Liebe Gisela!
Meine beiden Urlauber sind heil zu Hause angekommen. Vom Fahrer habe ich noch eine kleine Palette Schimmelkäse-Variationen überreicht bekommen. Ich fand das sehr nett, weiß aber nicht, ob das aus Freude geschah, weil die beiden Fahrgäste so nett waren, oder aus Dankbarkeit, dass er sie wieder los ist. Wie ich höre, soll Max während der Fahrt dauernd aufs Lenkrad gehüpft sein und gerufen haben: „Dreh um! Zu Jacko und Henry geht’s die andere Richtung! Haaallloooo ... umdrehn, du Saaaaftsaaaack!“ Mia sagt, später habe Max in einem Stoffbeutel an der Windschutzscheibe gebaumelt.
Tja, und da wären wir auch schon beim Thema:
Gisela H schrieb:
Max sei es egal, wenn du weinst, denn er weint wohl auch oft. Besonders wenn er an der Wäscheleine hängen muss. Er würde das dir gegenüber nicht zeigen, sondern sich oftmals in den Schlaf weinen. Muss ich das glauben? Rinus, ist das wahr? .
Ich will dir gern glauben, dass Max dir das berichtet hat, wahrscheinlich sogar mit bebender Stimme und feuchten Augen. Ich bin auch bereit, darüber nachzudenken, ob ich als Mutter etwas zu streng bin, doch fällt mir dies, ehrlich gesagt, schwer, wenn ich daran denke, wie Max neulich an der Leine hing und ununterbrochen nach der Melodie vom „Lummerland-Lied“ grölte: Ei...ne Riiiinus mit zwei Bergen und ´nem breiten Arsch daran ...“ Und dies war nur die erste Zeile. Muss ich weiterreden? Nein, Gisela, dem Jungen geht es gut. In den Schlaf heult er sich nicht, und auch sonst sprudelt er von dummen Ideen. Ich lasse mich nicht hinters Licht führen. Dafür war es teuer genug, die Sofagarnitur reinigen zu lassen, weil Max mit Akazienhonig Opas Briefmarkensammlung auf den Bezug gepappt hatte: Da kämen diese „blöden Zackenbildchen“ mal ordentlich zu Geltung, hieß es dazu.
Und was war das mit den Verhandlungen im Stollen? Über Kanarienvögel? Gut, dass du dies ansprichst. Ich bin nun gewarnt und werde mit aller Kraft zu verhindern wissen, dass Kalli, Kairo und Lotte einer Laufbahn als Grubenluftwarner entgegensehen. Auch wird Max in der nächsten Zeit keinen Karton und kein Tesa-Film in die Hand bekommen. Und allein zur Post fliegen darf er schon gar nicht.
Mia dagegen strahlt bis hinab zur Schwanzspitze. Sie redet nicht viel, und ich werde abwarten müssen, an welchen Informationen sie mich noch teilhaben lässt. Ab und zu seufzt sie, dann schaut sie sich das Kettchen an, das Rory ihr damals geschenkt hat, dann hält sie inne, schaut in die Ferne und formt den Schnabel zu einem O...o. Ich ahne, womit das zusammenhängt, und hoffe sehr, dass bei dir zu Hause jetzt nicht eine traurige Cora sitzt und an der Welt verzweifelt. Sollte etwas Derartiges an meine Ohren kommen, so werde ich mir das Fräulein Mia einmal gehörig zur Brust nehmen. So geht das ja nun nicht ... sich in fremde Beziehungen einmischen! Außerdem hatte ich Mia gewarnt. Sie wusste also, auf was sie sich einließ.
Liebe Gisela, bleibt mir nur, mich recht herzlich zu bedanken für deine Gastfreundschaft. Max rühmt deine Kartoffelknödel und Mia deine geschmackvollen Übertöpfe im Wohnzimmer. Von deiner Familie sind beide gleichermaßen begeistert. Ich hoffe, dass Coco und Cora bald mal wieder uns besuchen kommen werden. Du weiß, sie sind immer herzlich willkommen bei uns.
Viele Grüße, auch von Mia und Max
Rinus
P. S. Nein, Anita, mein Max ist immer so flegelhaft. Die Pubertät kommt ja noch, und ich rechne damit, dass er dann entweder das Haus unter Wasser setzt oder heimlich zum Trampen aufbrechen wird, nach Marokko oder Bombay. Ich weiß nicht, woher er dieses störrische Temperament hat. Es ist zum Verzweifeln! Ich hab seinem Züchter schon 3000 Euro geboten, dass er ihn zurücknimmt, wenigstens für ein halbes Jahr, aber er hat nur aufgelacht am Telefon und geantwortet: „Sie machen Scherze, gute Frau!“