Aber gibt es nicht doch einige Berührungspunkte bei Jägern, Natur- und Artenschützern ?
Könnte man nicht in bestimmten Dingen Schulterschluss zeigen ?
Das vermisse ich hier im Forum !
Warum das Aufbauen aberwitziger Feindbilder ?
Würde z.B. den Jägern ein Zacken aus der Krone fallen, wenn sie offiziell Stellung beziehen würden -
gegen ihre schießwütigen maltesischen Genossen ?
Sagt man "Genosse" unter Jägern ?
PS : Nebenbei - ich will nicht leugnen, daß ich schon mit Genuß Wachteln im Speckmantel verdrückt habe.
Tja,
man könnte bestimmt so einiges besser machen. Aber der Reihe nach:
Um an ausländischen Jägern ( Malta oder anderswo) herumzukritisieren, müsste man mehr Detailwissen haben. Wir diskutieren durchaus mit ausländischen Jägern die eine oder andere Praxis- so ist es z.B. für Schweden undenkbar (nach deren Verständnis von Ethik und Waidgerchtigkeit) den Fortpflanzungstrieb von Tieren zu deren Erlegung auszunutzen. Bei uns ist man genau gegenteiliger Ansicht; die besten Chancen auf den Hirsch hat man während der Brunft, auf den Keiler während der Rauschzeit und auf den Fuchs während der Ranz. Nach unserem Verständnis von Ethik und Waidgerechtigkeit ist geringstmögliche Störung des Wildes bei grösstmöglicher Effektivität die bessere Methode. Beispiel: Wenn ich während der Ranzzeit im Verlaufe einer langen, kalten Winternacht fünf oder sechs Füchse erlegen kann, bedeutet das weniger Störung der übrigen Wildtiere, als wenn ich sechsmal draussen bin, um diese sechs Füchse zu erlegen. Unter anderem aus kulturhistorischen Gründen sind die Auffassungen von Ethik und Waidgerechtigkeit unterschiedlich- in Spanien z.B. hat man wieder eine andere (oder gar keine, behaupten manche..).
Dazu kommt unser spezielles Erbe als Deutsche- anderswo kommt das nicht so gut, wenn wir uns (wieder mal) als Besserwisser und Besserkönner aufspielen wollen. Anderswo erinnert man sich sehr gut daran, dass schon einmal die Welt am Deutschen Wesen genesen sollte......
Ausserdem sieht man ja, dass die EU schon aktiv geworden ist- was sollte man darüber hinaus noch tun? Auch in Malta wird sich EU-Recht durchsetzen, auch wenn es dauert. Bei anderen Neumitgliedern wie Bulgarien, Rumänien, Estland usw. sind wir ja auch noch weit von EU-Standards entfernt, aber der Anfang ist gemacht.
Sollen wir jetzt, weil es uns nicht schnell genug geht, unsere Kriegsmarine in Marsch setzen?
Was den von Dir reklamierten Schulterschluß angeht:
Angedeutet habe ich schon, woran es meist mangelt. Sobald es an die Praxis geht, sobald eigenes Geld und Freizeit und Arbeitskraft gefordert sind, lichten sich die Reihen. Es liegt vielleicht auch in der Natur des Menschen, dass Herumkritisieren leichter fällt als Bessermachen. Wir erleben allzuoft, dass man uns zwar im Grundsatz zustimmt ("Biotopgestaltung ist prima"), aber unsere Motivation dazu ("die wollen bloß mehr schießen..") als Vorwand genommen wird, sich selber zurückzuhalten.
Extremes Beispiel: Der B.U.N.D lässt sich feiern für den sog. Wildkatzenkorridor zwischen Naturschutzgebiet Hainich und Thüringer Wald. Ausserdem kassiert er hierfür noch reichlich Geld von der EU und von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Wenn genau hinguckt, ist das letztlich nicht mehr als eine Hecke- 1.200 Meter lang, 50 Meter breit.
Soviel Biotop schaffen wir hier im Landkreis Jahr für Jahr mit unseren Jungjägerkursen (da bekommen die Aspiranten die Praxis beigebracht)- freiwillig und auf eigene Kosten. Der B.U.N.D kassiert in obigem Beispiel einen Zuschuß von 10,70 € je Quadratmeter. Dafür kann man eine Firma beauftragen und muß kein einziges der 20.000 Pflänzchen selber anfassen.
Und was den NABU angeht- so schnell, wie die die Richtung wechseln, da komme ich nicht mit. Und andere auch nicht. Inzwischen wenden sich sogar die früheren Verbündeten des NABU, die Förster, von diesen ab, weil ihnen das Theater zu dumm wird.
Es mag vielleicht daran liegen, dass man bei NABU,B.U.N.D, WWF oder Greenpeace nur seinen jährlichen Mitgliedsbeitrag entrichten muss, um sich als Naturschützer bezeichnen und betätigen zu dürfen. Und da wir eine pluralistische Gesellschaft sind, dauert der Meinungsbildungsprozess etwas länger und ist mühselig. Insofern unterscheiden sich die Naturschutzverbände nicht von einem Kegel- oder Kleintierzüchterverein. Juristisch sind sie ja auch nichts anderes, nur grösser von der Mitgliederzahl und Finanzkraft her betrachtet.
Im Unterschied dazu sind wir Jäger ausgebildet und qualifiziert ( wobei das Niveau durchaus höher sein könnte, meiner persönlichen Meinung nach.) und vor allem- persönlich haftbar für alles, was wir tun, bis zur letzten Konsequenz.
Beispiel: Ich mache schwerwiegende Fehler beim Wildschweinabschuß. Als Konsequenz aus diesen Fehlern erhöht sich der Bestand, richtet mehr Schäden in den Feldern an. Und diese Wildschäden muss ich bezahlen, aus eigener Tasche. Da hilft mir niemand dabei, und eine Versicherung dafür gibt es auch nicht. Bei einem Bekannten von mir im Raum Karlsruhe (Spargelfelder und Wildkaninchen) ging das so weit, dass er sein Elternhaus verkaufen musste, um seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Das nur zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Herangehensweise.
Ein NABU-Funktionär kann verlangen, was er will, für die Folgen ist er nicht haftbar. Im Zweifelsfalle hat man sich halt geirrt und macht eine Kehrtwendung.
Ein Jäger kann Haus und Hof verlieren und mit der ganzen Familie obdachlos werden, wenn er Fehler macht.
Aus diesem Grund mögen wir dieses unverbindliche Herumgequatsche einiger Leute aus den Naturschutzverbänden nicht.
Wobei ich fairerweise sagen muß, dass die Zusammenarbeit an der Basis sehr gut klappt. Unser Vogelschutz-Aktivist hier im Dorf (Spitzname "Storchenvater") hat nur ein einziges Mal versucht, sich mir gegenüber als Umwelt-Polizist aufzuspielen. Seitdem helfen und unterstützen wir uns gegenseitig. Wenn sich manche Zeitgenossen einen Spaß daraus machen, ihre Hunde hinter den Störchen her hetzen zu lassen, bin ich zur Stelle (wenn er mich anruft); und wenn die Jungs vom Gemeinde-Bauhof wieder mal eine unserer wertvollen Biotop-Hecken mit dem Mulchgerät zuschanden pflegen wollen, dann ist er zur Stelle und schreitet ein.
Ich bin durchaus für den Schulterschluß mit anderen Naturschützern- sofern diese wissen, was sie wollen. Und mir zugestehen, dass ich weniger selbstlos handle, sondern von meinen Bemühungen auch einen Ertrag sehen will, in welcher Form auch immer.
idS Daniel