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Werner_Krieger
Stammmitglied
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Hallo liebe Vogelfreunde in Deutschland
Seit 60 Jahren züchte ich Kanarien (und auch noch ein paar andere Vögel).
In den 60er Jahren war ich auch sehr aktiv im Verein in meiner Heimatstadt Regensburg und war sogar auch einige Zeit 2. Vorsitzender.
Damals züchtete ich Farbenkanarien, hauptsächlich Isabell in Rot. Angefangen hatte ich jedoch als ca. 10 Jähriger und zwar mit den damals erhältlichen Harzer Rollern. Auch Mischlinge mit Zeisig und Stieglitz züchtete ich schon als Kind und hatte viel Freude an ihrem guten Gesang.
Als dann die Rotvögel aufkamen, gefielen mir diese Vögel so gut, dass ich auf Rot umstieg. Leider war der Gesang dieser Vögel sehr enttäuschend. Aber ich war von den neuen Farben beeindruckt und wusste, dass man nicht Gesang und Farbe gleichzeitig haben konnte. So blieb ich also - trotz der lauten und schrillen Töne der Farbenvögel - bei der Farbenzucht. Ich muss allerdings gestehen, dass ich immerzu wehmütig an die angenehmen Sänger von früher dachte.
Als ich noch in Regensburg lebte und kaum eine Versammlung des Vereins ausließ, sprach ich im Verein oft von dem Traum, einen farbenfrohen Vogel mit gutem Gesang zu züchten. Aber niemand wollte darauf eingehen oder sich an einem Zuchtprogramm beteiligen. Denn die Standardanforderung der Gesangsvögel sind so hoch, dass es aussichtslos erschien, auch nur einen Versuch zu unternehmen. Allerdings kamen dann die sogenannten Farbengesangsvögel auf. Aber all diese Sparten hatten keinen Rotanteil, sondern waren weisse oder gelbe oder auch verdünnte Melaninvögel ohne Rot.
Nun, als Rentner und leider auch nicht mehr ganz so rüstig, bin ich an Ausstellungserfolgen nicht mehr interessiert und kann die Mühe der langen Reisen auch nicht auf mich nehmen. Ich fing also mal an, meinen alten Traum wieder zu überdenken und kreuzte einen roten Hahn mit einem Gesangsweibchen.
Der Erfolg war für meinen Geschmack sehr gut. Die jungen Hähne sangen sehr angenehm. Die Farbe war natürlich nicht mehr rot, sondern ein helles Orange. Aber sie gefallen und das ist die Hauptsache. Immerhin sind es keine reinen blassen Gelben mehr, sondern zeigen ein sehr warmes und angenehmes Orange.
Nun werden die Gesangszüchter lächeln und sagen, dass so ein Vogel niemals einen Erfolg bei einer Ausstellung haben wird. Und damit haben sie natürlich Recht. Und die Farbenzüchter werden mitleidig lächeln über meine nur leicht orangefarbigen Vögel. Und das ebenfalls mit Recht. Allerdings nur, wenn man den vorgeschriebenen Standard im Auge hat.
Aber muss man denn immer nur Erfolge bei Ausstellungen haben? Sind nicht die Vorschriften menschengemacht und eigentlich eine künstliche Sache?
Meine Vögel bringen gute Gesangstouren. Zwar nicht so perfekt und rein wie ein Harzer Roller, aber doch sehr angenehm zum Anhören. Aber einige Passagen sind tatsöchlich so, wie sie auch ein Gesangsvogel bringen könnte. Und sie sind sehr vielseitig. Sicherlich, ein wenig Aufzug ist glegentlich dabei, ein paar unreine Töne können vorkommen. Aber diese sind minimal und sie stören den Gesamteindruck für meinen Geschmack nicht. Ganz im Gegenteil ist ihr Gesang nicht so langweilig und eintönig wie der Gesang eines reinen Gesangsvogels die oft nur Hohlrolle oder Knorre bringen und diese dann zwar in bester Ausführung, aber auch im Prinzip recht langweilig.. Und das gefällt mir zum Beispiel gar nicht so sehr, während mir ein abwechslungsreicher Gesang mit weichen Tönen ganz besonder gut gefällt. Er klingt etwas mehr wie ein Gesang eines Wildvogels. Während der Gesang eines reinen Gesangsvogels irgendwie "künstlich" für meine Ohren klingt. In den früheren Jahren glaube ich auch, dass die Vögel noch abwechslungsreicher sangen, allerdings waren die einzelnen Touren nicht ganz so ausgefeilt wie heute. Aber diese Perfektion der Touren geht offensichtlich auf Kosten der Vielfalt, was sehr schade ist.
