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Rinus
Guest
Sodele: Alles der Reihe nach.
Lieber Thorsten!
Ich bin begeistert! So viel zu sehen und zu erleben in der Rhön – grandios. Schloss ist okay, Dom auch, ebenso Michaeliskirche und die Milseburg. Ich persönlich halte ja sehr viel davon, die Jugend schon frühzeitig an die kulturellen Wurzeln unserer Heimat zu führen. So eine kleine Dombesichtigung mit kindgerechter Unterweisung in der barocken Baukunst würde den geistigen Horizont meines norddeutschen Flachland-Geflügelpärchens enorm erweitern. Bei uns ist nämlich alles platt wie ein Teller, und die einzigen Erhebungen sind Schlösser, gebaut in der so genannten Weser-Renaissance – etwas verspielt und wohl eher was für Mädels, die von weißer Hochzeit träumen. Ist Fulda nicht Bischofsitz, und ist im Dom nicht der hl. Bonifatius bestattet? Gelle, da staunst du, was? – Dass ich das weiß? Jaja, so ein kleiner Brockhaus-Band, billig geschossen auf dem Flohmarkt, kann eben manchmal unschätzbare Dienste leisten (und enorm Eindruck schinden) .
Gut, weiter im Programm. Märchenstunde, Marionettentheater, Tropfsteinhöhle und Kloster sind ebenfalls genehmigt, allerdings möchte ich energisch darauf drängen, von der Weinprobe bei den Mönchen abzusehen. Erinnerst du dich denn nicht, was aus der armen, unschuldigen Cora geworden ist, nachdem sie (heimlich?) an Giselas geistigen Erbauungsvorrat gegangen war? Du brauchst nur oben nachzuschauen auf dem Foto, dann weißt du, welch verheerende Wirkung bereits kleinste Mengen Alkohol haben auf das Minenspiel von Amazonen. Und ich möchte nicht, dass dann im Klostergarten womöglich andere Touristen meine beiden grünen Lieblinge anstarren oder gar mit dem Finger auf sie zeigen. Deshalb: Bitte immer darauf achten, dass sie nur alkoholfreie Getränke zu sich nehmen. Malzbier darf es meinetwegen auch mal sein.
Kommen wir zu der eigentlichen Rhönwanderung. Ich finde es supersüß von dir, dass du Mia im Babytuch mitnehmen willst! Da sag noch mal einer, du wärst kein sensibler Mann! Und Gaby hat dir ihren Lee nicht anvertrauen wollen, weil sie dich insgeheim für unsolide hielt ... na, ich nehme an, jetzt ist sie eines Besseren belehrt, und vielleicht sogar bereut sie es, nicht dein großzügiges Angebot angenommen zu haben? Aber jetzt ist es zu spät: Jetzt hat schon Max in dir einen würdigen Vaterersatz gefunden.
Und da sind wir auch schon beim eigentlichen Thema. Weißt du, Thorsten, ich finde es ja ganz, ganz prima, dass du dich besonders um Max kümmern willst. Ich sagte es schon: Ich als allein erziehende Frau ... junger Bengel ...Widerworte ... es fehlt die männliche leitende Hand. Ich fühle mich manchmal so hilflos und überfordert, und nachts, ja, da wache ich auf und grübele, ob ich auch alles richtig mache mit meinem kleinen grünen Jungen? Du ahnst gar nicht, wie sehr es mich entlastet, dass Max für ein paar Tage zu dir kommen darf - zu dir, um all das zu erleben, was ich ihm als Mutter nicht bieten kann: Wandern, zelten, Jux machen unter Männern und ja, auch mal über die Stränge schlagen, meinetwegen auch mal zu niesen, ohne sich die Hand vorzuhalten – Männerrituale eben.
Und eigentlich hatte ich gedacht, auf so einer Wanderung böte sich doch mal Gelegenheit für das eine oder andere Gespräch unter Männern. Du weißt schon, Thorsten ... große Vögel, kleine Vögel, Balz, Nest, Familie. Max wird jetzt groß und ist schon recht verständig. Aber ich als Frau ... mir fehlen einfach die richtigen Worte. In meiner Verzweiflung hab ich schon unseren Eiermann angesprochen, der immer donnerstags kommt. Und der sollte es doch wissen. Aber er hat gesagt, sonst herzlich gern, gute Frau, doch er kenne sich nur aus mit Hähnen, Putern, Gantern und Erpeln – von Amazonen und deren Weg zum Erwachsenwerden haben er leider keine Ahnung.
