Hallö!
Ich schätze Geier sehr, und staunte Bauklötzer, als ich las, das bei Delmenhorst neben dem Bahngleis ein Geier gesichtet wurde...
Ich würde es sehr begrüßen, wenn Geier (wieder) heimisch würden...
Die bisherigen Nutznießer von Fallwild, das es durchaus in größeren Zahlen gibt, als man gemeinhin denkt (es wird bei weitem nicht alles tote Wild geschossen oder wird ein Verkehrsopfer, ich selbst fand innerhalb eines Jahres an Fallwild 2 Rehe, 2 Wildschweine, 1 Fuchs und ein Damtier...), waren doch vorwiegend in erster Linie Seeadler (außerhalb der Berge, dort eher Steinadler) und drei Arten Rabenvögel (Kolkraben, Elstern, Nebel-/ Rabenkrähen), die waren/ sind aber indes auch nicht auf die Ernährung durch Aas spezialisiert, so daß mehr oder minder große Kadaverteile dennoch verwesten.
Das wäre dann mit Geiern nicht mehr der Fall, denke ich.
Auch denke ich, das die Extensivierung der Landwirtschaft in großen Bereichen, und die Extensivhaltung von Weidevieh, ebenfalls einen guten Nahrungsabwurf für die Geier bedeuten könnte. Die Viehzahlen (etwas Schafe) steigen durch die Extensivhaltung, und würde man die Hygienevorschriften etwas lockern, dann könnte man sich die Entsorgungskosten wirklich sparen, und verstorbenes Vieh einfach liegen lassen.
Das von totem Vieh eine Erkrankungsgefahr für Wild oder anderes Vieh besteht, ist indes ziemlich haltlos.
Ein Beispiel aus meinem Zivildienst: Wir hielten, es war ein Ökoverein, eine kleine Herde von 11 Mutterschafen, zwei Böcken und deren jährlichem Nachwuchs.
Durch den Lauf der Dinge und der Natur geschah es, daß im Sommer '98 während einer längeren Hitzeperiode eine der älteren Moorschnucken auf der Weide starb, und wir sie erst drei Tage später fanden.
Natürlich waren die Raben schon dran gewesen, ansonsten aber mieden während des Daliegens, wie auch Wochen danach, die anderen Tiere der Herde die Stelle weiträumig, sie kamen dem Kadaver wie der Stelle nie näher als 10 Meter, wodurch eine Infektion mit irgendwas schlichtweg ausgeschlossen sein dürfte. Soviel zum Argument, tote Tiere wären eine unmittelbare Gesundheitsgefahr für andere Tiere, was durch die Tätigkeit der Geier noch weiter entschärft würde...
Der Geier neben der Bahnstrecke saß mit Sicherheit an einem verunglückten Stück Wild, daß ohne Geier einfach vergammelt wäre, und so hat er eigentlich gleich mustergültig vorgeführt, wozu so ein Geier da ist, zum schnellen Beseitigen toter Körper nämlich, und hat einem seine spezielle Daseinsberechtigung gleich anschaulich vor Augen geführt...
Will sagen, abgesehen davon, das Tiere eh die unmittelbare Umgebung toter Tiere meiden, wenn sie können, und von daher schon nur geringe Infektionsgefahr besteht, wird diese Behauptung/ Befürchtung doch durch das Auftreten von Geiern noch weiter ad absurdum geführt, selbst wenn man zusätzlich Luderplätze anlegt...
Wäre vielmehr noch eine Chance, Schlachtabfälle loszubekommen, so daß Mastvieh kein Tiermehl mehr zu fressen braucht
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Habe da mal eine Doku aus Indien gesehen...
Die Hindus dürfen ja keine Kühe schlachten oder töten, was sie aber nicht hindert, versehentlich im Verkehr getöteten oder sonstwie gestorbenen Rindern die Haut zur Ledergewinnung abzuziehen. Die abgezogenen Tierkörper haben sie dann auf Karren aus der Stadt gebracht, und an einen bestimmten Platz gebracht, wo dann der Indische Geier, neben anderen Tieren, großer Nutznießer dieser Sitte war, sogar eigentlich nur dadurch seine Population halten konnte (Wild gibt es ja in Indien außerhalb von diversen Schutzgebieten eher nicht mehr viel...)...
Das wäre also, entsprechende Grundlagen vorausgesetzt, auch hier zumindest eine Teiloption, um Geiern wieder ein Leben und Überleben zu ermöglichen, finde ich.
Wie gesagt, ich schätze Geier sehr, und fände es sehr klasse, wenn es sie hier wieder gäbe, hätte als Tierhalter auch kein Problem damit, tote Tiere, wenn es nicht gerade komplette Kühe sind, liegen zu lassen (zum Verputzen einer Kuh gibt es sicher noch lange nicht genug Geier hier ^^...).
Wollte damals schon das Schaf für die Raben liegen lassen, aber Chef bestand aufs Einbuddeln... Naja...
Grüße, Andreas