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Michael_Rink
Guest
Hallo zusammen,
jetzt endlich finde ich mal Zeit für einen „kleinen“ Bericht über unsere Vogelschar und möchte mich gleichzeitig damit vorstellen, nachdem ich bereits zu „Snoere“ privat Schreibkontakt hatte. Bilder existieren auch und werden bald nachgereicht.
Höhen und traurige Tiefen eines Zusammenlebens mit Kathis und Wellis
Alles begann vor knapp 4 Jahren. Meine Freundin und ich dachten daran uns zwei Wellis als Heimvögel zuzulegen. Wie es der Zufall wollte, kam meine Freundin kurz darauf mit zwei Wellis nach Hause, die sie von/vor einer Ihrer Klientinnen „gerettet“ hatte. Die beiden Vögel hatten leichten Milbenbefall und waren in einem viel zu kleinen Käfig untergebracht. Die Milben waren für Tiger und Spatzie bald kein Problem mehr, aber sie blieben vorerst sehr ängstliche Vögel. Ein paar Monate später passierte nahezu das Gleiche noch mal, wiederum ein Pärchen Wellis, diesmal aber leider sehr stark von der Räudemilbe befallen, aber dies konnte innerhalb kurzer Zeit behandelt werden, wenn auch die Henne bis heute Spuren davon getragen hat und etwas gezeichnet bleibt. Fast mit einem Schlag änderte sich das Verhalten aller Vögel. Nun wussten wir von dem Unterschied (auch in der Lautstärke) zwischen Paarhaltung und kleinem Schwarm. Anfangs drängten sich alle vier in einem Käfig zusammen, sie bekamen aber bald in meiner damaligen kleinen Wohnung ständigen Ausflug und kehrten manchesmal nicht mal zum Schlafen in den Käfig zurück. Bald darauf sahen die Wände mei-ner Wohnung überall dementsprechend aus. Bis dann eines Tages….
….sich begann alles zu ändern….
Bei einem samstäglichen Einkaufsbummel kamen wir zufällig in ein Zoogeschäft und beinahe gleichzeitig sahen wir in einer Ecke dicht zusammengedrängt drei gelbe „Etwase“ mit riesigen dunklen Augen. Das war die echte Liebe auf den ersten Blick. Katharinasittiche, Lutinos aus Südamerika, sollten es sein. Vermutlich ein Männchen und zwei Weibchen , angeblich noch nicht einmal 1 Jahr alt. Der Preis: 200,- DM pro Tier. Das ließ uns erst mal schlucken. Doch die Liebe war nun mal entflammt und da setze dann der Verstand aus. Da die drei so eng zusammen waren, brachten wir es nicht übers Herz einen zurückzulassen und kauften für 500,- DM alle drei. Alle hatten lange tw. korkenzieherartig wachsende Krallen, die noch schnell gekürzt wurden. Tick, Trick und Track hatten anfangs einfach nur Angst, Angst und nochmals Angst. Stets eng aneinandergerückt, saßen sie auf einer Stange und gaben ein paar glucksende Geräusche von sich. Wie laut waren im Gegensatz dazu unsere Wellis!
Nach ein paar Wochen trauten sie sich dann aus dem Käfig heraus, aber welche Katastrophe! Keiner konnte vernünftig fliegen, ständig purzelten sie irgendwo runter oder schlimmer noch, stießen irgendwo dagegen. Wir hatten unglaubliche Ängste auszustehen, dass früher oder später sich jemand ernsthaft verletzen müsse. Aber nein, Kathischädel scheinen besonders hart zu sein.
Zu dieser Zeit begann unsere Suche nach Literatur über Kathis und dies war beileibe nicht ganz einfach. Im Laufe von ein paar Wochen hatten wir aber tw. recht teure Bücher gefunden in denen u.a. auch Kathis auftauchten. Aber weiß Gott, was stand da teilweise für Blödsinn: „Kathis sollten sich angeblich nicht gegenseitig kraulen und füttern“. Unsere taten genau dies ständig. Hatten wir überhaupt Kathis? Leise und unauffällig sollten sie sein und jetzt kam der Hammer schlechthin „ sie sind psychisch nicht in der Lage sich gegen andere Vögel (Wellis) zur Wehr zu setzen“. Nun anfangs war das auch so, die drei waren wie gesagt sehr verängstigt. Doch heute, heute haben die Wellis höchsten noch mit dem Überraschungsmoment im Nacken eine kleine Chance am Futternapf gegen die Kathis. Eine kleine Chance, wie gesagt! Und was die Lautäußerungen angeht… Nun ihr kennt vermutlich den „Kontaktruf“ der Kathis, alles was recht ist, wenn man das mal 15 Minuten am Stück mitgemacht hat, ist man für den Rest des Tages erst mal bedient. Also die Literatur war zu einem großen Teil ganz einfach ganz schön besch… bescheiden.
