Naja, so ganz stimmt das für mich nicht, zur "Traditionalistenclique" gehören die, die sich 1-2 Arcadiaröhren an die Raumdecke klatschen und den Raum vom Boden bis zur Decke voll mit Zuchtboxen haben.
Die bessere Stufe sind die, die eine Lichtquelle in jeder Box haben, die jeden Bereich der Box ausleuchtet,
noch besser sind dann die, deren Lichtquellen sich morgens und abends auch noch dimmen lassen,
danach kommen dann die, die bei den Stadtwerken besonders beliebt sind und in deren Keller nahezu Deine empfohlenen Lichtverhältnisse herrschen,
direkt gefolgt von denen, die das ganze morgens und abends auch noch dimmen.
Aber abstinken werden sie
alle gegen eine naturnahe Außenvolierenhaltung (sofern diese richtig ausgerichtet und konzeptioniert ist).
Ich hatte zuvor ca. 25 normale 36 W-Lichtleisten in meinen Boxen, bei den Glasscheiben in der Boxendecke erübrigte sich jedes UV-Spektrum (bei Draht anstatt Glas verstaubt die Elektrik viel zu schnell). Die Hitzeentwicklung war enorm und ich bekam die Vögel allein aufgrund der Temperatur schlechter in einen jahreszeitlichen Rythmus (artgerechte Klimaanlage anschaffen??), dimmbar war das Ganze damals auch nicht. 800€ allein an Stromkosten fielen jedes Jahr an, Tendenz steigend. Nun zahle ich 300 € (Tendenz allerdings auch steigend), kann dimmen und bin mit der subjektiven Lichtausbeute dennoch zufrieden. Ich denke, daß ein Vogel in meinen -im Vergleich zu Deinen Empfehlungen- suboptimal ausgeleuchteten Boxen artgerechter gehalten wird als so manch anderer Ziervogel in Deutschland/Europa. Wenn wir schon beim Perfektionismus sind, müßten wir auch die Luftfeuchtigkeit "artgerechter" machen (trockene Heizungsluft), die Keimdichte und Staubbelastung der Luft darf ebenfalls nicht vergessen werden (Ionisatore, Lüftungsanlage), artgerechter Regen durch eine Sprinkleranlage, naturnahe Bepflanzung, ..., da sind wir ganz schnell bei einem indirekten/generellen Verbot der Vogel-/Kleintierhaltung, weil die Sachen zu aufwendig werden.
Ich wollte damit nie sagen, daß schlechtere Haltungen meine dadurch optimaler machen, aber das größere Vogelleid in der
breiten Masse ist mit einfacheren Maßnahmen (Boxenaufbau, Boxengröße, generelle Beleuchtung jeder einzelnen Box,...) zu beseitigen. Kannst Du mir auch nur 50 Vogelzüchter in Deutschland nennen, die Deine Empfehlungen derzeit umzusetzen? Wer wird sich noch Vögel anschaffen, wenn wir alle das Pech haben und jemand Deine öffentlichen Empfehlungen und Berechnung in Gesetze umwandelt?
Bitte nicht falsch verstehen, aber ich werde mein Hobby ganz sicher aufgeben, wenn ich aufgrund Deiner empfohlenen Beleuchtung (2x54Watt T5 pro Box) inkl. Spots (jeweils 70 Watt) ca. 4.000 € (Tendenz steigend) an Stromkosten pro Jahr für eine
noch bessere Vogelhaltung investieren müsste . Denn "mit einfachen Mitteln" -wie Du schreibst- lässt sich das Ganze dann doch nicht umsetzen, allein die Spots pro Box wären mir häufig im Weg. Wenn die Vogelhaltung dann wirklich zum Nobelhobby wird oder ich mich auf 2-3 Paare beschränken müsste, lasse ich es besser ganz sein. Dann sollen sich gern Besserverdiener den Vögeln widmen, ob die dann genauso viel Ahnung haben wie unsereins und ob die ihre Vögel genauso versorgen wird sich zeigen.
Ich sehe es letztlich eher so Ingo:
Bei einer Kette sollte man zuerst die schwächsten Glieder austauschen, um das Gesamtwerk zu verbessern. Man sollte daher zuerst die größten Mißstände beseitigen, hier ist mit wenig Geld und Aufwand eine schnellere Verbesserung der Gesamt-Haltungsbedingungen zu erzielen. Wie schön wäre es, wenn alle Kleinvögel wenigstens 80 cm breite und halbwegs gut ausgeleuchtete Zuchtboxen hätten?? Irgendwann kommen wir dann ganz von allein an den Punkt an dem Kosten- und Nutzen-Verhältnis kippen. Ich bin der Auffassung, daß meine Anlage beinahe an diesem Punkt angekommen ist (UV-A und UV-B könnten ggf. noch nachkommen). Zumindest beim heutigen Stand der Technik und den heutigen Strompreisen erscheint mir Deine (belegbare und sicher auch objektive) Einstellung zu diesem Thema allein schon finanziell
für mich nicht umsetzbar.
Ich respektiere Deine -aus genannten Gründen- leider öffentliche Meinung hierzu und begreife die objektiven Fakten, aber ich bitte auch zu respektieren, daß ein gewisser Unterschied zwischen 300 € und 4.000 € Stromkosten im Jahr liegt, mal ganz von der Anschaffung geeigneter dimmbarer "Hardware" abgesehen.
Ich bin bei diesem Thema nicht beratungsresistent, sondern schlicht zu arm, um Deinen Empfehlungen nachzukommen, daher kann ich leider nur die Fakten dankend annehmen, im Hinterkopf behalten und auf bessere Technik warten.