@toxamus...schwache Retourkutsche. Darauf gehe ich nicht ein.
Brauchst Du nicht. Aber ich kann auch gerne deutlicher werden.
Du forderst eine "argumentative Diskussion", wirfst aber mit Gemeinplätzen nur so um Dich (garniert mit ziemlich lauen Latein-Zitaten, was es nicht besser macht).
Grundlagenforschung ist per Definition nicht angewandt und sucht nie primär nach einem Nutzen.
Trotzdem - oder gerade deshalb- fußen die wertvollsten Erkenntnisse für Medizin, Technik usw letztlich fast alle im Grunde auf genau dieser der zielfreien Grundlagenforschung.
Curiosity drives innovation and progress.....nicht Absicht und gezielte Suche
In welcher Welt lebst Du? Geforscht wird da, wo man sich einen Nutzen verspricht, sonst fliesst keine Kohle.
Nettes Beispiel: Grundlagenforschung zur Kernfusion. Glaubst Du ernsthaft, da werden seit ca. 50 Jahren zig Milliarden in die Forschung gepumpt, wenn man sich nicht konkret etwas davon versprechen würde? So viel zur zielfreien Grundlagenforschung.
Auf Grund meines Alters kann ich die letzten 50 Jahre ganz gut überblicken.
Wohin hat all die Forschung (inklusive Grundlagenforschung) denn bisher geführt?
Auf dem Mond waren wir vor 50 Jahren schon, hat aber seither nicht mehr geklappt. Welche bahnbrechenden Erfolge verdanken wir also 50-jähriger Forschung?
Die Nahrungsmittelerzeugung läuft effektiver, was durch den Bevölkerungszuwachs mehr als relativiert wird, die "besseren" Anbaumethoden ruinieren den Planeten.
Neue Techniken verbrauchen immer mehr Ressourcen, und nur weil heute jeder ein Smartphone am Ohr hat geht es den Leuten nicht unbedingt besser.
Die Menschheit ist nicht gesünder geworden, im Gegenteil, die Kosten des Gesundheitssystems steigen unaufhörlich. Nicht zuletzt Dank einer Wissenschaft, die die Lebenserwartungen in Bereiche hat steigen lassen, in denen ein Überleben nur noch durch den massiven Einsatz von Technik und Medikamenten möglich ist, was die Kosten für diese letzten Jahre explodieren liess.
Die Daumenschrauben bei Arbeit und Produktivität werden immer mehr angezogen, Mieten für Normalsterbliche steigen stetig. Klima und Umwelt werden immer gründlicher ruiniert. Das Finanzsystem balanciert stetig an der Kante zum Abgrund. Politisch sind wir annähernd so weit wie vor 50 Jahren.
Diese Aufzählung könnte ich noch lange und detailliert fortsetzen.
Wer da Akzeptanz für wert- und zielfreie Forschung fordert, der muss sich schon fragen lassen was damit besser geworden ist bzw. besser werden soll und welche Fakten ihn zu dieser Überzeugung kommen lassen.
Wenn es dann noch darum geht, an fühlenden Lebewesen herumzuexperimentieren, dann fehlt mir dafür jedes Verständnis.
Kann ja sein dass Du aus falsch verstandener Kollegialität in die Bresche springst (eine Krähe hackt der anderen bekanntlich kein Auge aus), aber gerade aus einem wissenschaftlichen Ansatz heraus wäre hier etwas mehr kritische Distanz äusserst wünschenswert.
Hier mal beispielhaft eine Versuchsbeschreibung der erwähnten "Forscherin":
Titel: Kodering für numerische Regeln im präfrontalen, prämotorischen und hinteren Parietalkortex von Makaken
Hintergrund: Nervenaktivitäten im Hirn während ein Affe Mengen (Anzahl von Punkte) abschätzt.
Tiere: 2 Affen (Rhesusaffen)
Jahr: 2012
Versuchsbeschreibung: Bei den Affen wird unter Narkose ein Haltebolzen auf dem Schädelknochen verankert. Außerdem wird ein Loch in den Schädel gebohrt. Darüber wird eine verschließbare Kammer befestigt, durch die später Elektroden in das Hirngewebe eingelassen werden. In die Bindehaut der Augen werden Metallspulen eingesetzt, mit denen die Augenbewegungen verfolgt werden können.
Die Affen müssen in einem Primatenstuhl sitzend Aufgaben am Bildschirm erledigen. Der Kopf der Tiere ist dabei an dem Haltebolzen fixiert, so dass keine Kopfbewegung mehr möglich ist. Der Affe muss seine Augen auf einen Punkt auf dem Bildschirm richten und einen Hebel drücken. Es erscheint eine Anzahl schwarzer Punkte, die sich der Affe merken muss. Die Punkte verschwinden und ein eine andere Anzahl Punkte erscheint. Sind es mehr Punkte als zuvor, muss der Affe den Hebel loslassen, sind es weniger, muss er den Hebel gedrückt halten. Gleichzeitig werden Elektroden durch das Bohrloch in das Hirngewebe eingelassen, um Hirnströme an verschiedenen Stellen des Gehirns zu messen.
In dieser Arbeit wird nicht erwähnt, wie die Affen dazu gebracht werden, die Aufgaben zu erfüllen. Üblicherweise wird dazu Durst eingesetzt. Der Affe erhält außerhalb der Experimente im Affenstuhl nichts zu trinken. Macht er eine Aufgabe richtig, bekommt er ein paar Tropfen Flüssigkeit mit einem Schlauch in den Mund geträufelt. Eine Tötung der Affen wird nicht erwähnt. Üblicherweise werden die Primaten für mehrere Studien, oft über Jahre, verwendet.
Die Arbeit wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die VolkswagenStiftung unterstützt.
Bereich: Hirnforschung
Originaltitel: Numerical rule coding in the prefrontal, premotor, and posterior parietal cortices of macaques
Autoren: Daniela Vallentin, Sylvia Bongard, Andreas Nieder*
Die Dame kann meinetwegen Selbstversuche machen, so lange sie dazu in der Lage ist - von Experimenten auf Kosten von Tieren, die weder verstehen was mit ihnen geschieht, noch dazu in der Lage sind sich dagegen zu wehren sollen sie (und auch alle anderen) bitte ihre Finger lassen!
Die Tatsache, dass sich jemand etwas von diesen Forschungen verspricht und sie deshalb finanziert macht die Angelegenheit nicht besser.
Meine Einschätzung ist sicher subjektiv, aber ich halte mich selbst nicht für wissenschaftsfeindlich, im Gegenteil. Die letzten 50 Jahre haben mehr spannende wissenschaftliche Erkenntnisse hervorgebracht als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Die Frage ist: Wohin hat es uns gebracht und wenn es uns nicht weiter gebracht hat, wo liegt der Fehler? Könnte es sein, dass im wissenschaftlichen Alltag der Begriff "Verantwortung" oft nur am Rande vorkommt bzw. als störend empfunden wird?
Vor diesem Hintergrund halte ich ein Wissenschaftsverständnis wie das von Dir weiter oben vertretene für naiv, gelinde gesagt. Aber manchmal reicht der Horizont von "Fachleuten" halt nicht weiter. Schade.