Siehst du, Thorsten, jetzt vertraue ich auf dich. Kannst du bitte mal mit Max ... na, über die „Tatsachen des Lebens“ reden? Und jetzt wirst du sicher verstehen, warum ich es für nicht so gut halte, Mia im Babytuch auf die Wanderung mitzunehmen. Sie würde doch nur im Weg sein. Wir lassen sie am besten in ihrem Liegestuhl auf dem Berg, und wenn’s später dann ins Marionettentheater geht, könnt ihr sie ja dort abholen. Sie ist übrigens ganz vernarrt in dich - weil du den Flugschein machen willst, um ihr die Rhön von oben zu zeigen (zu süß!). Ach, seit ich ihr davon erzählt habe, hat sie das Poster von dem feschen Seeadler von der Wand genommen.
Aber zweierlei möchten Mia und Max gern noch wissen: Was heißt „Was zu essen finden wir in der Natur“? Und wieso Bikini und Badehose einpacken? (Du gibst wohl nie auf, was?). Max lässt ausrichten, dass er dir gern beim Kauen von Beeren, Gras und Borke Gesellschaft leisten werde, aber es für sich selbst vorziehe, den gewohnten Speisen treu zu bleiben. Ich habe ihm bereits die Telefonnummer von „Bord Box“ rausgesucht und einen Hochstand mit Wildschwein-Fütterungsananlage als Lieferadresse angegeben. Ihr müsst euch dann nur noch über den Termin einig werden.
So, haben wir alles geklärt? Ach ja, nach Ostern hast du keinen Urlaub mehr, sagst du. Tja, und vorher noch schnell ... ist ein bisschen zu stressig, nicht wahr? Ach, weißt du was, schicke doch erst einmal deinen lieben Neo zu uns, und dann sehen wir weiter. Was hat er denn gesagt, als du ihm von den Ferienplänen bei uns erzählt hast? Freut er sich auf uns?
Viele Grüße
Rinus + das erwartungsfrohe Salatgeflügel.
Lieber Thorsten!
Ich bin begeistert! So viel zu sehen und zu erleben in der Rhön – grandios. Schloss ist okay, Dom auch, ebenso Michaeliskirche und die Milseburg. Ich persönlich halte ja sehr viel davon, die Jugend schon frühzeitig an die kulturellen Wurzeln unserer Heimat zu führen. So eine kleine Dombesichtigung mit kindgerechter Unterweisung in der barocken Baukunst würde den geistigen Horizont meines norddeutschen Flachland-Geflügelpärchens enorm erweitern. Bei uns ist nämlich alles platt wie ein Teller, und die einzigen Erhebungen sind Schlösser, gebaut in der so genannten Weser-Renaissance – etwas verspielt und wohl eher was für Mädels, die von weißer Hochzeit träumen. Ist Fulda nicht Bischofsitz, und ist im Dom nicht der hl. Bonifatius bestattet? Gelle, da staunst du, was? – Dass ich das weiß? Jaja, so ein kleiner Brockhaus-Band, billig geschossen auf dem Flohmarkt, kann eben manchmal unschätzbare Dienste leisten (und enorm Eindruck schinden) .
Gut, weiter im Programm. Märchenstunde, Marionettentheater, Tropfsteinhöhle und Kloster sind ebenfalls genehmigt, allerdings möchte ich energisch darauf drängen, von der Weinprobe bei den Mönchen abzusehen. Erinnerst du dich denn nicht, was aus der armen, unschuldigen Cora geworden ist, nachdem sie (heimlich?) an Giselas geistigen Erbauungsvorrat gegangen war? Du brauchst nur oben nachzuschauen auf dem Foto, dann weißt du, welch verheerende Wirkung bereits kleinste Mengen Alkohol haben auf das Minenspiel von Amazonen. Und ich möchte nicht, dass dann im Klostergarten womöglich andere Touristen meine beiden grünen Lieblinge anstarren oder gar mit dem Finger auf sie zeigen. Deshalb: Bitte immer darauf achten, dass sie nur alkoholfreie Getränke zu sich nehmen. Malzbier darf es meinetwegen auch mal sein.
