Es gibt in Gefangenschaft keine artgerechte Haltung -
okay Ivan, das nehme ich mal so hin. Jetzt kommt meine persönliche Meinung:
Ein wild gefangenes Tier, wird - SOWEIT es das Empfinden für "was ist besser" hat, niemals den Käfig seiner freien Wildbahn vorziehen. Für dieses Tier wird es nie "artgerecht" sein, in einem Gehege zu leben.
Artgerechterrrrrrrrrr empfinde ich persönlich zum Beispiel Affenauffangstationen, wo wilde Tiere aufgenommen werden, weil sie beispielsweise durch Wilderer ihre Eltern verloren haben, verletzt wurden oder was auch immer. Es ist keine perfekte Lösung, aber die Tiere haben ein großes Terrain, in dem sie sich frei bewegen können und wenig Menschenkontakt haben, damit sie auch später wieder ausgewildert werden können.
Gäbe es solche Auffangstationen nicht (man denke da auch mal an Seehundstationen etc), würde es schon einige Verluste geben.
Das Tier wird also durchaus merken, dass es zwar eine Verschlechterung, bzw. Veränderung der Lebensgewohnheiten gab, jedoch wird es auch merken, dass ihm geholfen wird und wird sich daher mit der Veränderung arrangieren. Ob ein Tier Vergleiche zieht, ist mir nicht bekannt, aber der rumänische Tanzbär, dem die Zähne gezogen wurden, wird dankbar dafür sein, nicht mehr auf Nahrungssuche zu müssen, nach Sachen, die er nicht mehr fressen kann. Ihm wird also ein qualvoller Hungertod erspart. Auch, wenn man nicht jedem Einzelgängerbären einen persönlichen Wald bieten kann, kann man dennoch diesen Mangel mit anderen Sachen kompensieren und der Bär würde wahrscheinlich keinen Vergleich ziehen, denn dann müsste er auch argumentieren, dass er wohl verhungern würde, wenn er selbst jagen müsste.
Hier die Preisfrage Ivan: ist es artgerecht, einen zahnlosen Tanzbären in die Freiheit zu entlassen, obwohl man weiß, dass er verhungern wird, ohne Zähne?
Ist es da nicht artGERECHTER, ihn zwar in einem kleineren Lebensraum unterzubringen, dafür aber dafür zu sorgen, dass er keine Schmerzen hat und gut versorgt wird?
Oder wäre es artgerecht, ihn einfach abzuschießen und Ruhe ist? Und wenn ja, was sagt das Tierschutzgesetz dazu, was besagt, dass Tiere nur mit triftigem Grund getötet werden dürfen?
Ist es ein triftiger Grund, ein Tier zu töten, weil es nicht artgerecht wäre, ihm in einem Gehege das Futter für ein zahnloses Maul zu servieren?
Nicht artgerecht ist es, Schwarmtiere einzeln oder in zu kleinen Gruppen zu halten. Auch, wenn es die x-hundertste Nachzucht ist, wird der Instinkt, ein Schwarmtier zu sein, nicht verebben. Ich stimme dir zu, dass es also nicht artgerecht wäre, ein Gruppentier einzeln zu "halten" --> somit irgendwie an einer Flucht oder einem freien Leben zu hindern.
Worin ich nicht mit dir übereinstimme ist, dass eine artgerechte Haltung in Gefangenschaft nicht möglich ist.
Auch Tiere in einer Schutzzone sind gefangen, haben dennoch aber alles was sie brauchen. Sie haben zwar nicht mehr ganz Afrika, aber wenigstens einen Teil. Sie leben wie sonst auch, bewegen sich frei, fressen auf der Steppe, haben teilweise sogar Jäger(tiere) um sich...
Ist das nicht artgerecht, ein paar Bisons in ein eingezäuntes Gehege zu sperren, damit sie nicht dorthin laufen, wo die Schutzzone endet und sie abgeschossen werden? So ein Gehege hat mehrere tausend Quadratkilometer.
Meinst du ein Büffel rechnet in Quadratkilometern? Oder denkst du vielleicht, er sieht einen Zaun und sucht sich einen anderen Weg, weil ein Zaun für ihn ebenso ein Hindernis ist wie ein umgestürzter Baum?
Würde der Bison es überhaupt merken, dass er eingesperrt ist?
Sicher gibt es auch Tierhalter, die fünf Zebrafinken in einem Hamsterkäfig halten und ihnen Nudeln zu essen geben.
Aber es gibt auch welche, die echte Bäume in einem Zimmer haben, eine kleine Nachbildung ihrer echten Umgebung, die der Zebrafink nicht wiedererkennen wird, weil er diese Umgebung garnicht kennt.
Ein Tier steckt sein Revier ab. Meinst du es interessiert einen Hund, ob er an einen Stein oder an eine Laterne pieselt, um sein Revier abzustecken, nur weil seine Vorfahren es an Steinen gemacht haben?
Meinst du es interessiert einen Vogel, der nie frei war, ob das Sofa oder ein Baum sein Revier ist, obwohl er nichtmal weiß, was ein Baum ist?
Ein Vogel, der ein Nest baut, sucht sich den passenden Ort. Wildvögel nehmen eine astgabel, Kanarien ein Körbchen.
Warum? Weil es für sie am Besten erscheint, dort ihr Nest zu bauen. sie denken bestimmt nicht: iiiih, ein Plastikbaum, diese Astgabel mag ich nicht. Und sie denken auch sicher nicht: das ist ja gebleichter Bast, womit mein Körbchen geflochten wurde, ich will aber lieber Steppengras.
Es gibt einen guten Spruch von D.H. Lawrence:
I never saw a wild thing sorry for itself. A small bird will fall frozen death from a bough, wihtout ever having felt sorry for itself.
Ich sah nie ein Wildes Tier was Selbstmitleid empfand. Ein kleiner Vogel wird erfroren von seinem Ast fallen, ohne jemals Selbstmitleid empfunden zu haben.
Soll heißen: Ich glaube fest, dass kein Tier sich bemittleiden würde, wo es lebt. Es wird hinnehmen was kommt.
Was nicht heißt, dass es flüchten würde, wenn es könnte. Ein Hund in der Tötungsstation wird natürlich jede Gelegenheit nutzen, diesem Leben zu entgehen, aber er wird sicher nie bemittleiden, sondern das mitmachen, was man mit ihm macht.
Warum sollte ein Kanarienvogel, der täglich lecker Wasser und Futter hat, darum trauern, in seinen Käfig zu müssen, wenn er nie die Freiheit seiner Artgenossen gekannt hat?
Er wird in den Käfig fliegen. In sein Revier. Und es wird ihm latte sein, ob das Gitter grün ist oder blau.