Hallo zusammen,
zunächst einmal folgendes: ja, der Ton ist manchmal rau, oft zu unrecht, vielfach aber auch verständlich. Ich schreibe längst nicht bei jedem Privathalter (oder auch Züchter) meinen Senf dazu, weil viele beratungsresistent sind und ihre Bedürfnisse über die ihrer Vögel stellen. Den Eindruck hatte ich bei Heike nun eben genau nicht. Ich bin ein großer Freund der Spruchweisheit von schallenden Wäldern...
Zum Kasten: gehört meiner Meinung nur in eine
Volierenunterkunft, wenn eine Zucht erwünscht ist. Alles andere provoziert Eiablagen mit ihren Risiken. Zwar akzeptieren viele Südamerikaner ganzjährig einen Kasten, das heißt aber nicht, dass sie auch einen brauchen. Gerade bei den "leichteren" Pyrrhuras kommt es bei ganzjähriger Kastengabe eben auch zu drei, manchmal vier Jahresbruten (Naturbrut). Das machen die Vögel zwar freiwillig, natürlich ist das aber nicht. Auch habe ich noch nicht erlebt, dass eine legewillige Henne wegen eines (von Anbeginn) fehlenden Kastens Legenot bekommt. Ist kein Kasten da, kommt in 99% der Fälle auch kein Bruttrieb. Das klappt selbst bei meinem Paar Ziegensittiche: kein Kasten (oder irgendwie Höhlenähnliches), keine Eier - haben sie einen bekommen, kommt eine Woche später das erste Ei, ohne dass am Futter oder an sonst irgendetwas gedreht wird.
Mein Eindruck ist, dass viele Befürworter des Kastenschlafens sich vorstellen, dass es viel bequemer sein müsste, in einem Kasten als am Draht zu schlafen. Das kommt wohl von der menschlichen Höhlenmentalität. Ein Schlafbrett, wie Du es jetzt geboten hast, ist eine sehr gute Lösung.
Zum Windei: Ein Ei ohne Kalkschale, dessen Inhalt nur durch die Eihaut gehalten wird. Der Effekt ist wie bei einem Silikonkissen: unter Druck verformt es sich und kann also von der Henne durch Muskelkontraktionen nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten herausbefördert werden. Insofern die Bildung eines solchen Windeis ohnehin schon auf Calcium-Mangel deutet, für die Muskelaktivität aber noch weiteres benötigt wird, ist klar, warum die Situation kritisch ist. Der Tierarzt steht zusätzlich vor dem Problem, dass es von außen nicht leicht zu erkennen ist, ob es ein Windei ist oder ein dünnschaliges Ei. Ersteres könnte er gefahrlos zerstören, so dass die Henne den Einhalt wie Kot ausscheiden könnte. Macht er das bei einem nur dünnschaligen Ei, besteht die Gefahr, dass Schalensplitter den Legedarm aufreißen und der geschwächte Vogel an inneren Blutungen eingeht.
Zum Licht: es geht eben nicht nur um das Licht an sich. Richtig ist, was Heike sagt: Fensterscheiben (egal welche) Filtern viel Licht heraus. Viel wichtiger ist jedoch, dass Glas sämtliche UV-Strahlen herausfiltert. Die aber werden zur Umwandlung von Tryptophan (eine essentielle Amino-Säure) in Vitamin D3 benötigt, welches der Vogel wiederum dringend für den Calcium-Stoffwechsel braucht. Damit besteht bei reinen Innenhaltungsvögeln immer ein erhebliches Risiko einer Unterversorgung mit Vitamin D3, welches am sinnvollsten mit Chemie ausgeschaltet werden kann.
Ich habe mich jahrelang auch auf
Arcadia verlassen, habe aber seit letztem Jahr sonnenhungrige Echsen, wo sich das Problem noch viel dringlicher stellt. Bei den Terrarianern hat sich die Erkenntnis längst durchgesetzt, dass man das natürliche UV-Licht praktisch nicht durch künstliches ersetzen kann, außer man ist bereit einige hundert Euro im Jahr zusätzlich in die Beleuchtung zu intensivieren. Die planen übrigens von vornherein mit ganz anderer Lichtleistung als unsereins und es reicht trotzdem nicht. Auch hat Korvimin bei denen keinen guten Ruf. Als brauchbar gilt z.B.
Nekton MSA, das speziell unterstützend für den Calcium-Haushalt unterstützend wirkt.
