Klar, vorbeugen ist immer besser als heilen. Aber irgenetwas muss man ja auch mit den bereits "verkorksten" Jugendlichen machen. Und oft hilft es schon, wenn die mal raus sind aus ihrer Clique und alleine vor einer neuen Aufgabe stehen - natürlich unter Anweisung und Überwachung des dortigen Personals. Das öffnet den Blick ganz anders, man sieht, dass es anderen Leuten noch schlechter geht und lernt, mit Problemen umzugehen. Das kann schon helfen. Vor allem, wenn es in Kombination mit einer psychologischen Beratung geschieht.
Ich habe z.B. (ganz ohne ein jugendlicher Straftäter zu sein
) im Rahmen des an meiner Schule üblichen Sozialpraktikums 4 Wochen lang in einer Schule für geistig Behinderte gearbeitet. Wie viele, hatte ich vorher keinen Kontakt zu Behinderten, hatte Berührungsängste, ja sogar etwas Angst vor ihnen. In dieser Schule lernte ich nicht nur, mich dazu zu überwinden angesabberte Hände von Jugendlichen zu halten und vollgespuckte Ärmel hochzukrämpeln, sondern auch eine Menge Respekt vor und von diesen Kindern. Dort wird niemand ausgegrenzt. Es herrscht absolute Toleranz. Kinder mit völlig unterschiedlichen Behinderungen spielen friedlich miteinander und selbst komatöse Kinder werden in das Spiel mit eingebunden. Ich war wirklich begeistert und wäre gerne länger dort geblieben! Man kann so viel von der Lebensfreude dieser, von der Gesellschaft z.T. vergessenen und ausgegrenzten Menschen, lernen! Selbst jetzt, Jahre später, denke ich vor allem mit einem Lächeln an diese Kinder - sie sind mir so schnell ans Herz gewachsen. Es herrschte dort keine bedrückte, mitleidsgetränkte Stimmung. Den Kindern dort wurde auch von der Betreuerseite her so massiv viel Respekt und Geduld entgegengebracht, dass ich nach wie vor meinen Hut vor ihnen ziehe. Jeder wurde gleich behandelt. Immer wurden alle eingebunden - ob beim Malen, wo den nicht selbst dazu fähigen Kindern von einem Betreuer die Hand geführt wurde, oder beim Spielen, wo immer ein gehfähiges Kind den Rollstuhl eines nicht gehfähgen Kindes schob.
Ich glaube, dass das auch dem ein oder anderen "schwierigen Jugendlichen" sehr gut tun würde. Vielleicht nicht innerhalb von 4 Wochen, aber wenn überhaupt, ist viel gewonnen! Ich rede natürlich jetzt nicht unbedingt von absoluten Schwerverbrechern, aber dem ein oder anderen Mitläufer könnte, mit viel Einfühlungsvermögen, durchaus noch die Augen geöffnet werden, da bin ich mir sicher. Ob das nun ein Behindertenheim oder ein Altenheim ist - unter der richtigen Führung würden sicher auch solche Jugendliche viel in Sachen Umgang mit Mitmenschen lernen können. Das sind ja nicht unbedingt Monster! Der ein oder andere mag unwideruflich "verdorben" sein, aber vielen kann man sicher auch noch helfen zurück "auf die richtige Bahn" zu kommen.
P.S.: Ich fand den Ansatz mit der Ausbildung von Blindenhunden in Gefängnissen übrigens auch ganz gut - der persönliche Kontakt zu einem bestimmten Tier kann auch viel in Sachen "Gefühle für andere Lebewesen empfinden" bewirken.