Hallo Lukas,
ich muß zur Beantwortung Deiner Frage mal etwas weiter ausholen. Man muß verschiedene Aspekte unterscheiden:
1. Alle Antibiotika ruinieren die Darmflora.
2. Viele Antibiotika haben spezielle, auch in der Schulmedizin bekannte und anerkannte unerwünschte Wirkungen. So kann das ansonsten relativ gut verträgliche Baytril (Enrofloxacin, ein Gyrasehemmer) bei noch wachsenden jungvögeln eine Knochen- und Knorpelschädigung hervorrufen, Sulfonamide und Tetracykline u.a. sind relativ stark nieren- und lebertoxisch, besonders bei längerer Anwendung, Neomycin und Gentamycin sind toxisch bei parenteraler Injektion, Cephalosporine und Aminoglykoside schädigen die Nieren, Makrolide und Tetracykline können Muskelnekrosen bei intramuskulärer Injektion verursachen, viele Antibiotika und vor allem Sulfonamide können das Blutbild und das Knochenmark schädigen und vieles mehr.
3. Nicht indizierte oder zu kurze Zeit gegebene Antibiotika verursachen resistente Keime.
4. Das Schlimmste ist aber die allgemeine Schädigung und Schwächung des Immunsystems. Jeder, auch der schulmedizinisch lege artis mit Antibiogramm durchgeführte, Antibiotikaeinsatz schwächt die körpereigene Immunabwehr und Lebenskraft. Bei ohnehin schon geschwächten Tieren führt das oft zu einem Teufelskreis, auch hier schon des öfteren beschrieben: Der Antibiotikaeinsatz ist zunächst "erfolgreich", die Keime wurden abgetötet. Einige Zeit später gibt es eine neue Infektion mit schon problematischeren Keimen, die gegen die gängigen Antibiotika resistent sind. Ein hochwirksames, aber auch mit starken Nebenwirkungen behaftetes Reserveantibiotikum kommt zum Einsatz, wieder "erfolgreich". Die Abstände zwischen den Infektionen werden aber immer kürzer und die Keime immer resistenter. Irgendwann stirbt das Tier, entweder an reistenten Keimen oder an Nierenversagen, und dann heißt es:
"Wie traurig, mach Dir aber keinen Vorwurf, Du hast doch wirklich ALLES gemacht!".
Daß vielleicht "zuviel gemacht" wurde, indem die fatale Kette mit der ersten, vielleicht nicht notwendigen Antibiotikagabe erst in Gang gebracht wurde, wird nicht bedacht.
Ich will die Antibiotika nicht durch die Bank verteufeln, sie haben ihre Berechtigung. Sie können im Ernstfall Leben retten. Aber das, und nur das, ist ihr Einsatzgebiet. Sie sollten daher nur bei vitaler Indikation, d.h. bei strengster Indikationsstellung zur Lebensrettung, gegeben werden. Prophylaktische Einsätze bei Viruserkrankungen "um Sekundärinfektionen zu verhindern", Einsatz, weil in einer Kotprobe potentiell pathogene Keime wie E. coli oder Klebsiella oder Pseudomonas oder was auch immer festgestellt wurden, die aber zu keiner ernsten klinischen Erkrankung geführt haben, sind abzulehnen, ebenso routinemäßige Gaben bei relativ harmlosen Erkältungskrankheiten oder banalen Magen-Darm-Infektionen. Auch der im Moment moderne, therapeutisch nicht hinreichend abgesicherte Einsatz von Amphotericin B bei GLS (Megabakterien) ist abzulehnen. Eine Ausnahme bilden Salmonellen und Chlamydien. Dort muß immer mit Antibiotika behandelt werden.
Antibiotika können Leben retten.
Aber sie können auch umbringen, zumindest auf Raten.
Wann immer es geht (und das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel!), sollte dem Körper stattdessen Hilfe zur Selbsthilfe durch Stärkung der Lebenskraft und des körpereigenen Abwehrmechanismus gegeben werden.
"Unschädliche" Antibiotika gibt es nicht.
LG
Thomas