139. STAMMTISCH AM 1. AUGUST 2003
Frau Angelika Wedel, Tierärztin aus Berlin und Autorin des Buches `Ziervögel-Erkrankungen, Haltung, Fütterung`, sprach anhand von Dias über Graupapageien. Sie kommen in zwei Arten vor:
Die Nominatform lebt in Äquatorialafrika in einem Gebiet, dass sich im Westen von Ghana bis zum Kongo erstreckt und ostwärts bis nach Westkenia reicht. Den Timneh-Graupapagei findet man in Westafrika: Sierra Leone, Liberia und Elfenbeinküste; der Timneh ist kleiner als die Nominatform, er hat im Gegensatz zu diesem einen hornfarbenen Oberschnabel und kastanienbraune Schwanzfedern.
Allgemeines
Graupapageien lassen sich gut in Gemeinschaftsvolieren halten. Bei dem Grundfutter aus Saaten sollte man darauf achten, dass es nicht mehr als 15%
Sonnenblumenkerne enthält. Das Futter sollte aufgewertet werden durch Keimfutter. Beim Keimen sinkt der Stärke- und Fettgehalt der Saaten, außerdem nimmt der Vitamingehalt zu. Sowohl Erdnüsse als auch andere Nüsse sollen nicht gegeben werden, da sich unter der Schale häufig Pilzsporen befinden. Auch von Hanf rät Frau Wedel ab, neben dem starkem Fettgehalt kommt es zu einer Überversorgung mit Blausäure. Bei Obst und Grünfutter ist zu beachten, dass es gespritzt sein kann, man soll es unter heißem Wasser gründlich abspülen. Weintrauben werden vor der Ernte bis zu 20 mal chemisch besprüht; Frau Wedel erzähle von einem Papagei, der durch das Halten der Trauben eine Kontaktallergie an den Füßen bekommen hatte. Da Papageien sich gerne mit dem Futter beschäftigen, sollte man Pellets oder Extrudate nicht als Alleinfutter geben. Pellets bestehen aus gepressten Saaten, bei den Extrudaten werden die Futterbestandteile durch Hitze aufgeschlossen und in kleine Stückchen gepresst, wegen der hohen Herstellungstemperatur sind Extrudate nahezu bakterienfrei.
Aufzucht
In den letzten Jahren wurde die
Handaufzucht perfektioniert. Es hat sich aber herausgestellt, dass dadurch die Gefahr einer Fehlprägung besteht, denn der Vogel ist innerlich zerrissen, weiß nicht, wo er hingehört. Daher sollte man
Handaufzuchten nicht alleine, sondern zusammen mit anderen Nestlingen aufziehen.
Für die Ernährung im Ei ist das Eidotter das `Versorgungspaket´ des Embryos. Nach dem Schlüpfen zieht der Nestling den Rest des Dottersacks ein, dies reicht für seine Ernährung in den ersten Stunden. Man soll daher nicht sofort nach dem Schlüpfen mit der Fütterung beginnen. Der Jungvogel braucht auch eine Unterlage auf der er sich festhalten kann, wenn er wegrutscht besteht die Gefahr von Spreizbeinen. Außerdem braucht er Wärme. Wichtig ist, dass die Wärme von unten kommt, Jungvögel müssen am Bauch gewärmt werden (Verdauungsorgane!), eine Heizplatte zum Unterlegen ist gut geeignet.
Der Ernährungszustand bzw. der Flüssigkeitsbedarf eines noch unbefiederten Vogels lässt sich gut an der Spannkraft der Haut erkennen, Hautfalten dürfen nicht stehen bleiben.
Erkrankungen
Arteriosklerose
Arteriosklerose entsteht aufgrund von Ablagerungen aus Cholesterin und Kalziumsalzen in den Innenwänden der großen Arterien, dadurch wird das Lumen dieser Gefäße stark eingeengt. Am häufigsten ist die Aorta betroffen. Folge: Der Druck auf den Herzmuskel, der das Blut in die verengten Gefäße pressen muss, steigt an und das Herz vergrößert sich. Schließlich kann durch den Druck Flüssigkeit in den Herzbeutel treten (Herzbeutelerguß). Ein Vogel mit diesen Symptomen ist nicht mehr belastbar und kann bei der kleinsten Aufregung sterben.
Aspergillose
Bei Luftsackaspergillose kommt nur eine 4- bis 6-wöchige Inhalation in Frage, (Imaverol), da eingenommene Medikamente die kaum durchbluteten Luftsäcke nicht erreichen würden. Schimmelrasen aus Aspergillen in der Lunge können vom körpereigenen Gewebe abgekapselt werden und chronische Knoten bilden,
sog. Aspergillome. Diese sind wegen ihrer Abkapselung durch Medikamente nicht behandelbar. Schimmelpilze bilden außerdem Gifte, diese führen zur sog. Mykotoxikose; Mykotoxine können Leber und Niere schädigen, und der Vogel geht an Leber- bzw. Nierenversagen zugrunde. Nachgewiesen wird eine Aspergillose durch das klinische Bild und durch Röntgen. Ein Antikörpertest gelingt nur, wenn die Aspergillose noch nicht lange besteht, da die Immunantwort sonst unterbleibt.
Gicht
Die Filtrationsfähigkeit der Niere ist gestört, dadurch steigt der Harnsäurespiegel im Blut an und Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken und Sehnenscheiden ab. Typisch sind gelblich-weiße Knötchen an den Zehengelenken.
Rachitis
Papageien reagieren empfindlich auf Kalziummangel. Daher sollte der Muttervogel schon vor der Zucht Vitamin D3 bzw. dessen Vorstufen bekommen und zusätzlich Kalzium. Überhaupt sollten Muttertiere mit allem optimal versorgt werden, da diese Stoffe in den Dotter gehen , welcher die Jungvögel versorgt.
Staphylokokken-Dermatitis
Staphylokokken können die Flügelspannhaut befallen und die Haut bis auf die Muskulatur zerstören.
Schwermetallvergiftung
In Frage kommen Blei (Gardinenschnüre, Bleifassungen, Kappen von Weinflaschen u. a.), Kupfer (Grünspan auf Messing) und Zink (verzinkte
Volieren). Röntgenologisch findet man Metall im Muskelmagen. Unbehandelt führen diese Vergiftungen zum Tod des Vogels. Es gibt Gegenmittel, die das Metall unschädlich machen.
Drüsenmagenerweiterung
Es handelt sich um eine Viruserkrankung. Das Virus zerstört die großen Nervengeflechte des Magens, dadurch wird der Magen unbeweglich und das Futter wird nicht mehr verdaut, es gärt. Im Kot wird unverdautes Körnerfutter ausgeschieden. Eine Therapie gibt es noch nicht.