Ich glaube hier geht es verschiedenen Teilnehmern um verschiedene Dinge.
Wenn das persönliche Befinden leidet bei der individuellen Situation auf dem Balkon, dann ist das doch okay, die Fütterung einzustellen. Eine Grundsatzdiskussion darüber macht halt wenig Sinn.
Der erste Beitrag vom Juli hatte mit der individuellen Balkonsituation allerdings nichts zu tun. Irgendwie muss man die Sachen auseinanderhalten, sonst kann man endlos argumentieren und redet nur aneinander vorbei. Naja, damit muss man sich wohl abfinden, es ist ein Internetforum. ;-)
Und dass jetzt der Klimawandel an allem Schuld ist, auch daran, dass in den Meisen das Monster erwacht... naja. Da wird mal wieder alles im Mixer zusammengerührt.
Zum Thema:
Selbst wenn alle natürlichen Prädatoren der Tauben zusammengenommen in ihrer "natürlichen Dichte" vorhanden wären, so ist fraglich, ob dadurch das "Taubenproblem" (Begriff enthält möglicherweise Spuren von Vorurteilen und Soja) eingedämmt wird. Die Population der R-Strategen besteht zusammen mit den Prädatoren.
Und was die Kulturfolger betrifft:
Dort wo heute Großstadt ist war früher mal Wald. Letztendlich sind alle Tierarten, die man in der Stadt antrifft, Kulturfolger. In der Stadt gibt es keine "natürliche" Taubendichte, Spatzendichte oder Habichtdichte. Was soll man auch als Vergleichsmaßstab nehmen? Die Dichte auf dem offenen Land vor 100 Jahren, oder die Dichte im Wald im Mittelalter, oder die Dichte in der Jungsteinzeit?
Solange die Lebensgrundlage in der Stadt besser ist, als auf dem Land, können wir nur zugucken, wie sich die Situation entwickelt.
Die Frage die wir uns doch stellen sollten ist eine ganz andere, die nichts mit Tieren zu tun hat, sondern mit uns selbst:
Wollen wir so leben, wie wir zur Zeit in den Städten leben? Können wir unsere natürlichen Bedürfnissen in den Städten erfüllen? Oder werden Städte lediglich für die Menschenmassenhaltung entworfen? Wie wollen wir überhaupt leben? Natürliche Feinde haben wir nicht, satt sind wir auch, reich sind wir sogar, aber zur Ruhe kommen wir nie.
Der Wirbel, den der NABU gerne macht, finde ich zum Teil schon ein bisschen fragwürdig.
Nistkästen aufzuhängen und Biotope anzulegen und pflegen ist ja nicht ganz verkehrt, vielleicht auch aus pädagogischen Gründen.
Aber die Biotope sind eben klein und weit voneinander entfernt. Viele Tierarten brauchen für nachhaltige Populationsentwicklung größere Gebiete. Das ist ohne den Staat nicht zu machen.
Es wäre besser, die Mittel zu bündeln. Das wird aber nicht nur auf nationaler Ebene diskutiert, von daher ist man in Deutschland geneigt zu sagen "nicht hier bei uns".
Warum auch, man hat ja die Autobahn und billigen Sprit und kann Urlaub machen, wo es schön ist und wo die Elche röhren.
Und dazu gibt es noch die Mitgliedschaft beim NABU und den Meisenknödel aus dem Shop als Feigenblatt für das schlechte Gewissen.
Ich bin da mit dran beteiligt, ganz gewiss. Ich möchte nicht den großen Mahner spielen. Ich versuche nur die Mechanismen zu verstehen, in denen wir alle verwickelt sind.