Nur Geduld
Hallo,
Mit Penannten habe ich keine Erfahrung. Aber mit meinen beiden Prachtrosellas. Und die gehören ja auch zu den Plattschweifern.
Plattschweifer lassen sich nicht so leicht "zähmen". Du brauchst wirklich einen ganzen Haufen Geduld und Spucke.
Ich erzähle Dir gerne, wie ich es versucht habe, möchte Dir aber vorweg sagen, dass Du immer beachten solltest, dass ein auf den Menschen geprägter Vogel ein fehlgeprägter Vogel ist. Darum hast Du ja auch jetzt zwei. Und darum sollte es nicht Dein Ziel sein, ihn total zahm zu bekommen. Damit er immer weiß, dass er ein Vogel ist. Und bedenke, dass ein auf den Menschen geprägter Vogel furchtbar leidet, wenn er wieder lernen muss, ein wie ein Vogel sein muss.
Allerdings bin ich der Meinung, dass ein Vogel, den man in der Wohnung hält Gefahren ausgesetzt ist, und sei es, aus eigener Unachtsamkeit. Er sollte wenigstens so zahm ist, dass er sich auch mal aus einer misslichen Lage befreien lässt ohne in Panik zu geraten, nur weil Du Dich näherst.
Meinem Hahn ist so etwas passiert (hatte sich in einem an der
Voliere vergessenen Bindfaden verfangen - böser Fehler!!), wenn er nicht so zahm wäre (zumindest in der
Voliere), hätte ich ihn wohl nicht entheddern können. Ist ganz ruhig sitzen geblieben, als ich beruhigend auf ihn eingesprochen habe. Bei der Henne wäre die Katastrophe perfekt gewesen. Seit dem liegt hier nichts gefährliches mehr rum!
Erstmal habe ich herausgefunden, was sie richtig gerne fressen. Bei meinen war es rote Kolbenhirse, Zuckererbsen und Möhren.
Anfangs habe ich Ihnen das Futter vor die Nase gehalten, um ihre Neugier zu wecken. Bei dem Hahn hat geklappt, bei der Henne nicht.
Dann habe ich meine Hand in der
Voliere bequem abgelegt, einfach hingehalten, gut zugeredet (mhm lecker). Und irgendwann hat sie die Neugier überwältigt und mussten einfach mal probieren. Und bald hat jeder den anderen weggedrängelt, um zu naschen. Das ist natürlich ein Prozeß von... keine Ahnung... Wochen. Stundenlanges Stehen - man, mir taten die Beine und der Rücken weh! Möglichst täglich, am Wochenende möglichst mehrmals täglich.
Dabei wurde der Abstand zwischen Abbeißen und Finger immer kleiner. UND DIE BEIDEN HABEN JEDEN VERDAMMTEN MILIMETER BEMERKT!!!
Als das nach Ewigkeiten kein Problem mehr war, habe ich meinen Finger mal ohne Futter hingehalten. Habe über seinen Schnabel gestrichen und er hat daran geknabbert, die Henne wollte davon nichts wissen (Vogel mit Vergangenheit, leider, - hat zwar endlich keine Angst mehr vor mir, meine Hand darf sich ihr aber bis heute nicht nähern). Habe beim Hahn immer wieder meinen Finger unter den Bauch gehalten, bis er irgendwann für einen Moment sitzengeblieben ist, gleich gelobt, Leckerlie etc.
Nachdem ich sicher war, dass sie Vertrauen gefasst haben, habe ich in einem kleinen Raum - erst im Bad, später im etwas größeren Flur - so etwas auch außerhalb der
Voliere versucht (klein, damit ich keinen Marathon laufen muss). Erst nur von der Nascherei abbeißen, als das kein Problem mehr war, kam der krasse Teil. Der Finger ohne Naschen. Das Bad hat keine Landemöglichkeit außerhalb meines Zugriffsbereiches. Und so bin ich 1000x hin und her gelaufen und habe ihn auf den Finger gelockt. Er ist natürlich sofort abgehauen. Und hat vor Aufregung ganz doll geatmet. Das soll nicht passieren, immer schön Pause machen. Dummer "Anfängerfehler"! Immer ein bischen sitzen lassen, gut zureden und dann hingehen. Und irgendwann wird er mal auf den Finger kommen.
Man kann es auch zuerst mit einem Ast versuchen, hat bei mir aber nicht geklappt.
Höre nach einem guten Erfolg auf (auch wenn er noch so klein ist). Ganz viel loben und mit ihnen sprechen, Leckerlie geben. Und nimm immer nur einen Vogel mit. Im Wechsel.
Es klappt nicht beim ersten Versuch, auch nicht nach 15 Minuten oder nach 30 Min. oder länger.
Aber irgendwann wird es klappen. Wenn es nur bei einem klappt, sei nicht enttäuscht, lass den anderen immer zuschauen. Das hilft auch schon ein wenig - zumindest dass er Vertrauen fasst.
Bussi Gitti