Hallo Jori,
nein, als Versagerin brauchst du dich wahrhaftig nicht zu fühlen. Schon allein mit deinem Eingeständnis, dass es an dir liegen könnte, hast du ganz, ganz viel Stärke gezeigt.
Und deswegen, weil du bereit bist, auch nach Fehlern bei dir zu suchen, bin ich überzeugt, dass du das mit deinen Grauen schon schaffst.
Es ist wirklich schwer rauszufinden warum sie plötzlich anfangen. Daher auch mein Tipp mit dem Tagebuch.
Bei uns war es wirklich hilfreich. Und trotzdem auch heute (Rosi wird bald 2) kann es sein, eine blöde Situation in der Wohnung die sie nicht mag und schon fliegen wieder Federn
Ja, es kann wahrhaftig schwer sein die Ursache zu finden. Ich bin auch fest überzeugt, dass die Ursachen manchmal sogar in der Kinderstube, wenn nicht auch schon im Charakter zu finden sind, zumindest sagen wir mal eine Teilursache.
Ein Beispiel: Unser Zoohändler besitzt auch ein Pärchen Graue, WF. Die brüten eigentlich jedes Jahr gewissenhaft und ziehen die Jungtiere auch alleine auf. Nur vor ca. 2 Jahren bekamen sie im Winter Nachwuchs, wo der Besitzer eigentlich überhaupt nicht mit gerechnet hat. Da er den ganzen Tag arbeitet, hat er erst abends gesehen, dass 1 Küken schon tot war, bei den anderen beiden der Kropf total leer. Das 2. Küken starb dann auch noch an diesem Abend, blieb also nur noch 1. Ihm graulte es vor der HZ, weil sie noch so winzig klein waren. Aber er schaffte es, diesen Vogel groß zu ziehen, allein - ohne Geschwister und Eltern.
Da der Besitzer sehr unerfahren in der HZ war, wenig Zeit hatte, blieb der Vogel ängstlich. Dann stellte er ihn in seine Zoohandlung (im Haus) zum Verkauf, in einen winzig kleinen Käfig, direkt vor der Kasse und am Fenster, wo so viele Leute dran vorbeigingen. Er stand da fast ein halbes Jahr, ehe sich ein Käufer gefunden hat, obwohl er ihn für günstige 300,00 Euro angeboten hatte.
Also dieser Jungvogel hatte nie richtige Nestwärme, Kuschelgeschwister, dann stand er als ängstlicher Vogel in absoluter Griffnähe zu Kunden und auch Vorbeigehenden.
Ich habe diesen Vogel öfter beobachtet. Während man meinen Grauen ihren "Stolz" ansieht, war er eher unsicher. Ich weiß zwar nicht, wie er sich heute entwickelt hat, aber ich habe damals schon zu meinem Mann gesagt, dass ich mich nicht wundern würde, wenn er bald Verhaltensauffälligkeiten zeigt.
Ich meine, meine Grauen sind schon sehr sensibel, aber so ein unsicherer Vogel mit so einer Vergangenheit ist es sicher um einiges mehr. Da kann ich mir schon gut vorstellen, dass solche Tiere schon bei den kleinsten Dingen (wo andere Graue noch ruhig bleiben würden) aus dem Ruder laufen würden.
Bei Joris Thomas könnte ich mir auch vorstellen, dass die sehr frühe Wegnahme von den Geschwistern ein Teilgrund sein kann. Er musste praktisch einen frühzeitigen Trennungsschmerz erfahren. Vielleicht fehlt es ihm deswegen an ein bestimmtes Maß an Selbstbewusstsein, so dass er jetzt mit Federknabbern auf Joris Rückzug reagiert hat?
Vielleicht hat er auch bemerkt, dass es Jori in der letzten Zeit nicht so gut ging?
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass du Jori den "Fehler" gemacht hast und anfangs Thomas zum Mittelpunkt der Familie gemacht hast? Da war dein Rückzug natürlich so krass wie Feuer zu Wasser gegenüber der vorigen Haltungszeit.
Du musst versuchen, die Beschäftigungszeit mit den Geiern auf ein "erträgliches" Maß runterzuschrauben, also ein Maß, was du immer halten kannst. Das dauert natürlich seine Zeit. Ich selber beschäftige mich höchstens zusammengerechnet 1 Std. pro Tag mit meinen Beiden. Zwischendurch kommuniziere ich aber auch durch die Räume mit ihnen, finde das ist auch eine Beschäftigung, zumindest bemerken sie meine Anwesenheit und durch unsere speziellen Melodien/Rufe, dass sie angesprochen sind.
Ich habe z. B. schon überlegt, meinen Grauen eine Voli draußen zu bauen. D. h., es ist sowieso eine neue AV geplant, daran sollte aber gleich ein Schutzhaus. Ich weiß aber, dass ich sie nicht von heute auf morgen raus setzen könnte, dann hätte ich unter Garantie mind. 1 Vogel mit Verhaltensauffälligkeiten. Also entweder bleibt das mit dem Schutzhaus oder ich überlasse es ihnen, ob sie mal das Schutzhaus aufsuchen wollen oder lieber zu uns reinkommen wollen. Denke mal, dass sie letzteres wollen. Dafür sind es eben HZ
Sind eben nicht so einfach unsere lieben Grauen.
Liebe Grüße
Elke