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Einige (vielleicht hilfreiche) Hinweise:
Diagnostische Möglichkeiten nach Pees et al.:
Röntgen: Verdichtungen der Herzgefässe geben Hinweise
Die Diagnose am lebenden Tier wird als schwierig eingestuft.
Alternativ / zusätzlich: Ultraschall
Cholosterolwerte im Blutplasma bestimmen. Es sind gattungsspezifische Referenzwerte verfügbar.
„Kribbeln“ in/an Extremitäten und/oder Aufbeissen der Flügel als mögliche Indikatoren für Atherosklerosen: weder bei Pees et al. noch bei Kaleta/Krautwald-Junghanns oder Gylstorff/Grimm erwähnt.
Bei Interpretation der Cholesterolwerte gleiche Bemessungseinheiten (gemessener Wert zu Referenzwert) beachten.
Aktuell gebräuchliche Bemessungseinheit: mmol/l
Zuvor (und immer noch) verwendet: g/100 ml
Umrechnungsfaktor: 1,8014
Umrechnungsbeispiel: 10 mmol/l = 10 x 1,8014 g/100 ml = 18,014 g/100 ml
Dem Cholesterolwert scheint (s. nachfolgend in Teilen wiedergegebene Studie) zur Diagnostik auch bei Papageien eine erhöhte Bedeutung zuzukommen. Aussagekraft Cholesterolwert (zuvor) umstritten.
F. J. Bavelaar, MSc, MVR
Prof. Dr. Ir. A.C. Beynen
Department of Nutrition
Faculty of Veterinary Medicine
University of Utrecht, The Netherlands
2003
http://www.jarvm.com/articles/Vol1Iss1/BAVELJVM.htm
Verkürzte (von mir übersetzte) Version:
Einfluss von Menge und Art der Fette in der Ernährung auf die Plasmacholesterin-Konzentration bei afrikanischen Graupapageien
Abstract:
Bei afrikanischen Graupapageien kommt Atherosklerose sehr häufig vor. Ein wesentlicher Risikofaktor für Atherosklerose beim Mensch ist eine hohe Cholesterinkonzentration im Blut. Das könnte auch auf Papageien zutreffen. Der Cholesterinspiegel beim Mensch kann durch Ernährungs-Maßnahmen gesenkt werden. Wir haben den Einfluss von Futter mit verschiedenen Fettsäuren und Fettgehalten auf die Cholesterin-Konzentration im Blut bei afrikanischen Graupapageien erforscht. Vier Papageiengruppen wurden mit vier verschiedenen Nahrungszusammenstellungen (...) gefüttert. Es gab zwei fettarme und zwei fettreiche Zusammenstellungen. Die Diäten enthielten entweder Sonnenblumenöl oder Palmkernöl als variable Fettquellen. Sonnenblumenöl ist reich an mehrfach ungesättigen Fettsäuren (Linolsäure). Palmkernöl enthält viel Laurinsäure und Myristic-Säure. Insgesamt waren 20 Papageien an der Studie beteiligt. Die fettreiche Ernährung mit Palmkernöl erbrachte im Verhältnis zu den anderen 3 Nahrungszusammenstellungen wesentlich höhere Cholesterol- und Phospholipidwerte. Die Reaktion in Bezug auf Fettart und Fettmenge in der Ernährung scheint mit derjenigen von Menschen vergleichbar zu sein. Es ist also möglich, das Cholesterin im Blutplasma von Papageien durch die Ernährung zu beeinflussen.
Einleitung:
Atherosklerose ist bei Papageien, insbsondere bei afrikanischen Graupapageien und Amazonen, eine verbreitete Erkrankung. Ungefähr 10 % sind davon betroffen.(...) allerdings fanden Bavelaar & Beynen Hinweise darauf bei 84 % obduzierter Papageien. Bei Papageien tritt Atherosklerose hauptäschlich am Anfang der Aorta und der brachiocephalen Arterien auf. Die häufigste Erscheinung von Atheriosklerose ist ein plötzlicher Tod. Es kann aber auch klinische Anzeichen, wie Gliedmaßenlähmungen, plötzliche Zusammenbrüche, Atemnot und Schläfrigkeit geben. Die Diagnose am lebenden Tier wird selten gestellt und es gibt keine adäquate Behandlung. Als Ursachen für die Entstehung von Atheriosklerose wurden eine fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, hohes Blutcholesterin und Bluthochdruck vermutet. Allerdings waren bisher keine experimentellen Belege dafür verfügbar. Einer der wesentlichsten Risikofaktoren beim Mensch ist ein hoher Cholesterinspiegel. Ein hoher Cholesterinanteil im Blut könnte auch bei Papageien als Risikofaktor angesehen werden, wenn man Parallelen zu den Wellensittichen zieht. Finlayson & Hirchinson konnten eine Erhöhung des Cholesterinspiegels bei weiblichen Wellensittichen herbeiführen, indem sie eine fettreiche Ernährung verabreichten.