Ich werde nu versuchen, in Zukunft aus den nun vorhandenen Vögeln durch Auswahl den Gesang etwas zu verbessern, insbesondere die wenigen spitzen Töne weg zu züchten durch Zuchtauswahl und gleichzeitig wenigstens eine leicht orange Farbe zu erhalten. Mein Zuchtziel ist somit nicht ein Gesang nach dem Standard der Gesangszüchter, sondern ein weicher und wohltönender und auch vielseitiger Gesang eines Vogels, dem man gerne zuhören will. Ich könnte mir vorstellen, dass es viele Liebhaber geben wird, die so einen Vogel als Zimmergenossen lieber haben als einen lauten Farbenvogel oder einen langweiligen Gesangsvogel.
Meine Meinung zu diesem Thema: Fördern wir mit dem Ausstellungswesen und der Festlegung von Standardvorschriften nicht eine starre Haltung, die kein Abweichen, keine eigene Entwicklung, keine Freiheit zulässt? Ist es uns so wichtig, bei einer Ausstellung zu glänzen? Warum eigentlich? Ist es denn so wichtig, einen Vogel zu haben, der einem von Menschen festgelegten Standard entspricht? Wo gibt es denn eine Musterbeschreibung in der Natur???
Wollte mit diesen Gedanken nur mal anregen, auch mal ein wenig anders als nur immer in festgefahrenen Gleisen zu denken.
Meine Vögel begeistern mich so, dass ich ihnen stundenlang zuhören kann. Und ihre Farbe ist ansprechend. Was sollte man als Vogelfreund und Vogelliebhaber (ich betone "Freund" und "Liebhaber") denn anderes wollen?
Schöne Grüße
Werner
Seit 60 Jahren züchte ich Kanarien (und auch noch ein paar andere Vögel).
In den 60er Jahren war ich auch sehr aktiv im Verein in meiner Heimatstadt Regensburg und war sogar auch einige Zeit 2. Vorsitzender.
Damals züchtete ich Farbenkanarien, hauptsächlich Isabell in Rot. Angefangen hatte ich jedoch als ca. 10 Jähriger und zwar mit den damals erhältlichen Harzer Rollern. Auch Mischlinge mit Zeisig und Stieglitz züchtete ich schon als Kind und hatte viel Freude an ihrem guten Gesang.
Als dann die Rotvögel aufkamen, gefielen mir diese Vögel so gut, dass ich auf Rot umstieg. Leider war der Gesang dieser Vögel sehr enttäuschend. Aber ich war von den neuen Farben beeindruckt und wusste, dass man nicht Gesang und Farbe gleichzeitig haben konnte. So blieb ich also - trotz der lauten und schrillen Töne der Farbenvögel - bei der Farbenzucht. Ich muss allerdings gestehen, dass ich immerzu wehmütig an die angenehmen Sänger von früher dachte.
Als ich noch in Regensburg lebte und kaum eine Versammlung des Vereins ausließ, sprach ich im Verein oft von dem Traum, einen farbenfrohen Vogel mit gutem Gesang zu züchten. Aber niemand wollte darauf eingehen oder sich an einem Zuchtprogramm beteiligen. Denn die Standardanforderung der Gesangsvögel sind so hoch, dass es aussichtslos erschien, auch nur einen Versuch zu unternehmen. Allerdings kamen dann die sogenannten Farbengesangsvögel auf. Aber all diese Sparten hatten keinen Rotanteil, sondern waren weisse oder gelbe oder auch verdünnte Melaninvögel ohne Rot.
Nun, als Rentner und leider auch nicht mehr ganz so rüstig, bin ich an Ausstellungserfolgen nicht mehr interessiert und kann die Mühe der langen Reisen auch nicht auf mich nehmen. Ich fing also mal an, meinen alten Traum wieder zu überdenken und kreuzte einen roten Hahn mit einem Gesangsweibchen.