Nachdem auch bei uns langsam der Denkprozess wieder einsetzte, wurde immer deutlicher, dass wir mit der Vogelschar und der kleinen Wohnung nun wohl endgültig an Grenzen gesto-ßen waren und ehrlich gesagt auch nicht unbedingt von artgerechter Haltung gesprochen werden konnte. Also kurz gesagt, eine größere Wohnung und natürlich eine Voliere musste her. Nach ein paar weiteren Monaten war es Anfang 2001 soweit der Umzug stand an und wir hatten eine gebrauchte Holzvoliere gefunden.
Bald darauf begann aber nun das Drama mit Tick. Zunächst einmal war uns recht bald klar geworden, dass wir mit Trick und Tick zwei Hennen hatten und der etwas größere Track der Hahn im Korb war. Tick und Track schienen ein Paar zu sein, während Trick immer mehr zum fünften Rad am Wagen wurde. Jedoch hatte Tick von Anfang ein vergrößertes Nasenloch, das nun plötzlich zu wachsen begann und eine Beule ausbildete. Innerhalb weniger Tage fiel diese Beule ab und zurückblieb ein kleiner Krater, wo sich zuvor das Nasenloch befand. Am Verhalten von Tick änderte dies zunächst nichts. Zwei Tierärzte standen dem Phänomen ebenso ratlos gegenüber wie wir. Über die nächsten Monate hinweg begann sich der Zustand von Tick zunächst schleichend, dann schneller werdend zu verschlechtern. Ihr Federkleid wurde struppig, sie magerte ab, obwohl sie anscheinend die größte Zeit des Tages im Futternapf verbrachte. Wir wussten uns keinen Rat und wir fanden niemanden der Rat wusste. Im Sommer des Jahres ging es dann schnell mit ihr bergab. Track hatte sich in der Zwischenzeit mehr und mehr Trick zugewandt, vergaß aber nie ganz seine frühere Partnerin. In einem Ver-zweiflungsakt Tick helfen zu wollen, hatten wir etwas unüberlegt von einem Züchter einen blauen Kathihahn „Donald“ für Ticki gekauft. Dieser ließ sich auch von der Krankheit nicht abschrecken und suchte den Kontakt zu ihr. Tick wurde aber immer schwächer, auch Aufbauspritzen konnten dies nicht aufhalten. Ihr Nasenloch musste immer häufiger manuell von uns gereinigt werden, was natürlich zusätzlichen Stress verursachte. Zuletzt konnte sie sich kaum mehr auf einem Ast halten. Ihr könnt euch vorstellen, wie wir uns fühlten, nur zu zusehen und nichts tun zu können. Eines Abends sind wir mit ihr ein letztes Mal zur Tierärztin gefahren, ein letztes Mal bekam sie eine Aufbauspritze. Wir wussten es… in dieser Nacht verstarb Tick.
Obwohl unsere Trauer groß war und wir gerne Tick beerdigt hätten, wollten wir wissen, an was sie letztlich gestorben war und deshalb ließen wir sie obduzieren. Das Ergebnis: Eine so genannte „Innere Gicht“, eine Stoffwechselstörung, die möglicherweise bereits genetisch (Lutinos, Inzucht?) angelegt war.
Nun konnten wir in gewisser Weise nicht aufhören, denn nun fehlte Donald eine Partnerin. Also dauerte es nicht lange bis wir bei einem anderen Züchter eine olivfarbene Henne „Robinie“ fanden. Doch nun dauerte es nicht lange und das nächste Drama nahm seinen Anfang. Robinie wollte mehr von Track als von Donald wissen. Donald wurde immer aggressiver und eifersüchtiger auf Track. Er begann regelrecht Attacken auf Track zu fliegen bis er ihn tat-sächlich ernsthaft verletzte. Track erholte sich langsam, aber Donald musste ausquartiert wer-den. Er kam in einen neuen Anbau unserer Voliere vorerst alleine unter. Als sich Track erholte, wurde deutlich, dass unsere zwei Damen für Nachwuchs sorgen wollten. Insbesondere Tick tat sich dabei hervor und begann an den unmöglichsten Stellen Eier zu legen. In einem hohlen Baumstamm am Boden wollten wir eine Gelege abwarten. Nun es war letztlich wohl unbefruchtet, nach ein paar Wochen lies sich Trick ziemlich zerzaust (und das blieb sie bis heute) wieder blicken. Nun hängten wir ein „Schlafhaus“ dicht über den Boden der Gemeinschaftsvoliere. Die Wellis bemerkten dies nicht einmal, doch Trick zog bald darauf ein.
