ich persönlich richte mich nach den angaben von Autorin: Elli Heß (Bundesarbeitsgruppe Stadttauben) für mich einleuchtent erklärt und lässt erstmal keine fragen für mein verständnis offen.
weder militant noch dogmatisch oder sonstwie ideologisch geprägt oder verblendet.
auf der einen seite wird behauptet, fütterung bedeutet vermehrung. dementgegen steht die behauptung: "nichtfüttern erhöhe die reproduktionsrate".
eines ist sicher, nichtfüttern bedeutet verelendung, krankheiten, und teilweise verhungern in kauf nehmen.
die halb verhungerten tauben werden zum teil aufgelesen, aufgepäppelt und freigelassen in die vorangegangene verelendung.
das kann es ja dann auch nicht sein?
wo steht, dass sich überhaupt stadttauben "von.... bis....." übernatürlich vermehrt haben? und seit wann? oder sind es nur subjektive einzel-beobachtungen, die mit einer insgesammten vermehrungsrate wenig zu tun haben? kann man tauben überhaupt auf ihre bestandsdichte hin, zählen? oder werden sie doch nur geschätzt?
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Hintergründe und Fakten zum Thema »Füttern der Stadttauben«
Viele Kommunen suchen Lösungen für ihre »Stadttaubenprobleme«. Eine Bestandskontrolle der Population ist auch von Tierschutzseite wünschenswert. Leider sehen einige Kommunen in Fütterungsverboten das »Allheilmittel«. Behauptungen werden in den Raum gestellt, um Fütterungsverbote zu legitimieren. Pseudo-Tierschutzargumente (wie z.B. »Füttern schadet den Tauben«) führen an den tatsächlichen Problemen und Lösungen vorbei und sind Teil einer Hetzkampagne gegen Mensch und Tier. Wahr oder unwahr, richtig oder falsch? Vor dieser Frage stehen BürgerInnen angesichts der Propaganda mancher Kommunen.
BEHAUPTUNG 1
Die Fütterung ist Ursache der Vermehrung der Tauben und damit auch des Taubenproblems. Je mehr Nahrung den Tauben zur Verfügung steht, desto höher ist ihre Brutaktivität. Durch die Fütterung haben die Tiere mehr Zeit, ihren Fortpflanzungsaktivitäten nachzugehen.
CONTRA
Dieser Behauptung liegt die Annahme zu Grunde, daß Stadttauben Wildtiere sind und ihr Fortpflanzungsverhalten wie bei Wildtieren nach Jahreszeit und Nahrungsangebot gesteuert wird. Diese Annahme ist falsch und steht im Widerspruch zu allen wissenschaftlichen Erkenntnissen über Stadttauben. Stadttauben sind »verstädterte« Haustiere: Sie werden seit Jahrtausenden gezüchtet. Sie sind Haus-, Rasse- und Brieftauben sowie deren Nachkommen, gleichgültig ob in der 20ten Generation oder »frisch« zugeflogen.
Die Unterscheiung zwischen Haus- und Wildtier ist von großer Bedeutung, da ein erhöhtes Reproduktionsverhalten ein Haustiermerkmal ist. Aus diesem Haustierstatus resultiert das ganzjährige Fortpflanzungsverhalten, da die Domestikation (Haustierwerdung/Züchtung) eine genetische Veränderung zur Folge hat. In einer Studie stellte Dr. Daniel Haag-Wackernagel 1984 fest, daß hungernde Tauben im Gegensatz zu gefütterten Tauben die höchsten Werte an erfolgreich ausgebrüteten Eiern erzielten. Somit trägt nicht das Füttern zur Vermehrung der Tauben bei, sondern die Zucht durch den Menschen.
Wie in früheren Zeiten verbleiben auch heute erschöpfte und verirrte Rasse- und Brieftauben, im strengen Sinne also ausgesetzte Tiere, in den Städten, schließen sich den Stadttaubenschwärmen an und verpaaren sich mit ihnen. Das Stadttaubenproblem ist also eine vom Menschen verursachte Situation.
BEHAUPTUNG 2
Fütterungsverbote sind das wirksamste Mittel. Das Füttern der Tauben verhindert die Lösung des Problems.
CONTRA
Diese Behauptung geht wieder von der Falschannahme aus, daß die Vermehrung der Tauben vom Nahrungsangebot gesteuert wird. Hier werden ökologische Maßstäbe von Wildtieren auf Haustiere übertragen.
Eine Bestandskontrolle der Stadttauben kann nicht über Fütterungsverbote erfolgen. Nur ein Gesamtkonzept mit kontrollierten Futterstellen ermöglicht eine wirksame und tiergerechte Lösung. Durch die Fütterung können die Taubenschwärme kontrolliert und z.B. an Taubenschläge gebunden werden. Die Anbindung an Schläge, in denen durch Gelegeaustausch eine Geburtenkontrolle erfolgt, entspricht den Bedürfnissen der Tiere und entlastet zudem Hausbesitzer, da der Taubenkot in den Schlägen gesammelt werden kann.
