Man unterscheidet hier die Nordische oder schwarze Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) und die rote Vogelnilbe (Dermanyssus gallinae). Auch sie gehören zu den Ektoparasiten und im Gegensatz zur roten Vogelmilbe findet bei der nordischen Vogelmilbe der gesamte Lebenszyklus auf dem Vogel statt. Beides sind blutsaugenden Milben -
Nordische Vogelmilbe - Befallen werden hauptsächlich erwachsene Vögel. Die Milben halten sich in den Konturfedern auf. Die Eier werden in das Kopf- und Bauchgefieder gelegt. Die Entwicklung der nordischen Vogelmilbe erfolgt über das Ei zum Larvenstadium ( 6-beinig) über zwei Nymphenstadien (8-beinig) hin zur erwachsenen Milbe innherhalb von 5-12 Tagen. Nüchtern sehen sie grau aus, haben sie Blut gesogen sieht man den Darm leuchtend rot scheinen. Blut saugt nur das erwachsene Tier und das erste Nymphenstadium (zweimal vor der Häutung), die anderen Stadien nehmen keine Nahrung auf. Sie ist ca. 0.8 mm groß, Ansteckung erfolgt von Vogel zu Vogel und sie ist sehr viel leichter zu therapieren als die rote Vogelmilbe, man behandelt mit Stronghold oder Ivermectin-Lösung per Spot-on, dreimal in 7-10 Tägen. Da man auch hier die Eier nicht abtötet und den Lebenszyklus unterbrechen muß. Und da sie nicht in der Umgebung sitzt, reicht eine normal übliche Reinigung des Käfigs/ der Voliere aus. Es kann aber vorkommen, da die Milbe ausserhalb des Wirtes 1 Woche lang überlebensfähig ist, dass adulte Milben und auch Nymphen den Wirt freiwillig verlassen um sich ein neues Wirtstier zu suchen. Sie ist übrigens wenig wirtsspezifisch, so dass sich z.B. Ziervögel in einer Ausenvoliere von wild lebenden einheimischen befallenen Vögeln anstecken können. Hier kann man beobachten dass im Gegensatz zur roten Vogelmilbe, die Vögel tagsüber sehr unruhig sind und fast ununterbrochen im Gefieder herumnesteln.
Rote Vogelmilbe - Sie sitzt nachts auf dem Vogel und saugt Blut, tagsüber versteckt sie sich in den Ritzen der Umgebung (Holzritzen, Nistmaterial, hinter Tapeten, Leisten, Ritzen der Stzstangen). Bei ganz starkem Befall kann es aber vorkommen, dass auch am Tage Blut gesogen wird. Eine reine Wohnungshaltung ist kaum in Gefahr, es sei denn man erwirbt einen befallen Vogel, der sie so in die Wohnung einschleppt. Bei Volierenvögeln erfolgt die Ansteckung über Wildvögel. Hier ist das Verhalten des befallenen Vogel genau umgekehrt zur nordischen Vogelmilbe, der Vogel ist nachts unruhig und kommt kaum zum Schlafen. Und es ist eine Ansteckung anderer Haustiere und dem Menschen möglich!!
Die adulte Milbe ist 0,6 - 1 mm lang und hat eine Breite von 0,3 - 0,6 mm, sie ist mit einer Lupe erkennbar. Die Entwicklng erfolgt auch hier vom Ei über ein Larvenstadium und zwei Nymphenstadien. Bei höheren Temperaturen im Sommer - 28 - 34 Grad - entwickeln sich die Milben schneller, innerhalb von 5-10 Tagen, bei Temperaturen von 24 - 26 Grad dauert die Entwicklung 7 - 12 Tage. Und nun kommt der Grund warum die rote Vogelmilbe sehr schwer zu eliminieren ist - die erwachsenen Milben sind 8 Wochen lebensfähig. Können aber in Ermangelung eines passenden Wirtes in Ritzen, Spalten sprich ihren Verstecken, mehrere Monate überleben. Hat man den Verdacht, dass man sie sich in die Wohnung eingeschleppt hat, kann man sie anhand eines weißen Tuches, dass man nachts über den Käfig/die Voliere hängt, identifizieren. Sie sind dann gut gegen den weißen Hintergrund zu sehen.