Zwischenzeitlich, waren wir Stammkunden beim Kölle-Zoo in Stuttgart geworden. Vor allem gefielen uns die vielen Papageien, die dort in Zusammenarbeit mit dem Loro Parque Teneriffa gezeigt und verkauft wurden. Und tatsächlich eines Tages saßen da auch drei kleine wildfarbene Kathis aus Teneriffa. Ein paar Tage nachgedacht und wir hatten den Entschluss gefasst für Donald eine Partnerin zu besorgen. Die Kathis waren mittlerweile in die Filiale Karlsruhe weitergezogen, doch dort konnten wir dann eine junge wildfarbene Henne erwerben. Daisy, unsere kleine Spanierin, zog im Frühjahr 2002 zu Donald und die beiden verstanden sich auf Anhieb.
Trick war in der Zeit eifrig am brüten und schließlich schlüpfte aus einem Ei ein winziges kleines Etwas. Aus diesem Winzling ist mittlerweile ein stattlicher Lutino-Hahn namens „Inka“ geworden. Kaum war Inka ausgeflogen zog Robinie in den Kasten und legte ihrerseits 4 Eier. Drei davon waren befruchtet. Wir wussten nicht so recht, ob wir uns freuen sollten oder nicht, denn langsam kamen wir in gehörige Platznot und hergeben des Nachwuchses kam für uns wohl nie in Frage. Die Eier abkochen, brachten wir aber auch nicht fertig. Also ließen wir der Natur ihren Lauf.
Es schlüpften Maya und Creola zwei cremefarbene Hennen und Tikal, ein olivfarbener Hahn. Übrigens, sind alle unsere Hähne deutlich größer als die Hennen. Die Cremeinos scheinen und sind hoffentlich sehr gesund und nicht auffällig kleiner im Wuchs.
Das Schicksal wollte es aber, dass unsere Vogelschar weiter wachsen sollte. Nun war es an mir, drei Wellis zu retten. So bekam ich zufällig den Umzug einer von mir betreuten Familie mit und sah einen unbeschreiblich winzigen zu einem Drittel mit stinkendem Dreck gefüllten Käfig und zunächst zwei später drei Wellis darin. Einer dick, die anderen mager. Da der Um-zug an dem Tage nicht zu Ende gebracht werden konnte, sollten die über Nacht im Auto stehen bleiben (es war April und in der Nacht immer noch frostig kalt, die Vögel waren zuvor reine Wohnungsvögel gewesen).Nun gut, die Vögel genommen und zu Hause in einen unsere alten Käfige gebracht war eins. Nach einer Quarantäne-Zeit ließen wir die zwei Hennen Sul-tanine (alt, dünn, verhaltensgestört) und Rosine (Lipom und kaum flugfähig) und den noch sichtlich jungen Hahn Pascha in die Gemeinschaftsvoliere. Auf Anhieb verstanden sie sich mit unseren alteingessenen Wellis und auch mit den Kathis gab es keine größeren Probleme. Nun lassen wir die Vögel aufgrund der Enge immer öfter raus zum Freiflug.
Das restliche Jahr 2002 verlief ohne weitere Aufregung und Neuigkeiten hinsichtlich unseres Vogelschwarms und wir dachten schon an das Frühjahr 2003, wenn unsere Babys langsam aber sicher geschlechtsreif werden würden und den weiteren Ereignissen. Doch der nächste Schicksalsschlag stand bevor.
