Die Geschichte vom kleinen grauen Papagei
Es war einmal ein kleiner grauer Papagei und der hieß Lottchen.
Als Klein-Lottchen sich mühsam aus ihrem Ei herauspickte, da merkte sie schon, daß etwas mit ihr nicht stimmte.
Sie fühlte sich schwach und hatte nicht soviel Kraft wie ihre Geschwister.
Da fragte sie einen großen alten Mann, der hoch oben im Himmel wohnte :
„Bitte sag mir doch, alter weiser Mann, was stimmt mit mir nicht ?“
Der Mann antwortete :
„Lottchen, du hast eine schwere Krankheit, die unheilbar ist. Du wirst nicht lange auf dieser Welt bleiben können.“
Lottchen wurde ganz traurig und fragte :
„Wie lange darf ich denn noch leben ?“
„Vielleicht vier Monate oder ein halbes Jahr“, war die Antwort.
Drei Tage und drei Nächte grübelte Lottchen über das nach, was der alte Mann ihr gesagt hatte.
Sie hatte keinen Zweifel daran, daß es wahr war. Aber es fiel ihr schwer sich mit ihrem Schicksal abzufinden.
So beschloss sie, den alten Mann um einen Gefallen zu bitten.
„Lieeeber, güüüütiger Weiser....“ murmelte Lottchen ganz leise,
„wenn ich doch so bald sterben muß...darf ich mir dann mein Zuhause selbst aussuchen ?“
Und tatsächlich erfüllte ihr der große alte Mann diesen Wunsch !
So machte sich Klein-Lottchen auf die Suche nach dem schönsten Heim für einen kleinen, kranken, grauen Papagei.
Lottchen fand eine nette Dame, die gerade sehr traurig war, weil sie ihren liebsten Menschen verloren hatte. Margaretha (so hieß die Dame) suchte nach einem Wesen, dem sie ihre ganze Liebe schenken konnte.
„Margaretha ist die Richtige für mich“, dachte Lottchen bei sich.
„Sie wird bestimmt gut für mich sorgen. Und ich kann ihr als Dank dafür über ihre Trauer hinweghelfen.“
Lottchen hatte die beste Wahl getroffen ! Margaretha las ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
Bald hatte sie ihre Wohnung in ein Vogelparadies verwandelt.
Es befanden sich dort die schönsten Sachen, die es für Papageien zu kaufen gab. Und Lottchen bekam das beste Essen als leckeren Brei zubereitet.
Und weil sie nicht allein fressen konnte, fütterte sie Margaretha mehrmals am Tag mit einem Löffel.
Lottchen fühlte sich dermaßen wohl, daß sie sich nicht an die Lebensfrist von einem halben Jahr halten wollte.
Nein, Klein-Lottchen wollte leben leben leben !
Aber immer wieder kamen Tage, wo sie sich krank und schwach fühlte.
Und so manches Mal war Lottchen dem Tod näher als dem Leben.
Margaretha kämpfte dann immer wie eine Löwin dafür, daß die Stunde X nicht eintraf.
Sie fuhr sogar mitten in der Nacht mit ihr zur Tierärztin und blieb immer an ihrer Seite.
Lottchen bekam die besten Medikamente und die beste Behandlung - einfach ALLES !
Denn für Margaretha war sie ALLES !
Als die Frist von sechs Monaten verstrichen war, lebte Lottchen noch immer.
Sie war eine wunderschöne, lustige Graupi-Dame geworden, die nur Unfug im Sinn hatte.
Lottchen genoss jeden Tag als wäre es ihr letzter. Sie redete wie ein Mensch und verströmte die pure Lebenslust.
So gewann sie viele Freunde unter den Menschen.
Fremde Leute von weit her nahmen Anteil an ihrem Schicksal. Und sie gründeten sogar einen „Lotti-Fan-Club“ !
Als Lottchen ihren zweiten Geburtstag feierte, da war sie schon längst ein medizinisches Wunder geworden.
Denn eigentlich hätte sie schon seit langem tot sein müssen.
Stattdessen erfreute Lotti ihren „Fanclub“ mit ihren Streichen und ihrem berühmten
„Kuckuck“.
Der alte weise Mann da oben brachte es einfach nicht übers Herz Lottchen zu sich zu rufen.
Zu groß war ihr Lebenshunger. Und zu groß war die Liebe vieler Menschen zu dem kleinen grauen kranken Papagei.
Lottchen hatte mit der Zeit schon vergessen, daß sie nur eine begrenzte Frist auf Erden hatte.
Sie war so übermütig geworden, daß sie ihre Margaretha ständig necken mußte.
Manchmal biss sie ihr sogar die Finger blutig und schimpfte sich dann selbst
„böses Lottchen, du du du !“.
Eines Tages trieb sie es aber zu arg.
Da flog sie der Margaretha einfach auf den Kopf und hackte einen langen Riss in ihre Kopfhaut.
Margaretha war ganz verzweifelt über ihre kleine graue Maus.
„Lottchen, du bist ein richtiger Haustyrann geworden ! Ab jetzt werde ich nicht mehr so nachsichtig mit dir sein,“ schimpfte Margaretha.
Lotti besann sich darauf, wie gut sie es bei Margaretha hatte und beschloss insgeheim, in Zukunft artiger zu sein.
Aber das war leichter gedacht als getan. Lottchen hatte einfach den Schalk im Nacken und manchmal gingen die Gäule wieder mit ihr durch.
Sie wußte ganz genau, daß Margaretha ihr nicht lange böse sein konnte.
Und genau deshalb war Lottchen ja so ein glücklicher kleiner grauer Papagei.
Tja – und heute feiert Lottchen ihren dritten Geburtstag !!!
Keiner weiß, wie lange sich der alte Mann da oben noch erweichen läßt.
Aber alle ihre Freunde hoffen, daß es noch viele, viele Jahre sein werden !
Und weil sie nicht gestorben ist, haben wir heute einen Grund zum feiern !
Und wenn sie mal gestorben ist, dann wird sie für immer in den Herzen derer bleiben, die sie kennenlernen durften.
Aber Lottchen wird bestimmt ein dickes Stück Kuchen nach oben senden und damit noch ein paar Jährchen rausschlagen....
http://www.smilies.4-user.de/include/Geburtstag/smilie_geb_085.gif HAPPY BIRTHDAY, LOTTCHEN !!! http://www.smilies.4-user.de/include/Geburtstag/smilie_geb_085.gif