Ich habe jedenfalls daraufhin bei mir die Leuchtstoffröhren weggeschmissen und CDM-Leuchten (ähnlich HQI/HCI) installiert, die ein recht natürliches Spektrum (ohne UV) haben. Die Strahler sind zwar teuer (bei ebay ca. €25 zzgl. Leuchtmittel ca. €12), aber der Effekt war bei meinen Vögeln unmittelbar. Meine Rüppels Papageien finden sich gern zum Sonnenbaden unter den Strahlern ein, meine Finken haben eine regelrechte Sangesorgie gestartet und meine Rallen (die in ihrem Verbreitungsgebiet jahreszeitlich unterschiedlichem Licht ausgesetzt sind) haben unmittelbar mit der Brut begonnen, obwohl das Futter nicht umgestellt wurde, was normalerweise als Stimulanz gilt. Das zeigt, dass eben auch die Lichtintensität auf den Hormonhaushalt der Vögel wirkt.
Auch für mein Auge ist übrigens der Unterschied erkennbar. Das Gefieder leuchtet und strahlt ganz anders als bei den Leuchtstoffröhren (das freut mich besonders bei den Kubasittichen). Wenn ich das schon sehe, kann man sich vorstellen, wie das auf die Vögel wirkt. Das nur zur Verdeutlichung der Vorzüge für die Vögel.
Das Licht ist übrigens auch flimmerfrei dank integriertem Vorschaltgerät und die Lichtleistung, die ja bei Leuchtstoffröhren nach einem halben Jahr nur noch die Hälft beträgt, ist bis zum endgültigen Versagen des Leuchtmittels nahezu konstant hoch. Kurz: ich sehe eigentlich nur Vorzüge, abgesehen von den recht hohen Anschaffungskosten. Aber eingedenk dessen, dass Vögel den überwiegenden Teil ihrer Sinneseindrücke über die Augen wahrnehmen, ist es die Sache sicher wert. Ich jedenfalls bin ein wenig beschämt, dass mich nach über 15 Jahren Vogelhaltung meine Beschäftigung mit Reptilien darauf gebracht hat, dass ich einen wesentlichen Aspekt in der (Innen-)Vogelhaltung wirklich sträflich vernachlässigt habe. Der Exkurs war jetzt etwas lang, aber ich denke, Heike wird mir verzeihen, wenn ich, wo wir schon mal beim Thema sind, etwas Grundsätzliches dazu schreibe, dass nicht direkt ihr Problem löst, sondern ihr allenfalls verdeutlicht, wie wichtig das Thema Licht für den Stoffwechsel ist.
Zum Altersunterschied: Prinzipiell ziehe ich es für die Zucht auch vor, wenn die Henne etwas jünger als der Hahn ist. Die Befruchtungsrate ist dann meist besser, weil a) in der Regel der Hahn dominant ist und b) die Geschlechtsreife scheinbar bei den Hennen eher einsetzt. Punkt a) kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Umgekehrt habe ich auch schon zwei Mal erlebt, dass ich einen jungen Hahn zu einer etwas älteren Henne gesetzt habe, alles nach der großen Liebe aussah und nach dem Erreichen der Geschlechtsreife des Männchens von einem Tag auf den anderen die Henne von der Geliebten zur Geprügleten wurde. Punkt b) erzählt man sich so. Ich habe aber noch keine ernsthafte Arbeit gesehen, die das wirklich bestätigt. Unter Züchtern bleibt oft nur die Erkenntnis hängen: es ist besser, dass der Hahn älter ist, ohne noch zu wissen warum. Für Dich bringt diese "Züchterweisheit" aber nichts, weil Du nicht züchten willst. Das vergessen wiederum die Züchter, die Dir in guter Absicht das zuraten, was sie einem anderen unerfahrenen Züchter raten würden. Außerdem wird genauso häufig der Gedanke eine Rolle spielen, dass das sie Dir nur das verkaufen können, was sie gerade haben, Jungvögel nämlich. Viele Tierzüchter könnten auch gut Gebrauchtwagenhändler sein. Beim Tierkauf sollte man also mindestens so vorsichtig sein wie beim Autokauf.
Zur Zukunft des Männchens: Du kannst bedenkenlos einen weiblichen Grünwangen-Rotschwanzsittich zu Deinem Vogel setzen, wenn Du einen bekommst. Gelbseitensittiche sind lediglich eine Mutationsform davon. Es ist also praktisch fast so, als ob Du zu einem gelben Wellensittich einen grünen setzt. Von einem Männchen würde ich abraten. Das kann gutgehen, kann aber auch sehr böse enden. Immerhin ist Dein Vogel ja nun schon fünf Jare alt. Zwei Männchen, die sich von klein auf kennen, vertragen sich häufig ganz gut miteinander, ältere gewöhnen sich nicht mehr so schnell an etwas so fundamental Neues.
Es ist in jedem Fall besser, dass Du jetzt sorgsam den nächsten Partner wählst, statt etwas zu überhasten, das Du später bereust. Dein Vogel ist ja offensichtlich nicht fehlgeprägt, auch nicht zu Tode betrübt und Du, wenn ich das richtig sehe, ja auch überwiegend zu Hause.
Beste Grüße
Gert