Behandelt werden die Vögel wieder mit Stronghold oder Ivermectin-Lösung per Spot on in dreimaligen Intervallen von 7 - 10 Tagen, allerdings muß hier die gesamte Umgebung desinfiziert - ausgesprüht werden. Spielzeug, Holzstangen, kurz alles was nicht aus Metall ist, schmeißt man am besten weg. Man kann versuchen die rote Vogelmilbe anhand von Raubmilben in der Umgebung zu bekämpfen. Diese Raubmilben sterben nach einiger Zeit, sobald sie keine Nahrung mehr finden. Eine weitere Möglichkeit ist das Auftragen eines Pulvers, dass aus fossilen zermahlenen Kieselalgen besteht - Agrinova Milbenfrei - . Es trocknet die Milben regelrecht aus. Oder man greift zur Chemie - zu Neopredisan von der Firma Menno. Man stellt eine 3%ige Lösung her und sprüht alles großzügig aus, trocknen lassen und auf jeden Fall mindestens nach 7 Tagen einmal wiederholen. Die Vögel können in ihren Käfigen bleiben, ich würde sie aber in der Zeit an einem anderen Ort unterbringen. Es riecht recht unangenehm, das ist aber lt. meiner Nachfrage beim Hersteller nicht gesundheitsgefährdend.
Räudemilben (Knemidokoptes pilae) - auch Grabmilben oder Schnabelschwamm genannt, sind kleine Spinnentiere, sie ernähren sich von Hautschüppchen. Sie gehören zu den Ektoparasiten, sie leben komplett in ihrem Wirt und besiedeln NICHT die Umgebung, so dass eine Desinfizierung der Umgebung NICHT notwendig ist. Die Weibchen , 04 x 0,3 mm groß, graben sich in Schnabel und Haut ein und legen dort ihre Eier ab, aus denen innerhalb von 3 Wochen die Larven zu adulten Milben heranreifen. Sie sind mit dem bloßen Auge nicht sichtbar, aber wenn man sich die betroffenen Schnabel und Hautstellen genau anschaut, sieht man die Eingänge der in die Haut gebohrten Tunnel. Charakteristisch sind die schwammartigen Veränderungen der Haut. Nicht nur die Wachshaut und der Schnabel können befallen sein, sondern auch die Augenumgebung, die unbefiederten Teile der Ständer und der Kloakenbereich. Das Schnabelhorn wird brüchig und kann brechen und neigt zu annormalem Wachstum (Länge und Form). Eine Diagnose ist relativ leicht zu stellen anhand der Haut- und Schnabelveränderungen und die Behandlung wird in der Regel mit Stronghold oder einer Ivermectin-Lösung per Spot-on erfolgen. Diese Behandlung muß mehrmals erfolgen, da sie nur bereits geschlüpfte Tiere abtötet aber keine Milbeneier.
Die Übertragung erfolgt durch infizierte Elterntiere beim Füttern der Jungvögel durch den direkten Kontakt. Nun denkt man es müßte einen direkten Ausburch dieser Erkrankung erfolgen, das ist aber oftmals nicht der Fall, sondern es können viele Monate oder Jahre vergehen, bevor die Räudemilben ausbrechen. Stressituationen, andere Erkrankungen, Mangelernährung begünstigen den Ausbruch und ich habe schon öfters feststellen können, dass ein Räudemilbenbefall eine Sekundärerkrankung war und es noch eine Primärerkrankung vorlag, die noch gar nicht festgestellt worden ist. Es sollte eine Optimierung der Haltung und Ernährung erfolgen.
Eine andere Art Ektoparasiten sind die Kalkbeinmilben (Knemidocoptes mutans), auch sie ernähren sich von Hautschüppchen. Die Männchen sind ca. 2,5 mm groß und haben an ihren vier stummelförmigen Beinpaaren Haftscheiben, die Weibchen sind ca. 0,4 - 0,5 mm groß und haben statt der Haftscheiben Krallen an ihren Beinpaaren. Die Weibchen gebären lebendige Larven. Die Männchen erreichen innerhalb von 20 Tagen das Erwachsenenstadium, die weiblichen Larven innerhalb von 26 Tagen. Bevorzugt werden die unbefiederten Stellen der Ständer und die Zehenregion befallen. Durch das Bohren der Gänge und Stoffwechselprodukte der Milben reagiert die betroffene Haut mit Entzündungen, sie verdickt sich und es bilden sich weiß-graue kalkartige Beläge. Daher auch der Name Kalkbeinmilbe. Die Vögel leiden unter starkem Juckreiz, die Fußringe sollten entfernt werden. Die Borken sollten aufgeweicht und entfernt werden. Z.B. mit einer Seifenlauge aus Kernseife und danach sollte man eine pflegende Salbe auftragen z. B. Comed Padsect Kalkbeinsalbe. Auch hier sollte eine Optimierung der Ernährungs- und Haltungsbedingungen erfolgen.