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jones
Guest
Hier sollte statt „oder“, „und“ stehen, sorry.Die Gesamtheit der Populationen, deren Individuen sich untereinander fortpflanzen können oder durch Fortpflanzungsschranken von anderen Populationen getrennt sind fasst man zu einer Art zusammen.
Ich muss aber zugeben, dass auch eine solche Artdefinition (hier: populationsgenetischer Artbegriff aus Biologie von Linder) keine befriedigende Antwort liefert.
Wie es Tobias schon angedeutet hat gibt es mehrere Möglichkeiten eine Art zu definieren. Hier noch die biologische:
„Eine Art ist eine Gruppe von Individuen oder Populationen, die miteinander unter natürlichen Bedingungen fruchtbare Nachkommen hervorbringen können.“
Doch auch diese ist nur beschränkt auf das Beispiel anwendbar, da die Einschränkung: „unter natürlichen Bedingungen“ problematisch ist.
Zum Beispiel sind die Blütezeiten des roten und schwarzen Holunders verschieden. Deshalb gibt es auch keine natürlichen Bastarde, obwohl es künstlich möglich wäre. Doch wenn die Blütezeiten dieser zwei Sträucher sich überlappen würden, gäbe es auch natürliche Bastarde. Die Grenzen von „natürlich“ und „künstlich“ sind also fliessend.
Sogar der Übergang von Rassen und Arten ist fliessend, was eigentlich von der Evolutionstheorie zu erwarten ist, da sich die Arten im Fluss der Entwicklung befinden. Darum muss eine biologische Artdefinition unbefriedigend sein.
Um noch mehr Verwirrung zu stiften das Beispiel mit der Herings- und Silbermöwe:
Von diesen beiden Arten gibt es mehrere circumpolare Rassen. Zwischen den benachbarten Rassen entstehen fruchtbare Bastarde. Die beiden Endglieder der Rassenkette, die britische Heringsmöwe und die britische Silbermöwe stossen in Nordwest-Europa aufeinander, kreuzen sich aber in der Natur äusserst selten. Obwohl kein direkter Genaustausch stattfindet, besteht ein Genfluss von der eruop. Silbermöwe über die circumpolaren Zwischenformen bis zur europ. Heringsmöwe. Von Europa aus gesehen wären es also zwei Arten, global betrachtet aber zwei Rassen derselben Art.
Hier und beim Kohlmeisenbeispiel könnte man vielleicht noch folgende zwei Definitionen brauchen, obwohl das „weiche“ Artdefinitionen sind (in weichen Artdefinitionen fliessen subjektive Einschätzungen des Taxonomen ein (Lehre von der Ordnung der Organsimen)):
Rassenkreis:
Zu einem Rassenkreis gehören alle Geographischen, einander vertretbaren Formen, soweit sie Übergänge zeigen oder fruchtbare Mischlinge wenigstens erwartet werden können.
Artenkreis:
Sind die in einem Rassenkreis zusammengefassten Formen zu verschieden, so liegt ein Artenkreis vor. (Superspecies).
Gehen wir aber noch einen Schritt weiter. Es gibt nämlich noch den „Artbegriff der Schöpfungslehre“. Er beweist weder sie Schöpfung noch widerlegt er die Evolutionstheorie. Aber ich finde die Definition des Grundtypes noch interessant:
„Alle Individuen, die direkt oder indirekt durch Kreuzung verbunden sind, oder deren Keimzellen nach echter Befruchtung eine Embryonalentwicklung unter Expression des Erbgutes beider Eltern wenigstens beginnen, werden zu einem Grundtyp gerechnet.“
Ich möchte das ganz kurz erläutern:
Wenn sich zum Beispiel der Jagdfasan mit dem Königsfasan und dem Haushuhn kreuzt, aber das Haushuhn nicht mit dem Königsfasan so sind doch diese beide über den Jagdfasan indirekt verbunden und gehören zu einem Grundtypen. Entsprechendes gilt für den Truthahn und den Königsfasan, wobei nicht gesagt wird, dass eine noch nicht beobachtete Kreuzung unmöglich ist.
Beispiele für Gruntypen:
Hühnervögel
Entenvögel
Hundeartige
Pferdeartige
Etc
Stärken und Schwächen des Grundtypenmodells:
Schwächen:
Es ist erst an wenigen Organismengruppen wirklich fundiert getestet worden. Darum kann es nur als eine Arbeitshypothese betrachtet werden. Der weitere Gang der biologischen Forschung wird zur Bestätigung, Revision, oder gar Verwerfung dieser Hypothese führen:
Es gibt praktische Schwierigkeiten, im konkreten Fall eine Hybridisierung zu vollziehen. Die Kreuzung verschiedener Arten sind von der Verhaltensbiologie Grenzen gesetzt, und eine künstliche Befruchtung ist zwar manchmal leicht möglich, aber z.B. im Falle seltener oder schwer zu haltender Tiere ausserordentlich schwierig.
Stärken:
Die systematische Kategorie des Grundtyps ist als einzige Typendefinition der gesamten Biologie experimentell prüfbar. Durch die Entwicklung der Molekularbiologie ist es vielleicht bald möglich die einen Grundtyp kennzeichnenden Genmuster zu finden.
Man hat also gemerkt, dass es bis heute keinem gelungen ist die Vielfalt der Tiere in ein eindeutiges System zu fassen. Es gibt noch keine eindeutige Artdefinition (vielleicht wird es auch nie eine geben). Das merkt man auch daran, dass niemand genau weiss wie viele Tierarten es auf der Welt gibt.
Aber vielleicht hat die Grundtypendefinition eine Zukunft.
Ich hoffe das beantwortet die Fragen.
Gruss Jones