Dank Oli. Das mit dem Selektionsdruck bzw. dem Nachlassen bei Domestikation, das macht Sinn.
Auf die Idee, dass es vielleicht doch Einkreuzungen irgendwann einmal gegeben haben könnte, kam aus folgender Überlegung:
Wenn der Kapuzenzeisig bei Mischlingen mit Kanarien fruchtbare Nachkommen hat, könnte es dann nicht sein, dass eine, dem Kapuzenzeisig sehr nahestehende Art (nämlich der Erlenzeisig) auch gelegentlich mal einen fruchtbaren Mischling hervorbringt?
Ich habe früher viele Mischlinge mit Erlenzeisig gezüchtet, aber nicht alle auf Fruchtbarkeit getestet. Ich erinnere mich jedoch daran, in der Gefiederten Welt vor vielen Jahren (wahrscheinlich vor 30 Jahren oder so) von gelegentlichen fruchtbaren Mischlingen gelesen zu haben.
Meine weitere Vermutung (bitte, dies sind nur Gedankenspiele!) geht nun dahin, dass jemand so einen fruchtbaren Mischling hatte und ihn an Zeisige rückkreuzte. Die Zeisig-Nachkommenschaft würde dann dem Zeisig so ähnlich sehen, dass man ihn kaum von einem Zeisig unterscheiden würde. Insbesodnere, wenn man dann noch immer weiter mit Zeisigen züchtet. Das Genmaterial wäre aber immer noch vorhanden. Es wird zwar immer weiter verdrängt, aber durch einen Zufall könnte doch durch Kreuzung von zwei solcher "Kanarienträger" wieder eine Kanarieneigenschaft zum Durchbruch kommen. Wenn es ein rezessiver Erbgang wäre, dann ist so etwas möglich. Und wer kreuzt nicht mal auch verwandte Vögel aus einer Zucht zusammen? Das kommt doch relativ oft vor. Also ist diese angsprochene Wahrscheinlich durchaus gegeben.
Zusätzlich wäre es noch denkbar, dass jemand einen solchen "Kanarienträger" kauft und mit einem anderen Vogel zusammen verpaart, der ebenfalls zufällig ein "Kanarienträger" ist, ohne dass der Züchter etwas davon weiss. Die einzige Voraussetzung für diese Möglichkeiten wäre ein gelegentlich fruchtbarer Mischling.
Vielleicht kamen auch solche fruchtbaren Mischlinge über den Umweg der Kapuzenmischlinge??? Ware eine weitere Möglichkeit. Es könnte ja jemand einen solchen Mischling auf ein Erlenzeisigweibchen gepaart haben. Und dann, weil ja mehr Zeisiganteile (vom Kapuzenzeisig) da waren, könnte es einen fruchtbaren Kapuzen/Kanarien x Zeisig- Mischling gegeben haben.
Wie gesagt, alles Gedankenspiele und vielleicht weit hergeholt. Aber was gibt es nicht alles für Zufälle? - Oder auch bewußte Experimente.
Hat hier noch niemand von Berichten über fruchtbare Mischlinge gehört???
Oder ist heute die Mischlingszucht nicht mehr so interessant und häufig?
In meiner Jugend gab es unendlich viele Mischlingszüchter. Meistens aus den Gründen der Kostenersparnis. Damals kostete ein Zeisig DM 2, ein Kanarienhahn aber immerhin mindestens DM 10. Auch konnte man noch Zeisige selbst fangen. Ich erinnere mich an einen riesigen Zeisigschwarm im Winter in Regensburg. Ja, in der Großstadt! Allerdings war es am Stadtrand und es gab dort viele samentragende Zierbäume und Koniferen. Ein Zeisig war wirklich kaum was wert!
Auch ich konnte mir als Jugendlicher nur ein Kanarienweibchen und einen Zeisighahn leisten. Das waren meine ersten Vögel. Ich war damals ungefähr 14. Das war Anfang der 50er Jahre. Mein monatliches Taschengeld waren 40 Pfennig. Zum Glück gab's ein bisschen zu Weihnachten dazu, sonst hätte ich jahrelang sparen müssen!
Ja, das kann man sich heute alles gar nicht mehr vorstellen.
Meine Mischlinge konnte ich dann immerhin für ein paar Mark verkaufen und so kam ich dann endlich doch noch zu einem Kanarienhahn. Und das war der Anfang meiner Kanarienzucht. Damals allerdings nur Gesangskanarien, denn die Farbenvögel kamen erst Ende der 50er auf.
Zeisige hatte ich allerdings immer wieder, denn ich mochte sie einfach. Schade, dass wir hier keine Zeisige in Neuseeland haben. Wir haben zwar Stieglitzte (reichlich) und auch Birkenhänflinge und Grünlinge und Goldammern und Buchfinken, aber keine Zeisige. Sehr schade, ich hätte gerne einen als Erinnerung an meine ersten Vögel!
Was kostet eigentlich heute ein Zeisig bei euch?
Liebe Grüße
Werner