Nie vergessen werden wir den letzten Silvester und das Neujahr 2003. Nachmittags saßen wir bei den Vögeln und bereiteten unseren traditionellen Obstsalat für die Sylvesternacht vor. Alles schien in Ordnung. In der Nacht, weit nach Mitternacht, hörte ich aus dem Esszimmer, wo unsere Voliere steht, ein ungewöhnliches Geräusch (Krächzen?) eines Vogels. So etwas hatte ich von einem unserer Vögel noch nie gehört. Am nächsten Morgen bereits wieder und nun war klar, das kam von Daisy unserer Spanierin. Sie saß aufgeplustert auf einem Ast und wippte bereits heftig mit dem Schwanz. Ich dachte zugleich an Atmungsprobleme, konnte aber nicht beobachten, dass sie den Schnabel weit aufriss. Es schien ihr im Tagesverlauf bes-ser zu gehen, denn sie fraß kraulte und ließ sich kraulen, jedoch am Abend konnte das mehr als auffällige Schwanzwippen und die nach wie vor seltsamen Lautäußerungen nicht übersehen werden. Am anderen Morgen bin ich mit ihr zum Tierarzt, es ging ihr sichtlich schlechter. Die Ärztin meinte, es würde sich wohl um eine Atemwegsinfektion handeln und verabreichte zunächst eine Spritze mit einem Antibiotikum, das ich in den nächsten Tagen weiter oral verabreichen sollte. Am Abend ging es ihr weiter schlechter. Wir haben sie weiter mit Infrarotlicht und Inhalation von Kamillenbädern behandelt. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. In der Nacht bin ich aufgewacht und habe nochmals nach ihr gesehen, ihr Zustand war fürchterlich, sie hatte heftigste Probleme Luft zu bekommen. Daisy ist am Morgen des 2. Januars 2003, knapp ein Jahr alt, erstickt. Gerade zwei Wochen zuvor erhielten wir verspätet vom Loro Parque ihre „Geburtsurkunde“. Am Sylvestertag schien noch alles in Ordnung, nicht einmal zwei Tage später war sie über die Regenbogenbrücke gegangen. Meine Freundin und ich waren kaum noch ansprechbar.
Eine Obduktion beim veterinärmedizinischen Institut Stuttgart ergab eine ausgebreitete Aspergillose verbunden mit einem Nierenschaden. Wir konnten nicht umhin akzeptieren zu müssen, dass sich Daisy die Pilzsporen bei uns geholt haben musste. Das Futter schließen wir hierbei aus, da wir mit unserem Lieferant und der Qualität (Futterkonzept.de) höchst zufrieden waren und sind. Es bleibt das Frischobst (unsere Kathis fressen in der Reichenfolge: Birne, Apfel, Gurke, Bananen, Mangos) und/oder Vogelmiere /Katzengras, welches wir regelmä-ßig reichen und das auch gerne gefressen wird. Besonders lieben es die Kathis in der Erde zu wühlen und wohl auch teilweise Erde aufzunehmen. Hier vermuten wir die Ursache. Daisy hat es wohl getroffen, weil ihr Immunsystem zu diesem Zeitpunkt aus irgendeinem Grund geschwächt war. Nun wissen wir auch, dass Aspergillose niemals, wirklich niemals mit einem Antibiotikum behandelt werden darf. Ob aber die richtige Diagnose Daisy noch hätte helfen können, weiß niemand. Wir haben uns jetzt auch einen Luftfilter (gleichzeitig Kaltluftbe-feuchter) mit Hepafilter und Aktivkohlefilter zugelegt, in der Hoffnung das allgemeine Risiko durch in der Raumluft befindliche Sporen und Bakterien etwas zu reduzieren.
Nun im Frühjahr 2003 sind unsere Babys obwohl noch nicht ganz ein Jahr alt tatsächlich schon geschlechtsreif. Maya oder Creola (auseinander halten können wir sie nicht) und auch Robinie haben bereits Eier gelegt. Aber vernünftiger Weise bleib uns nichts anderes als sie abzukochen und allgemein zu versuchen, so wenig wie möglich Brutmöglichkeiten anzubieten.
Im Februar verstarb Sultanine, eine unserer Wellidamen, im Alter von 10 Jahren. Zuletzt bildete sie mit Pascha ein Paar, der sich liebevoll bis in die letzten Stunden um sie kümmerte. Wir hoffen ihr nach ihrer Leidenszeit noch eine schöne Zeit verschafft zu haben.
Tricki hat sich selbst oder wurde durch andere an der Bürzeldrüse verletzt, was wohl auch mit der Brutstimmung in Verbindung gebracht werden kann. Es hat eine böse Entzündung gege-ben und wir hoffen, dass sie sich davon erholen wird. Doch es bleibt unsere Angst: Tricki ist mit ziemlicher Sicherheit eine Schwester von Tick und deren Schicksal bleibt unvergessen. Track unser Lutino-Daddy ist nun bereits 8 Jahre alt. Zurück zum Anfang meines Berichtes. In der Zoohandlung war von drei, höchstens 1 Jahr alten, Lutinos die Rede.
