Eltern. So sind handaufgezogene Papageien nicht nur besonders zahm, sondern verlangen neben der alltäglichen Aufmerksamkeit ihres Pflegers, auch die Bereitschaft zur Paarbildung. So kopulieren sie gern mit der Schulter, dem Knie oder dem Kopf ihres auserkorenen Menschen und reagieren oft sehr gefrustet, da eine echte Partnerschaft natürlich nicht umsetzbar ist
Hinzu kommt, das sie angeborene Verhaltensweisen anwenden, wie zum Beispiel Körpersprache, die nicht Arttypisch beantwortet werden kann und ein Papagei wird auch nicht scheuen Dir in papageientypischer Weise mit einem Kneifen oder Zwacken zu sagen was er von Dir hält.
Diese unangenehmen Verhaltensweisen MÜSSEN nicht bei allen
Handaufzuchten auftreten und können auch bei fehlfixierten Einzelvögeln auftreten! Eine
Handaufzucht zum Beispiel, die unter Artgenossen lebt, nimmt sich früher oder später ihrer Artgenossen an, weil sie richtig reagieren und ihr Bedürfniss nach STÄNDIGER Nähe und sozialer Interaktion viel besser befriedigen können. Allerdings sollte man bedenken das es in einem ganz schönen Eiertanz enden wird, wenn man versucht einen fehlgeprägten Vogel möglichst von sich fernzuhalten, damit er sich mehr auf seinen Artgenossen konzentriert. Somit ist das Ziel eines harmonierenden Pärchens, welches lediglich zahm auf den Halter reagiert, umso schwerer zu erreichen, als wenn man sich direkt zwei junge Naturbruten zulegt. Die
Handaufzucht wäre hier also klar als kontraproduktiv zu bewerten.
Aber da Papageien wie bereits erwähnt intelligente und soziale Wesen sind, werden sie auch als Naturbruten über kurz oder lang Interesse an ihrem geduldigen und fürsorglichen Pfleger entwickeln! Ausserdem gibt es kaum einen Papa den man nicht mit einer schönen Leckerei bestechen könnte
Suche Dir Züchter und bitte sie mal einen Blick auf ihre Zucht werfen zu dürfen. Schaue Dir an ob sie liebevoll mit ihren Tieren umgehen, ob sie gut versorgt werden und ob sie ihren Elterntieren ein ruhiges Plätzchen gönnen (wenn sie Dich also nicht in Nistkästen schauen lassen, hast Du schonmal einen positiven Punkt gefunden
). Ein Vogel aus solch einer Zucht hat keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gesammelt und wird mit Geduld und Liebe Deinerseits Vertrauen fassen und Dir zusammen mit seinem Partner viel Freude bereiten!
Wenn Du Dich wirklich für Graupapageien interessierst, solltest Du Dir auch keine anderen Vögel anschaffen. Aber das ist bloss meine Meinung. Allerdings rennt die Anschaffung ja auch nicht weg! Nimm Dir also viel Zeit und lies hier im Grauenforum mit, stelle Fragen und gewinne einen EIndruck was es heisst einen Graupi zu pflegen. Aus eigener Erfahrung weiss ich das sie wundervolle, humorvolle, sensible (aber keineswegs aus Zucker!) kluge Rabauken sind. Allerdings reicht meine Erfahrung längst nicht so weit wie die einiger Leute hier! Also los, husch! Lesen gehen
Und lass Dich von der raubeinigkeit einiger hier bloss nicht abschrecken! Das liegt nur daran, das zu viele hier schon zu oft erlebt haben wie Papageien vorschnell angeschafft wurden und dann darunter zu leiden hatten. Einge User halten auch verstörte Papageien, die erst versaut und dann abgeschoben wurden. Da wird man schonmal empfindlich und fordernd gegenüber "Neueinsteigern". Kurz gesagt, manchmal schiessen sie weit übers Feld hinaus
Eines noch und dann bin ich fertig: Bedenke das Papageien sehr alt werden können. 40 Jahre sind bei guter Pflege und etwas Glück kein Alter! Du wirst im besten Fall den Rest Deines Lebens mit ihnen verbringen und wenn man selsbt nicht mehr gerade zwanzig ist, wird man vielleicht sogar von ihnen überlebt. Da steht also auch die Frage im raum was aus den Tieren wird, wenn man mal nicht mehr da ist und ob man sein Leben lang mit Papageien leben möchte (müssen sie weichen wenn Kinder geboren werden usw). Ein Papagei leidet unter solch drastischen Veränderungen wie Verlust des vertrauten Pflegers und der gewohnten Umgebung nämlich sehr.