Kommen wir zu der eigentlichen Rhönwanderung. Ich finde es supersüß von dir, dass du Mia im Babytuch mitnehmen willst! Da sag noch mal einer, du wärst kein sensibler Mann! Und Gaby hat dir ihren Lee nicht anvertrauen wollen, weil sie dich insgeheim für unsolide hielt ... na, ich nehme an, jetzt ist sie eines Besseren belehrt, und vielleicht sogar bereut sie es, nicht dein großzügiges Angebot angenommen zu haben? Aber jetzt ist es zu spät: Jetzt hat schon Max in dir einen würdigen Vaterersatz gefunden.
Und da sind wir auch schon beim eigentlichen Thema. Weißt du, Thorsten, ich finde es ja ganz, ganz prima, dass du dich besonders um Max kümmern willst. Ich sagte es schon: Ich als allein erziehende Frau ... junger Bengel ...Widerworte ... es fehlt die männliche leitende Hand. Ich fühle mich manchmal so hilflos und überfordert, und nachts, ja, da wache ich auf und grübele, ob ich auch alles richtig mache mit meinem kleinen grünen Jungen? Du ahnst gar nicht, wie sehr es mich entlastet, dass Max für ein paar Tage zu dir kommen darf - zu dir, um all das zu erleben, was ich ihm als Mutter nicht bieten kann: Wandern, zelten, Jux machen unter Männern und ja, auch mal über die Stränge schlagen, meinetwegen auch mal zu niesen, ohne sich die Hand vorzuhalten – Männerrituale eben.
Und eigentlich hatte ich gedacht, auf so einer Wanderung böte sich doch mal Gelegenheit für das eine oder andere Gespräch unter Männern. Du weißt schon, Thorsten ... große Vögel, kleine Vögel, Balz, Nest, Familie. Max wird jetzt groß und ist schon recht verständig. Aber ich als Frau ... mir fehlen einfach die richtigen Worte. In meiner Verzweiflung hab ich schon unseren Eiermann angesprochen, der immer donnerstags kommt. Und der sollte es doch wissen. Aber er hat gesagt, sonst herzlich gern, gute Frau, doch er kenne sich nur aus mit Hähnen, Putern, Gantern und Erpeln – von Amazonen und deren Weg zum Erwachsenwerden haben er leider keine Ahnung.
Siehst du, Thorsten, jetzt vertraue ich auf dich. Kannst du bitte mal mit Max ... na, über die „Tatsachen des Lebens“ reden? Und jetzt wirst du sicher verstehen, warum ich es für nicht so gut halte, Mia im Babytuch auf die Wanderung mitzunehmen. Sie würde doch nur im Weg sein. Wir lassen sie am besten in ihrem Liegestuhl auf dem Berg, und wenn’s später dann ins Marionettentheater geht, könnt ihr sie ja dort abholen. Sie ist übrigens ganz vernarrt in dich - weil du den Flugschein machen willst, um ihr die Rhön von oben zu zeigen (zu süß!). Ach, seit ich ihr davon erzählt habe, hat sie das Poster von dem feschen Seeadler von der Wand genommen.
Aber zweierlei möchten Mia und Max gern noch wissen: Was heißt „Was zu essen finden wir in der Natur“? Und wieso Bikini und Badehose einpacken? (Du gibst wohl nie auf, was?). Max lässt ausrichten, dass er dir gern beim Kauen von Beeren, Gras und Borke Gesellschaft leisten werde, aber es für sich selbst vorziehe, den gewohnten Speisen treu zu bleiben. Ich habe ihm bereits die Telefonnummer von „Bord Box“ rausgesucht und einen Hochstand mit Wildschwein-Fütterungsananlage als Lieferadresse angegeben. Ihr müsst euch dann nur noch über den Termin einig werden.
So, haben wir alles geklärt? Ach ja, nach Ostern hast du keinen Urlaub mehr, sagst du. Tja, und vorher noch schnell ... ist ein bisschen zu stressig, nicht wahr? Ach, weißt du was, schicke doch erst einmal deinen lieben Neo zu uns, und dann sehen wir weiter. Was hat er denn gesagt, als du ihm von den Ferienplänen bei uns erzählt hast? Freut er sich auf uns?
Viele Grüße
Rinus + das erwartungsfrohe Salatgeflügel.