Der Erfolg war für meinen Geschmack sehr gut. Die jungen Hähne sangen sehr angenehm. Die Farbe war natürlich nicht mehr rot, sondern ein helles Orange. Aber sie gefallen und das ist die Hauptsache. Immerhin sind es keine reinen blassen Gelben mehr, sondern zeigen ein sehr warmes und angenehmes Orange.
Nun werden die Gesangszüchter lächeln und sagen, dass so ein Vogel niemals einen Erfolg bei einer Ausstellung haben wird. Und damit haben sie natürlich Recht. Und die Farbenzüchter werden mitleidig lächeln über meine nur leicht orangefarbigen Vögel. Und das ebenfalls mit Recht. Allerdings nur, wenn man den vorgeschriebenen Standard im Auge hat.
Aber muss man denn immer nur Erfolge bei Ausstellungen haben? Sind nicht die Vorschriften menschengemacht und eigentlich eine künstliche Sache?
Meine Vögel bringen gute Gesangstouren. Zwar nicht so perfekt und rein wie ein Harzer Roller, aber doch sehr angenehm zum Anhören. Aber einige Passagen sind tatsöchlich so, wie sie auch ein Gesangsvogel bringen könnte. Und sie sind sehr vielseitig. Sicherlich, ein wenig Aufzug ist glegentlich dabei, ein paar unreine Töne können vorkommen. Aber diese sind minimal und sie stören den Gesamteindruck für meinen Geschmack nicht. Ganz im Gegenteil ist ihr Gesang nicht so langweilig und eintönig wie der Gesang eines reinen Gesangsvogels die oft nur Hohlrolle oder Knorre bringen und diese dann zwar in bester Ausführung, aber auch im Prinzip recht langweilig.. Und das gefällt mir zum Beispiel gar nicht so sehr, während mir ein abwechslungsreicher Gesang mit weichen Tönen ganz besonder gut gefällt. Er klingt etwas mehr wie ein Gesang eines Wildvogels. Während der Gesang eines reinen Gesangsvogels irgendwie "künstlich" für meine Ohren klingt. In den früheren Jahren glaube ich auch, dass die Vögel noch abwechslungsreicher sangen, allerdings waren die einzelnen Touren nicht ganz so ausgefeilt wie heute. Aber diese Perfektion der Touren geht offensichtlich auf Kosten der Vielfalt, was sehr schade ist.
Ich werde nu versuchen, in Zukunft aus den nun vorhandenen Vögeln durch Auswahl den Gesang etwas zu verbessern, insbesondere die wenigen spitzen Töne weg zu züchten durch Zuchtauswahl und gleichzeitig wenigstens eine leicht orange Farbe zu erhalten. Mein Zuchtziel ist somit nicht ein Gesang nach dem Standard der Gesangszüchter, sondern ein weicher und wohltönender und auch vielseitiger Gesang eines Vogels, dem man gerne zuhören will. Ich könnte mir vorstellen, dass es viele Liebhaber geben wird, die so einen Vogel als Zimmergenossen lieber haben als einen lauten Farbenvogel oder einen langweiligen Gesangsvogel.
Meine Meinung zu diesem Thema: Fördern wir mit dem Ausstellungswesen und der Festlegung von Standardvorschriften nicht eine starre Haltung, die kein Abweichen, keine eigene Entwicklung, keine Freiheit zulässt? Ist es uns so wichtig, bei einer Ausstellung zu glänzen? Warum eigentlich? Ist es denn so wichtig, einen Vogel zu haben, der einem von Menschen festgelegten Standard entspricht? Wo gibt es denn eine Musterbeschreibung in der Natur???
Wollte mit diesen Gedanken nur mal anregen, auch mal ein wenig anders als nur immer in festgefahrenen Gleisen zu denken.
Meine Vögel begeistern mich so, dass ich ihnen stundenlang zuhören kann. Und ihre Farbe ist ansprechend. Was sollte man als Vogelfreund und Vogelliebhaber (ich betone "Freund" und "Liebhaber") denn anderes wollen?
Schöne Grüße
Werner
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