Es könnte alles so schön sein!!!
Guten Morgen alle zusammen,
auch wenn es mir heute so schwer fällt zu schreiben bin ich es Euch doch schuldig, die neuesten Informationen weiter zu reichen.
Zur Zeit geht es unserer Lotti so gut - die neuesten Tests haben ergeben, dass sie kein Ausscheider ist - somit habe ich mich zu nachfolgend aufgeführter Situation entschieden.
Ich habe vor ca. 4 Wochen erfahren, dass eine in Hamburg wohnende Frau ins Krankenhaus muss, anschliessend eine mehrmonatige Reha durchzustehen hat, und für ihren behinderten Grauen einen Pflegeplatz sucht. Mehrere Personen haben sich gemeldet, jedoch ist es zu keinem Abschluss gekommen. Da die Zeit des Krankenhausaufenthaltes immer näher kam, habe ich meine Hilfe angeboten. Es erfolgte eine Besichtigung meiner Vogelhaltung, und so holte ich heute, vor genau 14 Tagen, unseren kleinen Gast.
Unserem Lottchen hatte ich bereits erzählt, dass sie eine kleine Freundin bekommt und man mag es kaum glauben, bereits am 2. Tag hörte ich: "kriiiicht eine Freundin". Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen, aber sie wiederholt es ständig, auch wenn die kleine Freundin schon da ist.
Die Halterin meines Gastes hatte mir erzählt, dass das Vöglein nur auf dem Fußboden sich bewegen kann, da der Züchter beim Anbringen des Ringes ihr das Beinchen gebrochen hat und dieses unbehandelt gelassen hat. Deshalb sind die Zehen alle zusammen nur in eine Richtung gebogen, nur eine Kralle hat wohl etwas Gefühl. Sie robbt und humpelt auf dem Unterschenkel. Ausserdem wurde ein beschädigter Flügel unbehandelt gelassen, auch ist sie stark gerupft. Sie kann also nicht fliegen und nicht gehen. Außerdem hat der Vogel ein Männertrauma, denn bei einem vorherigen Kuraufenthalt der Besitzerin wurde das Tierchen von dem "Pfleger" so geschlagen und getreten, dass der ganze Kopf angeschwollen war und ein Sehen mit den Äuglein nicht möglich war.
Auf all diese Behinderungen habe ich mich eingestellt und mir vorgenommen, dem Tierchen ein liebevolles Zuhause zu geben. Der erste Anblick war ein Bild des Jammers. Nie zuvor habe ich so eine arme Kreatur gesehen. Alles was an diesem kleinen nackten Körperchen sich bewegen konnte, zitterte. Auch knurrte sie mich wie ein kleiner Hund an. Da ich sie nicht auf dem Fußboden dahinvegetieren lassen wollte, habe ich ihr eine kleinere Voliere eingerichtet, damit wenigstens die Sonnenstrahlen sie erreichen können und ein Blick aus dem Fenster möglich ist. Da sie sich mit der einen Kralle des beschädigten Beinchens am Volierengitter festhalten konnte, das andere Beinchen einen guten Halt auf einem dünneren Naturast hatte, saß sie in der Höhe von Lottis Bäumchen. So konnten sich Beide anschauen und miteinander kommunizieren. Ich war so gespannt wie Lotti reagieren würde, es war Liebe auf den ersten Blick, absolut keine Eifersucht.
Paulachen, wie ich das Vöglein nannte - ihr Name war Paulchen - fraß gut, genoss die Sonnenstrahlen und den Blick aus dem Fenster, und begann zu pfeifen, was von Lotti erwiedert wurde. Auch nahm sie bereits am ersten Abend ein wenig lauwarmen Brei vom Löffel. Es schien alles vollkommen zu sein und ich beschloss, nach ca. 2-3 Wochen, wenn sich Paulachen eingelebt hat, Frau Dr. aufzusuchen, um einen rundum Checkup machen zu lassen. Diesen Termin habe ich für kommenden Mittwoch vereinbart, aber es sollte anders kommen.
Ständig war Paulachen sich am Rupfen und ich traute meinen Augen nicht, als ich innerhalb und außerhalb des Käfigs diverse Blutspritzer vorfand und am Schwänzchen sich ein ca. 5cm langer Blutfaden, der bereits ein wenig angetrocknet war, bewegte. Ein Anruf bei der Ärztin gab Entwarnung, aber wir fuhren gleich am 17. in die Praxis. Alle nur möglichen Tests sollten durchgeführt werden, Abstriche aus Kropf und Kloake untersucht werden, und vor allen Dingen sollten Röntgenaufnahmen des gesamten Körperchens gemacht werden. Auch bat ich darum, den Ring abzunehmen, da sie auf diesem sich bewegt, was sicherlich nicht angenehm ist.
Alles erfolgte Absprachegemäß und als Frau Dr. mit ernstem Gesicht zur Besprechung der Röntgenaufnahmen erschien, überkam mich Angst. Frau Dr. sagte, dass sie so etwas in ihrer langjährigen Praxis noch nicht gesehen hat. Paulachen hatte mehrere unbehandelte Brüche, einen ausgekugelten, unbehandelten Flügel, das gesamte Skelett ist total deformiert und teils verknöchert. Das hat zur Folge, dass sich auch die inneren Organe falsch plaziert haben. Rundum, ein Bild des Jammers. Mir wurde klargemacht, dass dieses Tierchen sicherlich keine sehr hohe Lebenserwartung hat.
Paulachen hat die gesamte Prozedur gut verkraftet und ist guter Dinge. Der erste Anruf der Frau Dr. kam schnell und brachte positive Nachrichten. Die inneren Organe sind eigentlich in Ordnung, was Freude aufkommen ließ.
Am Donnerstagnachmittag erhielt ich den 2. Anruf, der mich nicht mehr zur Ruhe kommen und an der Menschheit verzweifeln läßt. Die ersten Testergebnisse liegen vor: PAPAGEIENKRANKHEIT / POSITIV - POLYOMA / POSITIV -
Ausserdem befinden sich im Kropf und der Kloake 3 verschiedene Bakterien, die nicht dahingehören. Ergebnisse von Herpes, Borna und PBFD stehen noch aus, ändern jedoch nichts an der Gesamtsituation.
Die Papageienkrankheit ist ansteckend für Tier und Mensch, ist nicht heilbar, und muss der Behörde mitgeteilt werden. Paulachen ist zur Zeit kein Ausscheider, kann aber bereits Lotti angesteckt haben. Für einen Test an Lotte ist es noch zu früh. Ich soll Lottchen sofort separieren, was gar nicht einfach ist, fast unmachbar.
Heute morgen rief Paulachens Besitzerin an, der ich alles erzählte. Auch, dass es keinen anderen Weg gibt, als Paulachen von ihrem Leiden zu erlösen und sie über die Regenbogenbrücke zu begleiten. Ich bin so froh, dass auch sie informiert ist. Dieser traurige letzte Gang ist für diese Woche vorgesehen.
Lottchen hat erstmals "eine kleine Freundin" kennengelernt und ich habe den Eindruck, dass beide Vögel damit glücklich sind. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass mir nicht BEIDE genommen werden.
WAS GIBT ES NUR FÜR MENSCHEN
Ganz traurige Grüsse von
Paulachen, Lottchen und Margaretha
Aufnahmen und ein Video, das bereits bei Youtube (loritasuck) eingestellt ist, werden nachgereicht