Hallo Bettina,
gestern hatte ich deinen Beitrag gelesen, aber mir erst mal Zeit gelassen, da meine Gefühle verrückt spielten.
Da ich die vorangegangene Geschichte nicht kenne, werde ich nur darauf eingehen was ich hier gelesen habe.
Und vorneweg schliesse ich mich uneingeschränkt den Worten der Vor
poster an.
Zuersteinmal sollst du wissen, dass ich diese Wut kenne, wenn der Kleine schreit, als würde er gerade schlimm gefoltert. Als auch ist mir das Nerven aufreibende an solchen Situationen bekannt. Jedoch egal wie wütend ich manchmal auch bin, immer muss ich daran denke, dass er sich das einsame Leben bei uns nicht ausgesucht hat. Wir Menschen sind es die über das Leben sowie die Umstände ihres Lebens entscheiden.
Natürlich motzt er, wenn du das Handtuch in die Hand nimmst. Da er weiss was ihm blüht. Wir können von Kindern nicht erwarten, dass sie konsequent denken. Wenn dies dann dies, ansonsten dieses oder jenes (Nachdem Excelprinzip).
Die meisten Vogelarten (überhaupt Tier- oder Menschenarten) leben im Rudel. Sie haben permanente Gesellschaft und auch das große Bedürfnis sich ihnen mitzuteilen. Der kleine Pepino ist da nicht anders.
Genauso wie man Kinder nicht bestrafen soll, weil sie sich nach Gesellschaft sehnen, sollte man es auch nicht mit Tieren tun.
Wir haben auch eine süsse Amazone im Haus. Der Schreihals heisst Rico. Am Anfang war ich total unsicher und verängstigt, weil ich nicht wusste wie ich mit dem Kleinen umgehen soll. Denn die ersten Tage war Rico sehr agressive. Heute verstehe ich dieses Verhalten. Da wir seine vierte Familie, in seinem kurzen Leben waren. Im ersten Heim lebte er mit anderen Amas zusammen. Dann verstarb sein menschlicher Freund und die Frau von diesem Freund verkaufte ihn. Die die ihn anschliessend erwarb hatte noch zwei andere Amas zu hause. Aber diese waren ein Paar und duldeten keine andere Ama in ihrer Nähe. So brachte diese Frau Rico zu ihrer Schwiegermutter. Dort durfte er nicht überall sitzen, weil die teuren Möbel oder Pflanzen ja beschädigt werden könnten. Und als ich meine Mutter besuchte und Rico kennenlernte, als auch erfuhr, dass er die kommende Woche an einen Vogelpark (in Hessen) verschenkt werden sollte, hab ich ihn zu uns genommen. Und von ganzem Herzen wünsche ich mir für diesen lieben Engel, dass wir sein letztes Heim sind und, dass er uns lange lange erhalten bleibt.
Aber wie gesagt, nach nur 1,5 Tagen hatte ich bereits Angst irgendetwas falsch zu machen, weil er doch so agressiv war. So hatte ich mich an dieses Forum hier gewendet. Denn einerseits wollte ich ihm kein neues Zuhause zumuten und andererseits war ich nicht sicher ob ich mit ihm umgehen kann. Aber die Fürsorge hier in diesem Forum, das muss mal gesagt werden, ist einmalig
Das Verhalten von Rico hat sich normalisiert (wenn man das überhaupt in Bezug auf die so temperamentvollen Amas sagen kann
). Er weiss heute, dass jeden Tag, rund um die Uhr jemand für ihn da ist und dass er jetzt zu hause ist. Wir haben uns in Bezug auf sein Verhalten in Geduld und Verständnis geübt. Und glaube mir, auch wir wissen, dass Amas beides bis an ihre Grenzen bringen können.
Vielleicht seid ihr mit Pepino einfach überfordert? Das ist ja menschlich. Wenn ihm kein weiterer Artgenosse zugewiesen werden kann und auch die Menschen um ihn herum nicht den ganzen Tag Zeit für ihn haben, dann wäre vielleicht die Alternative ihn an eine Familie zu geben, die bereits Amazonen im Haus hat? Vielleicht an eine Familie die in eurer Nähe wohnt, dass ihr ihn ab und zu besuchen könnt?
Denn auf den Bildern hab ich gesehen, dass Pepino im Käfig gehalten wird. Und das ist auch so eine heikle Sache, gerade bei einer Person die auch noch alleine gehalten wird. Wobei sie doch eine genauso große und starke Gefühlswelt wie wir Menschen besitzen?
Rico wurde im Sommer einige male, zum sonnenbaden, in den Käfig gesperrt und nach draussen gefahren. Die ganze Zeit hatte er geschrien und egal was ich gerade tat, alle paar Minuten musste ich zu ihm, meinen Finger durchs Gitter stecken und mit ihm reden. Bis ich endlich kapierte, dass jede Art von Käfighaltung, auch wenn sie lediglich darin bestand ihn zu sonnen, für ihn eine Demütigung ausmachte. Weil er doch der Herr der Lüfte ist (zumindest bildet sich Rico das ein
) So hatte ich ihn mal beobachtet. Als er sah, dass wir die Nymphies wieder zum sonnenbaden in die Käfige steckten, hatte er sich versteckt. Da hab ich Schwachkopf erst verstanden, egal wie sehr er das Baden auch mag, in den Käfig wollte er nicht. Seitdem wurde er auch nie wieder in einen Käfig gesteckt. Das Baden hat sich übrigens auch erübrigt, da er alle zwei Tage mit mir unter die Dusche geht.
Anfangs hatten wir Rico, fürs schlafengehen im Vogelzimmer untergebracht. Und jeden morgen ab 7 Uhr in der Früh, hatte er angefangen zu schreien, dass einer von seinen Menschen zu ihm kommen soll. Denn wer will schon alleine sein?
Aber irgendwann gab es in der Nacht mal Ärger da unten im Vogelzimmer und wir holten ihn zu uns ins Schlafzimmer. Seitdem kann er auch nicht mehr im Vogelzimmer schlafen. Er muss zu uns ins Schlafzimmer, weil wir "seine Leute" sind.
Natürlich ist das irgendwann nicht mehr tragbar. Denn mich hat er sich als seine Bezugsperson ausgesucht. Was nichts anderes bedeutet, dass ich den ganzen Tag für ihn dasein muss. Weder kann ich dabei irgendeine Tätigkeit ausüben, weil er doch alles anbeissen muss, noch irgendeine Art von Privatsphäre haben, weil er die ganze Zeit an mir klebt. Ob auf der Schulter, auf der Brust, an den Armen oder im Nacken, Rico ist überall
.
Wir haben schon vor Monaten nach einem Partner für ihn ausschau gehalten. Und wenn nichts schief läuft hat er auch am 26.10 dieses Jahres endlich seinen heissersehnten Partner. Zumindest den ersten Artgenossen den wir ihm anbieten können.
Aber letzendlich besteht meine Botschaft darin, euch zu sagen, dass so ein intelligentes als auch emotionales Wesen unbedingt entweder einen Artgenossen oder einen 24 stunden Menschen braucht.
Meinen Beitrag habe ich lediglich im Interesse von Pepino geschrieben und die Interessen der dazugehörigen Menschen ersteinmal weggelassen. So wie ich es zu hause ebenfalls handhabe.
Ich möchte euch mit meinen Worten auf keinste Weise verletzen oder beleidigen. Sollte ich versehntlich euch auf den Schlips getreten sein, so möchte ich mich dafür entschuldigen.
Herzlichst liebe Grüße
Aicha