Hallo Manuela,
> Ihr schreibt, dass mich mich nur über die Fähigkeiten und nicht über die artgerechte Haltung von Grauen erkundige! Das liegt einfach nur daran, dass ich noch vor wenigen Minuten dachte, bevor ich eure Antworten laß, dass mir über diese das Wichtigste bekannt wäre. (Deshalb werd ich mich natürlich erstmal hier im Forum und in Büchern weiter informieren).
Das ist auch sehr lobenswert! Wenn das alle Papageien-Interessierten so machen würden, dann gäbe es weniger Spontankäufe, enttäuschte Besitzer und traurige Piepmätze...
> Was meine Fragen anch den Kosten anbelagt, so wollte ich mir einfach nur mal ein Bild machen o´b ich die Haltung eines Papageien auch wirklich finanzieren kann (ja, kann ich!).
Schon klar. Ich bin auch nicht dafür, Züchtern Wahnsinnspreise zu zahlen, weil man keinen Marktüberblick hat. Aber vom Preis des Vogels abgesehen, kostet eine geeignete
Voliere erstmal zwischen 500 und 1.000 EUR (je nachdem, ob Eigenbau oder gekauft). Das ist auch gar nicht so viel teurer als diese 08/15-Käfige. Futter ist kein Kostenfaktor, aber wiegesagt: der Vogeldoktor kann in's Geld gehen.
Wichtiger als die Kosten finde ich aber langfristig die Frage, ob man sich angemessen um so ein Tier kümmern kann. Das heisst halt 50 Jahre lang für den Geier da zu sein, sich solche Sachen wie Urlaub abzuschminken, wenn man keine angemessene Betreuung für das Tier hat (Tierpension ist auch nicht umsonst; unserem einzelnen Grauen könnte ich das auch gar nicht zumuten). Der ist mit mir verheiratet, da muss ich immer da sein :-/
> Was das Flügelstutzen betrifft: Meiner Meinung nach kann ein Papagei seine Flugbedürfnisse in einer Wohnung oder auch einem Haus sowieso nicht richtig ausleben! Bei den wenigen Flügelschlägen die er dort machen kann, tut es sich soch eigentlich in nichts ob er gestutzt ist oder nicht?!
Es gibt da einen ganz wichtigen Unterschied! Gestutzt heisst nicht, dass der Vogel nur wenige Flügelschläge machen kann - das ist allein eine Frage der Kondition bzw. Flugmuskulator. Gestutzt heisst: der Vogel kann nur noch von oben zu Boden flattern, aber nicht mehr an Höhe gewinnen, weil ihm mangels Federn der Auftrieb fehlt! Das heisst: auch im Zimmer wird er nicht von der
Voliere auf den Schrank fliegen können, sondern nur von der
Voliere auf den Boden. Da sitzt er dann dumm rum und braucht immer deine Hilfe (oder Leitern, Seile, Äste usw.), um wieder nach oben zu kommen :-( Du nimmst ihm damit also seine Bewegungsfähigkeit und machst ihn unnötig zum 'Behinderten' :-(((
> Bzgl. der Eizelhaltung, kann ich euch nur zustimmen, dass zwei Tiere warscheinlich artgerechter wären. ich denke aber auch, dass man mit Genügend Zeit, so wie ich die für den Papagei zur Verfügung habe auch einem Einzeltier ausreichend Beschäftigung bieten kann!
Das geht sicher, ich mache das zwangsweise auch so. Unser blinder Grauer wird seit über 30 Jahren allein gehalten, und es geht ihm prächtig. Allerdings ist er mit mir 'verheiratet', und das ist sehr zeitaufwändig. Der Gute verlangt täglich mehrere Stunden volle Aufmerksamkeit von mir.
> Nochmal zum Flügelstutzen, ist es denn möglich einen Graupapagei so zu trainieren, dass man ihn auch ungestutzt mit nach draußen nehmen kann?
Das würde ich niemals wagen. Sowas mag 1.000 mal gut gehen, aber beim 1.001. mal haut er dir ab. Der Vogel muss sich nur mal erschrecken (Raubvogel, Krach, sonstwas) - und ehe du dich versiehst, ist er in Panik 100 m weit geflattert, hat die Orientierung verloren, und je nach Umgebung findest du ihn nicht wieder. Kommt halt drauf an. Einen Grauen auf der Straße findest du vielleicht wieder - einen Grauen im Kornfeld ganz sicher nicht...
Da bleibt dir nur die Wahl zwischen Anketten (ist das eigentlich in D verboten?) oder Außenvoliere bauen. Letzteres wäre für de Vogel sicher das beste. Denn 'draußen sein' - Sonne, Regen, Wind, Wärme - ist für den Geier das beste, was es gibt. Wir haben für unseren (obwohl er flugunfähig ist) auch einen kleinen (170x100 cm) Käfig für den Garten gebaut. Denn auch, wenn er nicht fliegen kann - laufen kann er ordentlich schnell...
Überleg' dir doch mal, ob nicht ein behinderter 'Gebrauchter' das richtige für dich wäre. Es gibt so viele ältere Graue, die wegen Alter, Sehschwäche/Blindheit, Aspergillose, Rupfen usw. nicht mehr fliegen und z.T. auch nicht mehr vergesellschaftet werden können. Vielleicht gibt es in deiner Nähe ein Tierheim oder eine Vogelvermittlung - da liegen solche Tiere erfahrungsgemäß wie Blei in den Regalen, weil die meisten Interessenten eben junge und gesunde Tiere wollen (wobei behindert ja nicht krank heissen muss).
Wenn du so einen aufnimmst, küssen dir die Vermittler die Hand. Da hättest du einen Hausgenossen, der für eine liebevolle Behandlung sicher sher dankbar wäre. Und der Kaufpreis spielt bei solchen Tieren auch keine Rolle mehr.
Viele Grüße,
Stefan