Michael Rink, 36 Jahre, Diplom-Sozialarbeiter im Flüchtlingssozialdienst.
jetzt endlich finde ich mal Zeit für einen „kleinen“ Bericht über unsere Vogelschar und möchte mich gleichzeitig damit vorstellen, nachdem ich bereits zu „Snoere“ privat Schreibkontakt hatte. Bilder existieren auch und werden bald nachgereicht.
Höhen und traurige Tiefen eines Zusammenlebens mit Kathis und Wellis
Alles begann vor knapp 4 Jahren. Meine Freundin und ich dachten daran uns zwei Wellis als Heimvögel zuzulegen. Wie es der Zufall wollte, kam meine Freundin kurz darauf mit zwei Wellis nach Hause, die sie von/vor einer Ihrer Klientinnen „gerettet“ hatte. Die beiden Vögel hatten leichten Milbenbefall und waren in einem viel zu kleinen Käfig untergebracht. Die Milben waren für Tiger und Spatzie bald kein Problem mehr, aber sie blieben vorerst sehr ängstliche Vögel. Ein paar Monate später passierte nahezu das Gleiche noch mal, wiederum ein Pärchen Wellis, diesmal aber leider sehr stark von der Räudemilbe befallen, aber dies konnte innerhalb kurzer Zeit behandelt werden, wenn auch die Henne bis heute Spuren davon getragen hat und etwas gezeichnet bleibt. Fast mit einem Schlag änderte sich das Verhalten aller Vögel. Nun wussten wir von dem Unterschied (auch in der Lautstärke) zwischen Paarhaltung und kleinem Schwarm. Anfangs drängten sich alle vier in einem Käfig zusammen, sie bekamen aber bald in meiner damaligen kleinen Wohnung ständigen Ausflug und kehrten manchesmal nicht mal zum Schlafen in den Käfig zurück. Bald darauf sahen die Wände mei-ner Wohnung überall dementsprechend aus. Bis dann eines Tages….
….sich begann alles zu ändern….
Bei einem samstäglichen Einkaufsbummel kamen wir zufällig in ein Zoogeschäft und beinahe gleichzeitig sahen wir in einer Ecke dicht zusammengedrängt drei gelbe „Etwase“ mit riesigen dunklen Augen. Das war die echte Liebe auf den ersten Blick. Katharinasittiche, Lutinos aus Südamerika, sollten es sein. Vermutlich ein Männchen und zwei Weibchen , angeblich noch nicht einmal 1 Jahr alt. Der Preis: 200,- DM pro Tier. Das ließ uns erst mal schlucken. Doch die Liebe war nun mal entflammt und da setze dann der Verstand aus. Da die drei so eng zusammen waren, brachten wir es nicht übers Herz einen zurückzulassen und kauften für 500,- DM alle drei. Alle hatten lange tw. korkenzieherartig wachsende Krallen, die noch schnell gekürzt wurden. Tick, Trick und Track hatten anfangs einfach nur Angst, Angst und nochmals Angst. Stets eng aneinandergerückt, saßen sie auf einer Stange und gaben ein paar glucksende Geräusche von sich. Wie laut waren im Gegensatz dazu unsere Wellis!
Nach ein paar Wochen trauten sie sich dann aus dem Käfig heraus, aber welche Katastrophe! Keiner konnte vernünftig fliegen, ständig purzelten sie irgendwo runter oder schlimmer noch, stießen irgendwo dagegen. Wir hatten unglaubliche Ängste auszustehen, dass früher oder später sich jemand ernsthaft verletzen müsse. Aber nein, Kathischädel scheinen besonders hart zu sein.
Zu dieser Zeit begann unsere Suche nach Literatur über Kathis und dies war beileibe nicht ganz einfach. Im Laufe von ein paar Wochen hatten wir aber tw. recht teure Bücher gefunden in denen u.a. auch Kathis auftauchten. Aber weiß Gott, was stand da teilweise für Blödsinn: „Kathis sollten sich angeblich nicht gegenseitig kraulen und füttern“. Unsere taten genau dies ständig. Hatten wir überhaupt Kathis? Leise und unauffällig sollten sie sein und jetzt kam der Hammer schlechthin „ sie sind psychisch nicht in der Lage sich gegen andere Vögel (Wellis) zur Wehr zu setzen“. Nun anfangs war das auch so, die drei waren wie gesagt sehr verängstigt. Doch heute, heute haben die Wellis höchsten noch mit dem Überraschungsmoment im Nacken eine kleine Chance am Futternapf gegen die Kathis. Eine kleine Chance, wie gesagt! Und was die Lautäußerungen angeht… Nun ihr kennt vermutlich den „Kontaktruf“ der Kathis, alles was recht ist, wenn man das mal 15 Minuten am Stück mitgemacht hat, ist man für den Rest des Tages erst mal bedient. Also die Literatur war zu einem großen Teil ganz einfach ganz schön besch… bescheiden.
