Moin, Moin,
Nochmal Brutzeiten: der Hintergrund warum ich Daten suche.
Normalerweise wird die Brutzeit über die Tageslänge geregelt. Der Mechanismus ist etwa folgender: wenn es dunkel wird beginnt die Produktion des Hormons Melatonin im Vogel, genauer in der Zirbeldrüse. Unklar ist bisher wie das Licht wirkt, entweder über die Netzhaut des Auges möglich wäre aber auch eine direkte Lichtwirkung auf die Zirbeldrüse wie dieses bei Reptilien als „3. Auge“ nachgewiesen ist. (Melatonin ist auch beim Menschen zur Reglung des Tagesrhythmus zuständig – ihm verdanken wir den Jetleg.)
Melatonin regelt nicht nur den Tagesrhythmus sondern auch z.B. den jährlichen Rhythmus der Hoden der Halsbandsittichmännchen und damit die Brutzeit! Vermehrtes Melatonin ist in zwei der fünf Phasen der Hoden wirksam. In einer Phase bewirkt es ein Hodenwachstum und eine Aktivierung der Spermienproduktion, in einer weiteren Phase das Gegenteil. Das ist bei Halsbandsittichen aufgrund von Tierversuchen mit Melatonininjektionen gut belegt.
Der Zusammenhang zwischen langen Nächten und erhöhter Melatoninproduktion ist dann trivial: je länger es dunkel ist desto größer ist die Melatoninproduktion. Die Nachtlänge fungiert dabei als Taktgeber für einen im Vogel ablaufenden Rhythmus.
Im Normalfall ist die Synchronisation des Brutzeitpunktes mit der idealen Jahreszeit ein Weg einen möglichst großen Bruterfolg zu gewährleisten.
Ein wenig Astronomie
Astronomisch sind hier 4 Zeitpunkte im Jahr von besonderem Interesse:
- beide Sonnenwenden (um den 21.6 und um den 22.12)
- beide Tagnachtgleichen (um den 18.3 und 26.9.)
Am Äquator bleiben Tag- und Nachtlänge und somit die Jahreszeit fast konstant. Je weiter man nun nach Norden oder Süden geht, desto größer werden die Abweichungen von einem 12L:12D Tag. In Wiesbaden schwankt diese von ca. 8L:16D (23.12) zu einem ca. 16,20L:7,40D (21.6) Tag. Oberhalb der Polarkreise erreicht der Tag im Sommer 24 Stunden, im Winter die Nacht 24 Stunden. Die Jahreszeiten und damit auch die Tagnachtlängen sind auf der Nord- bzw. Südhalbkugel bei gleicher Breite spiegelbildlich um ein halbes Jahr verschoben.
Die Folgen:
Wenn dieser Mechanismus tatsächlich so funktioniert, müssten Vögel in höherer Breite über die früher höhere Melatoninproduktion früher brüten und schärfer abgegrenzte Brutzeiten besitzen. Richtung Äquator müssten die Brutzeiten länger und unklarer abgegrenzt sein. Halsbandsittiche sind mit ihrer fast weltweiten Verbreitung ein fast idealer Testfall.
Innerhalb der asiatischen Verbreitung scheint das zu funktionieren:
- in Indien wird von XII-V gebrütet, Brutzeitraum 6 Monate, Mittlerer Beginn III
- in Ceylon wird von XI-VI gebrütet, Brutzeitraum 8 Monate, Mittlerer Beginn III
Deutlich ist der Brutzeitraum im äquatornäheren Ceylon länger. Es wäre schön dazu mehr regionale Angaben zu haben. Arndts Onlinelexikon ist dazu etwas pauschal.
Mit den Afrikanern wird es schwierig: Brut VIII-XI das sind 4 Monate mit einem mittleren Beginn im Januar.
Wer Online etwas nachlesen möchte (meine Quellen zu Melatonin und Halsbandsittichen sind online nicht verfügbar):
Nette Einführung in die Idee der biologischen Uhr:
http://www.iiftc.de/ganz2/rhythmen/rhythmen1.html#5
Vögel und Melatonin
http://www.mpg.de/deutsch/aktuell/forschung/01_1/mpf01_1_060_063.pdf
http://www.vetmed.fu-berlin.de/online/rueth/rueth.html (nach 2.6 anfangen zu lesen)
Gruesse,
Detlev