R
Rinus
Guest
Hallo Sanne!
Deine Lieben sind auf dem Weg zu dir. Wir haben heute morgen lange geschlafen, dann schön gefrühstückt und sind anschließend in die Stadt gefahren, damit Leo und Cleo noch ein bisschen was mitkriegten von Hannover. Leider war es noch immer sehr heiß und massig voll vom Kirchentag. Vom Rathausturm haben wir uns erst einen wunderbaren Überblick verschafft („Haltet euch schön fest, Kinder, nicht dass ihr mir hier wegsegelt!“), und in den Herrenhäuser Gärten musste ich verstecken spielen. D.h., die Grünen haben sich versteckt, und ich musste suchen. Das war gar nicht so einfach zwischen diesen vielen abgezirkelten Barockbeeten und mit vier grünen Tarnmonstern, die sich alle Mühe gaben, mit ihrer Umgebung zu verschmelzen und tatsächlich platt auf dem Bauch an die Hecke gedrückt regungslos verharrten, bis ich mich geschlagen gab und meinen vier Houdinis einen Eisbecher versprach. Es gab ein Pfirsich Melba für alle, weil sich eine flache Schale manierlicher futtern lässt als ein hoher Becher. Denn ihr wisst, wie das ist: Man fällt sowieso schon genügend auf, wenn man mit Amazonen unterwegs ist, da muss man nicht noch zusätzlich die Blicke auf sich ziehen, indem die grünen Gierraketen bis zum Bauch in das Stielglas klettern und „Ooach – geil!“ schreien.
Doch in unserem Fall war es ein schöner, harmonischer Tag ohne allzu auffällige Entgleisungen. Pünktlich um 16.00 Uhr kam Schorsch zum Infostand und nahm Leo und Cleo mit. Ich habe ihnen übrigens ein kleines Geschenk ins Gepäck getan. Nicht dass du dich wunderst, Sanne. Es ist ein Sortiment ätherischer Duftbadeöle in Herzchenform. Du weißt schon ... für sehr private Stunden zu zweit.
Ich habe Leo und Cleo im Übrigen als durchaus interessiert aneinander erlebt, zwar nicht ganz frisch verliebt mit ständig zusammenglucken oder „Mäuschen“- und „Schnuckiputz“-Rufen, aber doch mit einer erotischen Anziehungskraft und dem Wunsch, den anderen zu verstehen. Vielleicht hat ihnen der Kontrast zu Mia und Max die Augen geöffnet; vielleicht haben sie anhand meiner albernen Teenagern entdeckt, wie schlimm es sie im ungünstigen Fall hätte treffen können und wie pfleglich man das behandeln sollte, was man hat, nämlich die Solidarität eines wohlwollenden und erwachsenen Partners.
Ich denke also, für Leo und Cleo ist der Zug noch längst nicht abgefahren. Sie sollten nur viel mehr gemeinsam unternehmen, um das zarte Liebespflänzchen neu umhegen zu können. Wie wär’s, wenn du ihnen mal kleines Romantikwochenende spendiertest - in Paris z.B. oder in Venedig? Leo möchte allerdings lieber nach Las Vegas, hat er mir verraten. Das dürfte freilich einer Zweisamkeit nicht sehr förderlich sein. Andererseits glaube ich, entspringt dieser Gedanke eher der Spontaneität: Leo steht wohl noch unter dem Eindruck unseres gestrigen Besuchs im Spielkasino. Wenn er viel Geld hätte, meint er, würde er gern mal an einer paläontologischen Ausgrabungsreise teilnehmen – denn er fühle, nein er wisse! ... Archäoptheryx sei sein direkter Urahn. Und er findet, in Wahrheit gehöre sein Onkel Oswald ins Museum als Bindeglied zwischen Gestern und Heute – und nicht diese doofe Homo-Sapiens-Marionette „Lucy“.
Schick deine beiden ruhig wieder mal her, wenn sie mögen. Es war schön mit ihnen.
