Ich finde auch, dass es einen Unterschied zwischen Wildtieren und Haustieren gibt. Wildtiere unterliegen einer natürlichen Selektion. Wenn es einer nicht "schafft", dann hat er die schlechteren Gene (oder Pech). Natur ist grausam. Ich bin dafür, dass sich kein Tier länger quälen sollte als nötig. Und dass man immer, wenn eine Chance zur späteren Auswilderung besteht, diese ergreifen sollte - unabhängig vom Aufwand und Preis. Aber ein blinder Wanderfalke wird in der Vogelklinik sofort eingeschläfert. Er würde nicht mehr freigelassen werden können. Auch, wenn er nicht mehr zu 100% wieder "hergestellt" werden kann. Komplizierter Flügelbruch? Kann heilen. Aber er wird nie mehr genauso fliegen können, wie ein unverletzter Vogel. Dann hätte er einen Nachteil, würde demzufolge vom Nächsten aus seinem Revier vertrieben und muss solange umherwandern, bis er verhungert. Es macht keinen Sinn, tausende Wildtiere aufzupäppeln, damit sie dann die Auffangstationen "blockieren", für Vögel, die tatsächlich eine Chance hätten.
Zum Töten: Manchmal ist ein schnelles "Halsumdrehen" tatsächlich die beste Methode. Mein Freund ist Zootierpfleger und kann (und darf) wirbeltiere innerhalb einer Millisekunde töten. Er hat oft genug Futtertiere umgebracht. Einmal haben wir eine Taube gesehen, die noch lebte, aber der das Blut aus Schnabel und Nasenlöchern lief und eine Krähe, die dabei war, ihr die Augen auszuhacken. Das war wohlgemerkt 500 m von der Vogelklinik entfernt. Wir haben kurz überlegt, sie hinzubringen, aber dann haben wir entschieden, dass wir garantiert eine halbe Stunde warten müssten und dass wir lieber der Natur ihren Lauf lassen. Also ist er ausgestiegen, hat die Taube gepackt, getötet und wieder hingelegt. Ging echt super-schnell. Nach 10 Sekunden war die Krähe wieder am Werk. So hat die tote Taube wenigstens einen Zweck erfüllt. Wenn man Töten kann, ist das eine Alternative zu dem zusätzlichen Stress von Transport und Co. Wenn man kann! Ich selbst würde mir das nicht zutrauen, hab noch nie ein Tier getötet. Bevor ich es dann versuche und es klappt nicht richtig, lasse ich es lieber einschläfern.
Übrigens müsste theoretisch jeder verletzte Greifvogel abgetragen werden, um sicher zu gehen, dass er tatsächlich noch jagen kann und erst dann freigelassen. Fliegen können und einen Vorteil gegenüber der ja ebenfalls angepassten Beute zu haben, sind nämlich zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. Ich denke, dass sehr viele Tiere einfach ausgesetzt werden - der Finder hat sein Gewissen beruhigt - und hinterher stirbt das Tier doch.