Hallo,
selbst wenn ich jetzt Gefahr laufe, wie ein alter Miesepeter zu klingen, aber ich finde es schon wichtig, dass man - wenn jemand schon so klug ist, sich VOR dem Kauf über Papageienhaltung zu informieren - auch offen darüber sprechen soll, wie die Papa-Haltung denn jetzt in der Realität ist. Irgendwelche Verkäufer (sei es jetzt "gewerblich" oder auch privat, wo der Vogel aus irgendwelchen Gründen weg muss) werden vielleicht nicht so offen auf die Schattenseiten als Papageienhalter hinweisen.
Blaustirnamazonen, dass muss man einfach sagen, sind soweit ich mich erinnere, die Zweitaggressivste Art von Amazonen, die es gibt. Ich habe ja das Glück gehabt, dass meine bislang eher mäßig aggressiv waren, und es gibt sicher auch einzelne Exemplare anderer Arten, die Blaustirns locker in den Schatten stellen, was Aggression angeht. Den wirklich realistisch eingestellten Halter wird das vermutlich vor dem Kauf auch nicht abstrecken. Aber keiner, der schon mal das zweifelhafte Vergnügen hatte, dass sich sein sonst so lieber Geier "urplötzlich" gegen ihn gewandt hat, kann wohl bestreiten, dass dass schon irgendwie sehr "einprägende" (niederschmetternde und teilweise auch ziemlich gesundheitsschädliche) Momente waren. So eine Amazone ist in der Tat in der Lage, dich so stark zu verletzen, dass ein Besuch in der Ambulanz angesagt ist.
Glücklicherweise überwiegen wohl bei den meisten die friedlichen Momente mit ihren Geiern, trotzdem finde ich, dass man eben auf diese "bösen" Situationen hinweisen sollte, damit sich der zukünftige Halter auch wirklich noch einmal mit diesem Gedanken "anfreunden" kann bzw. in sich gehen kann und sich überlegen, ob er denn mit einer solchen Situation auch umgehen kann (und das auch möchte). Leider ist es ja so, dass in vielen Foren oder in Büchern nur auf die "erstrebenswerten" Seiten der Papa-Haltung verwiesen wird und insbesondere junge Vögel sehr häufig mit dem Attribut "superzahm" und "verschmust" verkauft werden.
Es ist halt einfach ein Unterschied, ob man jetzt von einem Wellensittich gezwickt wird (was sicherlich auch weh tut) oder ob man das Pech hat, von der eigenen normalen, sonst so lieben Amazone angegriffen zu werden, die sich dann auch noch genüßlich in deine Körperteile verbeisst. Diesen geistigen Spagat zwischen lieben Vogel und bösen Vogel muss man nämlich als Halter auch bewältigen und ich weiß ja nicht, wie euch das so ging, aber ich hatte jedesmal einen ziemlichen Respekt, wenn einer meiner beiden Amazonen meinte, er müsste den großen Zampano markieren. Natürlich weiß man die Gründe warum er in dem Moment so reagiert, aber trotzdem, so einer kleiner "Schock" bleibt dennoch.
Den Hinweis von Nadine bezüglich deiner Wohnung ist auch gar nicht so von der Hand zu weisen. Selbst wenn die Wohnung supergut isoliert ist, irgendwann musst du das Fenster mal zum lüften aufmachen und sollte es gerade einen Moment treffen, wo deine Amazone ihre Lebenslust hinausschreit, werden nicht nur deine unmittelbaren, sondern auch die etwas weiter entfernt wohnenden Nachbarn sich fragen, was du wohl in deiner Wohnung beherbergst. Ich würde niemals einen Papagei ohne die Zustimmung meines Vermieters halten, denn ich habe im letzten Jahr während meiner Wohnungssuche auch erfahren müssen, dass Papageien nicht unbedingt geliebte Mieter sind
So, ganz bestimmt will dich hier niemand gegen eine Amazone beeinflussen, nur denke ich mal, dass es wenig nutzt, die Papageienhaltung nur positiv zu schildern, denn ich denke, der recht volle Markt der Abgabevögel beweist nur allzu gut, dass sich doch ettliche Menschen vielleicht doch anders entschieden hätten, hätten sie im Vorfeld wirklich genaue Informationen bekommen, woraus sie sich bei der Haltung von Papageien einlassen.