Eine kontrollierte Fütterung ist auch die Voraussetzung zum Ausbringen eines Taubenhormons, da beim Ausbringen einer »Pille« eine kontrollierte Aufnahme gewährleistet sein muß. Dies ist nur über regelmäßige Fütterung möglich. Fütterung trägt nicht zur Vermehrung der Tauben bei, sondern zur Gesunderhaltung. Dies entspricht dem Ziel »eines gesunden Taubenstandes« der Kommunen. Parallelen zwischen »herrenlosen« Hauskatzen und »herrenlosen« Haustauben (Stadttauben) zeigen, daß eine Kontrolle des Nachwuchses erfolgen muß, aber ebenso eine Versorgung der Tiere.
BEHAUPTUNG 3
Das Füttern schadet den Tauben und verhindert eine natürliche Lebensweise der Tiere. Der Mensch macht sie dadurch abhängig.
CONTRA
Bei solcher Argumentation arbeiten Kommunen mit Pseudo-Tierschutzargumenten, um tierliebende Menschen davon abzuhalten, sich für Tiere einzusetzen. Durch die jahrhundertelange Bindung der Tauben an den Menschen sind sie in ihrem Nahrungserwerb vollkommen vom Menschen abhängig. Tauben wurden durch die Domestikation (Züchtung/Haustierwerdung) und nicht durch die Fütterung in den Städten vom Menschen abhängig gemacht.
Das Argument, Stadttauben könnten durch »Nicht-Füttern« zu einer natürlichen Lebensweise zurückfinden, ist aus biologischer Sicht unsinnig. Ein einmal domestiziertes Tier, das als Haustier vom Menschen abhängig gemacht wurde, läßt sich nicht in den genetischen Ursprungszustand zurückversetzen. »Stadttauben« entsprechen nicht mehr in vollem Umfang den Anforderungen der freien Wildbahn. Als gezüchtete Nachkommen der Felsentaube sind sie auf die Stadt als Lebensraum bzw. auf Gebäude als Felsenersatz angewiesen. Sie sind extrem standorttreu und haben nur einen eingeschränkten Bewegungsradius.
Da Stadttauben als reine Körnerfresser in den Städten nicht die für sie notwendige Nahrung finden, führt ein Nicht-Füttern dazu, daß die Tiere gezwungen sind, von den Abfällen der Menschen zu leben. Dies führt zu Gesundheitsschäden bei den Tieren, ebenso wie das Füttern von Brot und anderen Essensresten. Eine kontrollierte Fütterung mit artgerechtem Taubenfutter schadet den Tauben jedoch nicht - sie sind darauf angewiesen. Artgerechte Ernährung bedeutet vitaminreiches Körnerfutter und Sämereien (Weizen, Erbsen, Mais, Wicken, Kardisaat, Milocorn, Darisaat). Tauben, die ca. 12-15 Jahre alt werden können, erreichen durch die harten Lebensbedingungen (Hunger, dadurch geschwächte Krankheitsabwehr, permanente Verfolgung und Streß) in den Städten nur ein Alter von 2-3 Jahren.
BEHAUPTUNG 4
Durch das Füttern von Tauben schaden die Fütterer ihren Mitmenschen, weil die Tiere eine Gesundheitsgefährdung darstellen und ihr Kot die Gebäude zerstört.
CONTRA
Unabhängig davon, daß - wie oben erwähnt - nicht die Fütterung Ursache der Vermehrung ist, werden hier erneut Vorurteile über Gesundheitsgefährdung und Gebäudezerstörung durch Tauben propagiert. Es ist nachgewiesen, daß von Tauben keine größere Gesundheitsgefährdung als von anderen Tierarten ausgeht.
Taubenkot, dessen pH-Wert im neutralen bis schwach sauren Bereich liegt, ist ein ästhetisches und hygienisches Problem, aber im Gegensatz zu den Luftschadstoffen und dem daraus resultierenden sauren Regen, nicht die Ursache der Zerstörung vor allem historischer Gebäudesubstanz. Viele historische Objekte verfallen, an denen nie eine Taube gesessen hat.
Die Hetzkampagne gegen Tauben hat zur Folge, daß auch gegen Menschen, die sich für diese Tiere einsetzen, vorgegangen wird. Dies erfolgt durch Verhängung von Bußgeldern und nicht zuletzt durch Beleidigungen, ja teilweise tätliche Übergriffe. Hintergrund ist die Annahme, daß die »Taubenfreunde« durch das Füttern der Tauben indirekt auch ihre Mitbürger schädigen. In Anbetracht der Fakten ist es absurd, daß Front gegen Menschen gemacht wird, die die Verantwortung für unsere Stadttauben erkennen und übernehmen. Diese »Fütterer« stellen im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zur Bestandskontrolle der Taubenpopulationen ein großes Potential an ehrenamtlicher Unterstützung und Mitarbeit dar.
FAZIT
Fütterungsverbote lösen keine Probleme, sondern führen zu Hetzjagden auf Mensch und Tier. Sie schaden den Tieren und den Menschen. Fütterungsverbote sind ein verordneter Hungertod und verstoßen gegen das Tierschutzgesetz.
Autorin: Elli Heß (Bundesarbeitsgruppe Stadttauben)