@ Bernd:
Ich versuche dies mal differenziert zu beantworten:
Zunächst wollte ich mit Post 116 darauf hinweisen, daß es keine Kunst ist, mal irgendwann irgendwie irgendeinen Mutationsvogel in irgendeiner Qualität auf die Stange zu bringen. Damit wollte ich sagen, daß ein Mutationszüchter keineswegs automatisch ein "guter" Züchter ist. Es ist also vom züchterischen her deutlich anspruchsvoller/schwieriger nach einem (wie auch immer gearteten) Standard zu züchten. Selbstverständlich ist es noch ein Stückchen schwieriger Mutationen nach einem Standard zu züchten, da diese oft nicht so einfach zu ziehen sind, wie Wildfarben.
Was den Standard anbelangt, so kann man durchaus unterstellen, daß die "genetische Bandbreite", der "genetische Pool" zugunsten bestimmter "Standardmerkmale" ausgedünnt wird. Ob dies nun gut oder schlecht ist, mag jeder für sich entscheiden. Mir gefallen die Standard-Wellensittich-Hühner mit struppigem Gefieder bei weitem nicht so gut, wie die kleinen quirligen Ursprungswellensittiche (ist aber Geschmackssache). Wozu also der Standard? Ganz klar, um ein einheitliches "Vorbild" für alle Ausstellungszüchter zu haben. Man muß doch die Vögel irgendwie bewerten können. Der Vogel der dem Standard am nächsten kommt und dies auch im Moment der Bewertung zeigt gewinnt.
Ob nun der AZ-/DKB-Standard das Maß aller Dinge ist, muß jeder für sich entscheiden. Wenn man sich einen eigenen Standard kreiert, fest definiert und all seine Vögel darauf hin züchtet, dann ist dies eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe. Wie wär es einfach mit:
Einer Größenfestlegung, Gefiederqualität, saubere Farbübergänge, keine Kahlköpfe in der Zucht, Nur die gesündesten werden zur Zucht genommen,...? Das kann man auch schon fast als einen "Standard" bezeichnen.
Es ist jedenfalls keine züchterische Glanzleistung Goulds, einfach so zu vermehren und alle auftretenden Merkmale (egal ob gut oder schlecht) weiter zu züchten, da in einer Zuchtanlage in aller Regel die natürlichen Freßfeinde fehlen, die "ungeignete"/"unfitte" Tiere aussortieren. Diese "Selektion" obliegt dem verantwortungsvollen Züchter, der eben nicht gleich jeden Vogel zur Zucht zulässt.
P.S.:
Meine Vögel waren nach der Ausstellung alle topfit und wurden 4 Wochen später problemlos zur Zucht angesetzt. Allerdings sind meine Vögel in Boxen gezogen worden und sind also ohnehin recht ruhig und gelassen. Ich habe sie 2 Tage vor der Ausstellung in die Ausstellungskäfige gesetzt. Wer zu nervös war und nicht auf die Stange fliegen wollte, durfte/mußte natürlich zu Hause bleiben.