Ich möchte mich jetzt auch einmal zu Wort melden zu dem ganzen Dilemma Vogelschlag an Windkraftanlagen, Gebäuden, Stromleitungen und Autoverkehr...
Fangen wir mit den Windkraftanlagen an...
Diese Anlagen lohnen sich nun einmal nur dort, wo die "Windausbeute" hoch genug ist.
Dies findet nun einmal im Binnenland hauptsächlich auf Hügeln oder Bergen statt, meist direkt im Bereich der Talschneise, den viele Zugvögel nutzen...
Zum Einen sind dies die ganzen Kleinvögel, die die Täler als Zugschneisen nutzen, zum anderen sind es die Vögel ab etwa Turmfalkengröße, die die Thermik ausnutzen...
Gerade die sind von den ganzen Windkraftanlagen betroffen, weil sie in den Bereich der Rotorblätter kommen.
Zu Fledermäusen gibt es einige Untersuchungen, und dort sind fatale Ergebnisse festgestellt worden (Literaturlisten folgen in einem späteren Posting, hab ich gerade nicht parat).
An der See sieht das ganze noch fataler aus, weil dort regelrechte Windparks errichtet werden, die eine große Flächenwirkung besitzen, was ein regelrechtes "Schlachtfest" bedeutet.
Stromleitungen an sich haben auch eine enorme Verlustrate (Trotz Isolatoren und Bällen), auch dort gibt es zahlreiche Untersuchungen.
Gebäude fordern unter den Vogelschlagopfern die zweithöchsten Zahlen, weil es sich hier nicht nur um "Lokale Standorte" handelt, sondern weil eine Großstadt wie eine riesige, verwinkelte Glaswand wirkt (und wieviele Städte haben wir in Deutschland, wie viele große Glasflächen gibt es in einer Stadt...)
Der Straßenverkehr zuletzt dürfte die höchsten Opferzahlen erbringen, weil immer mehr Straßen, Autobahnen und letztendlich auch Autos existieren...
Über das Pro und Contra AKW und Windenergie kann man endlos diskutieren, aber es muss schon ein vernünftiger Kompromiss zwischen Bau eines Windparks (genauere Untersuchungen der Zugkorridore und der Durchzugszahlen an entsprechenden Standorten VOR dem Bau eines Parks) und Nutzung von anderen Energieerzeugungsarten gewählt werden.
Zu den ganzen Untersuchungen von Vogelopfern an Gebäuden, Windkraftanlagen und auch Stromleitungen und Straßenverkehr muss auch berücksichtigt werden, dass bis zu 95% der Opfer von Prädatoren verschleppt werden und nicht mehr aufzufinden sind.
Weiterhin gibt es auch Personen, die die Vögel einfach entfernen (Gebäude).
Nicht zuletzt gilt gerade im Straßenverkehr, dass die wenigsten Opfer gefunden werden, weil die Autos eine derart hoge Geschwindigkeit besitzen, dass die Opfer irgendwo in de Pampa geschleudert werden nach dem Aufprall (selbst Scheibenopfer können bis zu 10m entfernt irgendwo im Gebüsch liegen wegen der hohen Aufprallgeschwindigkeit, eigene Erfahrung
).
Und auch bei Windkraftanlagen können Kleinvögel (je nach Windverhältnissen) bis in eine Entfernung von 100m weit geschleudert werden!
Das alles ist kein einfaches Thema, und die Untersuchungen sind teilweise schon mit Vorsicht zu genießen, weil sie meist nur Stichprobenartig erfolgen.
Ich selbst war auch schon bei einer Untersuchung für 5 geplante Windräder dabei, der Auftraggeber hat nur 3-4 Untersuchungstage genehmigt für 5 verschiedene Kleinstandorte, insgesamt ein Kontingent von ca. 50 Stunden (inclusive Fahrtzeiten), das ist wirklich nicht viel...
So, das wars erst einmal...
LG, Micha