Viele Grüße
Rinus.
Deine Lieben sind auf dem Weg zu dir. Wir haben heute morgen lange geschlafen, dann schön gefrühstückt und sind anschließend in die Stadt gefahren, damit Leo und Cleo noch ein bisschen was mitkriegten von Hannover. Leider war es noch immer sehr heiß und massig voll vom Kirchentag. Vom Rathausturm haben wir uns erst einen wunderbaren Überblick verschafft („Haltet euch schön fest, Kinder, nicht dass ihr mir hier wegsegelt!“), und in den Herrenhäuser Gärten musste ich verstecken spielen. D.h., die Grünen haben sich versteckt, und ich musste suchen. Das war gar nicht so einfach zwischen diesen vielen abgezirkelten Barockbeeten und mit vier grünen Tarnmonstern, die sich alle Mühe gaben, mit ihrer Umgebung zu verschmelzen und tatsächlich platt auf dem Bauch an die Hecke gedrückt regungslos verharrten, bis ich mich geschlagen gab und meinen vier Houdinis einen Eisbecher versprach. Es gab ein Pfirsich Melba für alle, weil sich eine flache Schale manierlicher futtern lässt als ein hoher Becher. Denn ihr wisst, wie das ist: Man fällt sowieso schon genügend auf, wenn man mit Amazonen unterwegs ist, da muss man nicht noch zusätzlich die Blicke auf sich ziehen, indem die grünen Gierraketen bis zum Bauch in das Stielglas klettern und „Ooach – geil!“ schreien.
Doch in unserem Fall war es ein schöner, harmonischer Tag ohne allzu auffällige Entgleisungen. Pünktlich um 16.00 Uhr kam Schorsch zum Infostand und nahm Leo und Cleo mit. Ich habe ihnen übrigens ein kleines Geschenk ins Gepäck getan. Nicht dass du dich wunderst, Sanne. Es ist ein Sortiment ätherischer Duftbadeöle in Herzchenform. Du weißt schon ... für sehr private Stunden zu zweit.
Ich habe Leo und Cleo im Übrigen als durchaus interessiert aneinander erlebt, zwar nicht ganz frisch verliebt mit ständig zusammenglucken oder „Mäuschen“- und „Schnuckiputz“-Rufen, aber doch mit einer erotischen Anziehungskraft und dem Wunsch, den anderen zu verstehen. Vielleicht hat ihnen der Kontrast zu Mia und Max die Augen geöffnet; vielleicht haben sie anhand meiner albernen Teenagern entdeckt, wie schlimm es sie im ungünstigen Fall hätte treffen können und wie pfleglich man das behandeln sollte, was man hat, nämlich die Solidarität eines wohlwollenden und erwachsenen Partners.
Ich denke also, für Leo und Cleo ist der Zug noch längst nicht abgefahren. Sie sollten nur viel mehr gemeinsam unternehmen, um das zarte Liebespflänzchen neu umhegen zu können. Wie wär’s, wenn du ihnen mal kleines Romantikwochenende spendiertest - in Paris z.B. oder in Venedig? Leo möchte allerdings lieber nach Las Vegas, hat er mir verraten. Das dürfte freilich einer Zweisamkeit nicht sehr förderlich sein. Andererseits glaube ich, entspringt dieser Gedanke eher der Spontaneität: Leo steht wohl noch unter dem Eindruck unseres gestrigen Besuchs im Spielkasino. Wenn er viel Geld hätte, meint er, würde er gern mal an einer paläontologischen Ausgrabungsreise teilnehmen – denn er fühle, nein er wisse! ... Archäoptheryx sei sein direkter Urahn. Und er findet, in Wahrheit gehöre sein Onkel Oswald ins Museum als Bindeglied zwischen Gestern und Heute – und nicht diese doofe Homo-Sapiens-Marionette „Lucy“.
Schick deine beiden ruhig wieder mal her, wenn sie mögen. Es war schön mit ihnen.
Viele Grüße
Rinus.