Nachdem auch bei uns langsam der Denkprozess wieder einsetzte, wurde immer deutlicher, dass wir mit der Vogelschar und der kleinen Wohnung nun wohl endgültig an Grenzen gesto-ßen waren und ehrlich gesagt auch nicht unbedingt von artgerechter Haltung gesprochen werden konnte. Also kurz gesagt, eine größere Wohnung und natürlich eine Voliere musste her. Nach ein paar weiteren Monaten war es Anfang 2001 soweit der Umzug stand an und wir hatten eine gebrauchte Holzvoliere gefunden.
Bald darauf begann aber nun das Drama mit Tick. Zunächst einmal war uns recht bald klar geworden, dass wir mit Trick und Tick zwei Hennen hatten und der etwas größere Track der Hahn im Korb war. Tick und Track schienen ein Paar zu sein, während Trick immer mehr zum fünften Rad am Wagen wurde. Jedoch hatte Tick von Anfang ein vergrößertes Nasenloch, das nun plötzlich zu wachsen begann und eine Beule ausbildete. Innerhalb weniger Tage fiel diese Beule ab und zurückblieb ein kleiner Krater, wo sich zuvor das Nasenloch befand. Am Verhalten von Tick änderte dies zunächst nichts. Zwei Tierärzte standen dem Phänomen ebenso ratlos gegenüber wie wir. Über die nächsten Monate hinweg begann sich der Zustand von Tick zunächst schleichend, dann schneller werdend zu verschlechtern. Ihr Federkleid wurde struppig, sie magerte ab, obwohl sie anscheinend die größte Zeit des Tages im Futternapf verbrachte. Wir wussten uns keinen Rat und wir fanden niemanden der Rat wusste. Im Sommer des Jahres ging es dann schnell mit ihr bergab. Track hatte sich in der Zwischenzeit mehr und mehr Trick zugewandt, vergaß aber nie ganz seine frühere Partnerin. In einem Ver-zweiflungsakt Tick helfen zu wollen, hatten wir etwas unüberlegt von einem Züchter einen blauen Kathihahn „Donald“ für Ticki gekauft. Dieser ließ sich auch von der Krankheit nicht abschrecken und suchte den Kontakt zu ihr. Tick wurde aber immer schwächer, auch Aufbauspritzen konnten dies nicht aufhalten. Ihr Nasenloch musste immer häufiger manuell von uns gereinigt werden, was natürlich zusätzlichen Stress verursachte. Zuletzt konnte sie sich kaum mehr auf einem Ast halten. Ihr könnt euch vorstellen, wie wir uns fühlten, nur zu zusehen und nichts tun zu können. Eines Abends sind wir mit ihr ein letztes Mal zur Tierärztin gefahren, ein letztes Mal bekam sie eine Aufbauspritze. Wir wussten es… in dieser Nacht verstarb Tick.
Obwohl unsere Trauer groß war und wir gerne Tick beerdigt hätten, wollten wir wissen, an was sie letztlich gestorben war und deshalb ließen wir sie obduzieren. Das Ergebnis: Eine so genannte „Innere Gicht“, eine Stoffwechselstörung, die möglicherweise bereits genetisch (Lutinos, Inzucht?) angelegt war.
Nun konnten wir in gewisser Weise nicht aufhören, denn nun fehlte Donald eine Partnerin. Also dauerte es nicht lange bis wir bei einem anderen Züchter eine olivfarbene Henne „Robinie“ fanden. Doch nun dauerte es nicht lange und das nächste Drama nahm seinen Anfang. Robinie wollte mehr von Track als von Donald wissen. Donald wurde immer aggressiver und eifersüchtiger auf Track. Er begann regelrecht Attacken auf Track zu fliegen bis er ihn tat-sächlich ernsthaft verletzte. Track erholte sich langsam, aber Donald musste ausquartiert wer-den. Er kam in einen neuen Anbau unserer Voliere vorerst alleine unter. Als sich Track erholte, wurde deutlich, dass unsere zwei Damen für Nachwuchs sorgen wollten. Insbesondere Tick tat sich dabei hervor und begann an den unmöglichsten Stellen Eier zu legen. In einem hohlen Baumstamm am Boden wollten wir eine Gelege abwarten. Nun es war letztlich wohl unbefruchtet, nach ein paar Wochen lies sich Trick ziemlich zerzaust (und das blieb sie bis heute) wieder blicken. Nun hängten wir ein „Schlafhaus“ dicht über den Boden der Gemeinschaftsvoliere. Die Wellis bemerkten dies nicht einmal, doch Trick zog bald darauf ein.
