*zu Norwicher schiel*
Nun, die vielfach angemahnte Leberschädigung hält sich leider als hartnäckiges Gerücht, ist aber trotzdem, aus meiner Sicht, so nicht richtig.
Auch im natürlichen Lebensraum nehmen Vögel Carotine auf und lagern diese im Gefieder ab. Sie sind nicht in der Lage, diese selbst zu bilden.
Auch wenn es für den Vogel selber nebensächlich erscheinen mag, welche Farbe er trägt, stimmt nicht so ganz.
Vögel nehmen Farben viel intensiver wahr, als wir Menschen. Bei den rotfarbigen Karmingimpelarten weiß man beispielsweise, dass nicht farbgefütterte Männchen sehr schlechte Chancen bei der Paarung haben und somit einen großen Nachteil in der Chance zur Fortpflanzung haben.
Farbstoffe in der Natur haben durchaus Bedeutung für die Vögel die diese in ihr Federkleid einlagern.
Vor allem die Gruppe der im letzten Absatz erwähnten Karmingimpel, bedient sich dieser Farbstoffe und für die natürliche Selektion sind diese Farbstoffe von sehr großer Bedeutung. Bei dieser Gruppe der Vögel besitzt bei fast allen Arten der junge/einjährige Vogel ein sogenanntes Jugendgefieder, die Jungvögel können auf Grund dieses eher unscheinbaren Gefieders farblich noch nicht mit den älteren mithalten, und dieses hat auch seinen Grund. Für die Weibchen ist es wichtig, überlebensfähige Partner zu finden, und das sind erfahrene überjährige Partner. Diese Männchen zeigen von Jahr zu Jahr mehr rot in ihrem Federkleid und machen sich somit für ihre Weibchen interessanter.
Wie kommen nun diese Wildvögel an soviel Farbfutter das sie es so gleichmäßig einlagern können wie sie es in der Natur zweifelsohne tun?
Viele Beeren, die auf dem Speiseplan dieser Vogelgruppe stehen sind wahre Farbbomben. Die Vögel nehmen diese Beeren in solchen Mengen auf, das sich der Kot der Vögel rötlich / bläulich verfärbt.. Für einen kurzen Zeitraum kommt es zu einer Überdosierung der Vögel in freier Wildbahn mit Canthaxanthin, und diese Vögel existieren trotzdem und sind erstaunlicherweise sogar gesund und vital.
Jegliche Farben, die im Tierreich durch die Evolution entstanden sind, haben ihren Grund und ihre Berechtigung und sind damit für die jeweilige Art überlebenswichtig.
Soweit mir bekannt, sind canthaxanthinhaltige Korbblütlersamen die natürliche Nahrung des Kapuzenzeisigs (von dem ja die rote Farbe bei den Kanarienvögeln stammt), den ich hier als weiteres Beispiel nennen möchte. Dieses ist seine natürliche! Farbe und hier kann Canthaxanthin sogar in den Federn nachgewiesen werden!
Aber wo liegt Unterschied zwischen einem natürlichen Stoff und einem der Natur identischen, wenn auch synthetisch hergestelltem Stoff?
Der rote Farbstoff, den viele Finken in ihrem Gefieder natürlicherweise ablagern, ist Canthaxanthin.
Wie kann dann dieser Stoff den Organismus schädigen?
Dann dürften seit vielen Jahren keine Kapuzenzeisige und auch keine anderen Cardueliden mit Rotanteil mehr leben.
Nun könnte man anführen, dass die durchschnittliche Lebensdauer der Finken in der Natur das dritte oder vierte Lebensjahr meist nicht überschreitet und somit nicht vergleichbar sei. Aber wie schon zuvor erwähnt, nimmt ein Fink in freier Wildbahn in seinem kurzen Leben ein vielfaches dieses Farbstoffes über die Nahrung auf. Und ist das wiederum vergleichbar, mit der Menge des Farbfutters die ein verantwortungsvoller Züchter (ich weiß, es gibt auch andere...) verabreicht?
Bei Mosaiken vor Beginn der Jugendmauser und bei den rotgrundigen Kanarien zwei Wochen vor dem Schlupf bis jeweils zum Ende der Ausstellungen...? (ich hoffe, dass ist so richtig...wenn nötig bitte korrigieren)
Zumal es sinnvoll ist, nicht über zu dosieren. Mit Vögeln mit sogenanntem „verbranntem“ oder scheckigem Gefieder kann man auf Schauen sicher keinen Blumentopf gewinnen...
Wie sagte schon Paracelsus:„Die Menge bestimmt, ob etwas giftig ist oder nicht.“
Es liegt also imho an der Menge, die zwischen „nützlich“ und „schädlich“ unterscheidet.