Vogelküken
Hi Vogelfreunde,
eigentlich möchte ich nicht unbedingt schlechte Stimmung dazwischen bringen, doch finde ich, dass Siggi im Eigentlichen Recht hat! Natürlich reisst einem Vogelfreund das Herz entzwei, wenn man so einen kleinen Vogel da anscheinend allein und verlassen sitzen sieht! ABER .... meistens ist es auch so, die Vogeleltern sind nicht weit und wissen, wo ihr Nachwuchs sich aufhält. Zu 95% füttern sie auch weiter! Natürlich gibt es andere Umstände wie z. B. der Kleine in der Fußgängerzone. Ich denke mal, die Vogeleltern würden in einer solchen menschenvollen Umgebung den Kleinen nicht versorgen! Er wäre sicherlich bei der Hitze und ohne Nahrung eingegangen!
Dass mit dem falschen Tipp eines "Fachkundigen" ist jedoch genauso schlimm! Obwohl hier auch viele Faktoren eine Rolle spielen, da Vögel aus der Natur nicht nur Insekten, Würmer etc. aufnehmen sondern auch die Mineralien und Spurenelemente, welche in der Erde, in kleinen Steinen usw. stecken. Diese Dinge können wir leider nur annähernd dem Wildvogelkind bieten, da diese oftmals auch nicht in den Ersatznahrungsmitteln enthalten sind. Ein scheinbar gesundes Vogelkind stirbt dann plötzlich aufgund von Mangelerscheinungen, welche so nicht erkennbar sind!
Vor 2 Jahren haben Kinder aus der Nachbarschaft mir ein Singdrosselkind gebracht, welches sichtlich von einer Katze attakiert wurde! Neben den schlimmen Verletzungen an Bauch, Hals und Bein war er schon sehr geschwächt aufgrund fehlender Nahrung! Ich habe den Kindern gleich (natürlich behutsam) klar gemacht, dass der Vogel es vielleicht nicht schaffen wird, da diese in Menschenobhut oftmals keine Nahrung annehmen und aufgrund seiner Verletzungen schon sehr schwach ist!
Nachdem ich die ersten Regenwürmer im Garten ergraben hatte (die Nachbarn dachten auch: jetzt spinnt sie völlig) und div. Fliegen ergattern konnte, fütterte ich "Doris" unter anderem mit ein paar Tropfen Wasser von meinen Fingern. Sie nahm alles hungrig an (zu meinem Erstaunen)! Der Tierarztbesuch ergab, dass alle Wunden soweit es ging versorgt wurden und mit der Erkenntnis, dass die Zehen des einen Beines nicht mehr durchblutet werden und wohl bald abfallen! Aber das ist nicht so schlimm, da Wildvögel dies gut wegstecken können!
Doris entwickelte sich gut. Die im Kampf mit der Katze verloren gegangenen Federn wuchsen nach, die Verletzungen heilten. Sie frass gut. Alle Nahrung nahm sich anfangs aus der Hand; später aus bereit gestellten Näpfen, da sie sich nicht an uns Menschen zu sehr gewöhnen sollte. Da Doris zum Spätherbst noch nicht richtig fit war, bekam sie vorübergehend ein neues Zuhause in meiner
Voliere mit Schutzhütte (ca. 50 qm). Dort sass sie zwischen den Kanarien und Nymphensittichen. Ihr Futter wurde jetzt immer in den Aussenbereich der
Voliere gestreut, so dass sie auch mal selbst suchen musste. Sie bekam immernoch neben Fliegen und Regenwürmern, die sie sich meistens schon selbst suchte in der Aussenvoliere (Naturboden sowie Sand), auch noch
Mehlwürmer und Pinkies (Fliegenmaden). Sie wurde ein stolzer Vogel und die Kinder fanden es toll, dass sie es überlebt hat!
Im Frühjahr habe ich sie ins Freie gesetzt (schweren Herzens). Die ersten fünf Abende kam sie in unseren Garten geflogen und holte sich ihre kleine Mehlwurm-Ration ab. Aber immer mit Abstand (was auch gut war)! Danach habe ich sie nicht wieder gesehen! Ich wünsche mir vom ganzen Herzen, dass auch sie nun kleine Vogelkinder aufzieht und noch ein langes glückliches Leben in Freiheit geniessen kann (immer achtsam wg. den Katzen). :hmmm:
Den Kindern habe (nachdem sie wieder mit einem Vogelkind ankamen, welches jedoch völlig gesund war) gesagt, sie möchten bitte keine mehr anfassen. Sollte mal ein Vogelkind auf der Straße sitzen oder sich auf einen ungünstigen Platz befinden, können sie gern zu mir kommen (oder es selbst machen). Wir würden dann den Kleinen mit einem kleinen Ast beiseite stupsen an ein Gebüsch, an den Wegesrand oder ähnliches. So dass die Vogeleltern noch weiterfüttern können. Sobald ein Vogelkind nach Mensch riecht, wird er nicht mehr angenommen (es gibt zwar Ausnahmen, doch dies weiss man nicht im voraus)! Die Kinder haben es verstanden!! Ich denke mal, dass es dann auch Erwachsene verstehen und NUR zum Vorteil des Vogelkindes handeln sollten. Wie gesagt ... es gibt immer mal besondere Fälle, welche man dann mit dem Verstand lösen sollte!
Gruss
Carmen Z.