Zwischenzeitlich, waren wir Stammkunden beim Kölle-Zoo in Stuttgart geworden. Vor allem gefielen uns die vielen Papageien, die dort in Zusammenarbeit mit dem Loro Parque Teneriffa gezeigt und verkauft wurden. Und tatsächlich eines Tages saßen da auch drei kleine wildfarbene Kathis aus Teneriffa. Ein paar Tage nachgedacht und wir hatten den Entschluss gefasst für Donald eine Partnerin zu besorgen. Die Kathis waren mittlerweile in die Filiale Karlsruhe weitergezogen, doch dort konnten wir dann eine junge wildfarbene Henne erwerben. Daisy, unsere kleine Spanierin, zog im Frühjahr 2002 zu Donald und die beiden verstanden sich auf Anhieb.
Trick war in der Zeit eifrig am brüten und schließlich schlüpfte aus einem Ei ein winziges kleines Etwas. Aus diesem Winzling ist mittlerweile ein stattlicher Lutino-Hahn namens „Inka“ geworden. Kaum war Inka ausgeflogen zog Robinie in den Kasten und legte ihrerseits 4 Eier. Drei davon waren befruchtet. Wir wussten nicht so recht, ob wir uns freuen sollten oder nicht, denn langsam kamen wir in gehörige Platznot und hergeben des Nachwuchses kam für uns wohl nie in Frage. Die Eier abkochen, brachten wir aber auch nicht fertig. Also ließen wir der Natur ihren Lauf.
Es schlüpften Maya und Creola zwei cremefarbene Hennen und Tikal, ein olivfarbener Hahn. Übrigens, sind alle unsere Hähne deutlich größer als die Hennen. Die Cremeinos scheinen und sind hoffentlich sehr gesund und nicht auffällig kleiner im Wuchs.
Das Schicksal wollte es aber, dass unsere Vogelschar weiter wachsen sollte. Nun war es an mir, drei Wellis zu retten. So bekam ich zufällig den Umzug einer von mir betreuten Familie mit und sah einen unbeschreiblich winzigen zu einem Drittel mit stinkendem Dreck gefüllten Käfig und zunächst zwei später drei Wellis darin. Einer dick, die anderen mager. Da der Um-zug an dem Tage nicht zu Ende gebracht werden konnte, sollten die über Nacht im Auto stehen bleiben (es war April und in der Nacht immer noch frostig kalt, die Vögel waren zuvor reine Wohnungsvögel gewesen).Nun gut, die Vögel genommen und zu Hause in einen unsere alten Käfige gebracht war eins. Nach einer Quarantäne-Zeit ließen wir die zwei Hennen Sul-tanine (alt, dünn, verhaltensgestört) und Rosine (Lipom und kaum flugfähig) und den noch sichtlich jungen Hahn Pascha in die Gemeinschaftsvoliere. Auf Anhieb verstanden sie sich mit unseren alteingessenen Wellis und auch mit den Kathis gab es keine größeren Probleme. Nun lassen wir die Vögel aufgrund der Enge immer öfter raus zum Freiflug.
Das restliche Jahr 2002 verlief ohne weitere Aufregung und Neuigkeiten hinsichtlich unseres Vogelschwarms und wir dachten schon an das Frühjahr 2003, wenn unsere Babys langsam aber sicher geschlechtsreif werden würden und den weiteren Ereignissen. Doch der nächste Schicksalsschlag stand bevor.
Nie vergessen werden wir den letzten Silvester und das Neujahr 2003. Nachmittags saßen wir bei den Vögeln und bereiteten unseren traditionellen Obstsalat für die Sylvesternacht vor. Alles schien in Ordnung. In der Nacht, weit nach Mitternacht, hörte ich aus dem Esszimmer, wo unsere Voliere steht, ein ungewöhnliches Geräusch (Krächzen?) eines Vogels. So etwas hatte ich von einem unserer Vögel noch nie gehört. Am nächsten Morgen bereits wieder und nun war klar, das kam von Daisy unserer Spanierin. Sie saß aufgeplustert auf einem Ast und wippte bereits heftig mit dem Schwanz. Ich dachte zugleich an Atmungsprobleme, konnte aber nicht beobachten, dass sie den Schnabel weit aufriss. Es schien ihr im Tagesverlauf bes-ser zu gehen, denn sie fraß kraulte und ließ sich kraulen, jedoch am Abend konnte das mehr als auffällige Schwanzwippen und die nach wie vor seltsamen Lautäußerungen nicht übersehen werden. Am anderen Morgen bin ich mit ihr zum Tierarzt, es ging ihr sichtlich schlechter. Die Ärztin meinte, es würde sich wohl um eine Atemwegsinfektion handeln und verabreichte zunächst eine Spritze mit einem Antibiotikum, das ich in den nächsten Tagen weiter oral verabreichen sollte. Am Abend ging es ihr weiter schlechter. Wir haben sie weiter mit Infrarotlicht und Inhalation von Kamillenbädern behandelt. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. In der Nacht bin ich aufgewacht und habe nochmals nach ihr gesehen, ihr Zustand war fürchterlich, sie hatte heftigste Probleme Luft zu bekommen. Daisy ist am Morgen des 2. Januars 2003, knapp ein Jahr alt, erstickt. Gerade zwei Wochen zuvor erhielten wir verspätet vom Loro Parque ihre „Geburtsurkunde“. Am Sylvestertag schien noch alles in Ordnung, nicht einmal zwei Tage später war sie über die Regenbogenbrücke gegangen. Meine Freundin und ich waren kaum noch ansprechbar.
Eine Obduktion beim veterinärmedizinischen Institut Stuttgart ergab eine ausgebreitete Aspergillose verbunden mit einem Nierenschaden. Wir konnten nicht umhin akzeptieren zu müssen, dass sich Daisy die Pilzsporen bei uns geholt haben musste. Das Futter schließen wir hierbei aus, da wir mit unserem Lieferant und der Qualität (Futterkonzept.de) höchst zufrieden waren und sind. Es bleibt das Frischobst (unsere Kathis fressen in der Reichenfolge: Birne, Apfel, Gurke, Bananen, Mangos) und/oder Vogelmiere /Katzengras, welches wir regelmä-ßig reichen und das auch gerne gefressen wird. Besonders lieben es die Kathis in der Erde zu wühlen und wohl auch teilweise Erde aufzunehmen. Hier vermuten wir die Ursache. Daisy hat es wohl getroffen, weil ihr Immunsystem zu diesem Zeitpunkt aus irgendeinem Grund geschwächt war. Nun wissen wir auch, dass Aspergillose niemals, wirklich niemals mit einem Antibiotikum behandelt werden darf. Ob aber die richtige Diagnose Daisy noch hätte helfen können, weiß niemand. Wir haben uns jetzt auch einen Luftfilter (gleichzeitig Kaltluftbe-feuchter) mit Hepafilter und Aktivkohlefilter zugelegt, in der Hoffnung das allgemeine Risiko durch in der Raumluft befindliche Sporen und Bakterien etwas zu reduzieren.
Nun im Frühjahr 2003 sind unsere Babys obwohl noch nicht ganz ein Jahr alt tatsächlich schon geschlechtsreif. Maya oder Creola (auseinander halten können wir sie nicht) und auch Robinie haben bereits Eier gelegt. Aber vernünftiger Weise bleib uns nichts anderes als sie abzukochen und allgemein zu versuchen, so wenig wie möglich Brutmöglichkeiten anzubieten.
Im Februar verstarb Sultanine, eine unserer Wellidamen, im Alter von 10 Jahren. Zuletzt bildete sie mit Pascha ein Paar, der sich liebevoll bis in die letzten Stunden um sie kümmerte. Wir hoffen ihr nach ihrer Leidenszeit noch eine schöne Zeit verschafft zu haben.
Tricki hat sich selbst oder wurde durch andere an der Bürzeldrüse verletzt, was wohl auch mit der Brutstimmung in Verbindung gebracht werden kann. Es hat eine böse Entzündung gege-ben und wir hoffen, dass sie sich davon erholen wird. Doch es bleibt unsere Angst: Tricki ist mit ziemlicher Sicherheit eine Schwester von Tick und deren Schicksal bleibt unvergessen. Track unser Lutino-Daddy ist nun bereits 8 Jahre alt. Zurück zum Anfang meines Berichtes. In der Zoohandlung war von drei, höchstens 1 Jahr alten, Lutinos die Rede.
Michael Rink, 36 Jahre, Diplom-Sozialarbeiter im Flüchtlingssozialdienst.