Die Zusammensetzung der Ernährung ist ein wesentlich auf die Konzentration von Cholesterin beim Mensch einwirkender Faktor. Gesättigte Fettsäuren erhöhen im Vergleich zu Kohlenhydraten oder ein- oder mehrfach ungesätigten Fettsäuren beim Mensch die Konzentration von Cholesterin im Blut. Uns ist aus der Literatur keine Arbeit bekannt, die den Einfluss der Ernährung auf die Menge des Cholesterins im Blut bei Papageien beschreibt. Deshalb haben wir diese Studie durchgeführt, um die Wirkung von Menge und Fett-Typ in der Ernährung auf die Plasmacholesterin-Konzentration bei afrikanischen Graupapageien zu erforschen. Wie bereits oben erwähnt kommt bei afrikanischen Graupapageien Atheriosklerose oft vor, und wie erwartet, war die Art der Ernährung wesentlich. Es war absehbar, dass die gewonnenen Ergebnisse einen Beitrag zu einer Ernährung leisten könnte, die Atheriosklerose vermeiden hilft.
Material und Methoden:
Tiere und Unterkunft:
Insgesamt 30 afrikanische Graupapageien (Psittacus erithacus) waren Gegenstand der Untersuchung. Die Papageien wurden von der holländischen Papageien-Auffangstation (Nederlandse Opvang Papegaaien, Veldhoven, Niederlande) bereitgestellt und wurden gruppenweise in vier Vogelhäusern untergebracht. Jede Gruppe bestand aus 7 oder 8 Vögeln. Es handelte sich sowohl um weibliche als auch um männliche Tiere im Alter von 3 bis 41 Jahren und Körpergewichten von 338 bis 571 g. Vor der Studie wurden alle Papageien seit mindestens 2 Monaten mit dem gleichen Futter (Nutribird P15, Versele-Laga, Deinze, Belgien) gefüttert. Die Papageien wurden zwecks Identifizierung gekennzeichnet. Die Vogelhäuser verfügten über einen Innen- und Außenraum. In der Außenvoliere bestand die Bodeneinstreu aus Sand, innen aus Holzgranulat. In den Innenräumen war dauerhafte Beleuchtung verfügbar. Futter und Wasser wurden in den Innenräumen zum beliebigen Verbrauch gereicht und täglich erneuert. Die Vogelhäuser wurden wöchentlich gereinigt. Der Verbrauch an Futtermitteln wurde pro Gruppe und Tag registriert. Am Ende jeder (später beschriebenen) Fütterungsperiode wurden alle Papageien zwecks Entnahme von Blutproben und Gewichtskontrolle eingefangen. Hatte ein Papagei 15 % oder mehr von seinem anfänglichen Körpergewicht verloren, so wurde er aus der Studie ausgeschlossen. Ebenso ausgeschlossen wurden Papageien, die plötzliche krankhafte Symptome oder aggressives Verhalten zeigten.
Studien-Design:
Die Studie wurde vom Komitee für Tierversuche der tiermedizinischen Fakultät der Universität Utrecht (Niederlande) genehmigt. Die Studie wurde von Anfang Februar bis Ende Mai 2001 durchgeführt. (...) Es gab vier verschiedene Futterzusammenstellungen und die vier Papageiengruppen wurden den Zusammenstellungen nach dem Zufallsprinzip zugeteilt. Die beiden ersten experimentellen Perioden dauerten jeweils 28 Tage, die dritte 32 Tage und die letzte Periode 24 Tage. Am letzten Tag jeder experimentellen Phase wurden Blutproben aus der Halsschlagader von jedem Papagei entnommen und jeder Vogel wurde gewogen. Die Blutproben (je ca. 0,1 bis 1,5 ml) wurden in Heparimized-Tuben (?) gesammelt. Das Blut wurde zentrifugiert (...) , bei -20 Grad C bis zu weiteren Analysen gelagert.
Futterzusammenstellung:
Die experimentellen Futterzusammenstellungen waren unterschiedlich hinsichtlich des Gehaltes an gesättigten und ungesättigten Fetten. Es gab zwei fettarme und zwei fettreiche Zusammenstellungen mit Sonnenblumenöl und Palmkernöl als variable Fettquellen. Für die fettarmen Diäten wurden die fetten Futterbestandteile gegen Traubenzucker ausgetauscht. (...) Die Zusammensetzung der experimentellen Futtermischungen ist in den Tabellen 1 und 2 wiedergegeben. Die Zusammenstellungen entsprachen den anzunehmenden Nahrungsanforderungen von Papageien und wurden in pelletierter Form verfüttert.
Futter-Analyse:
Trockenmasse, Rohprotein, Rohfaser und Rohasche in den Futtermitteln wurden gemäß "Weende-Analyse" beprobt. Rohfett wurde dem Futter mittels Chloroform/Methanol (nach Folch et al.) entzogen und der extrahierte Fettanteil wurde gewogen. (...) Anmerkung (von mir) : Es folgt eine sehr spezifische Listung der futterchemischen Analysetechniken.
Blut-Analyse:
Plasmagesamtcholesterin, Phospholipide und Triglyceride wurden mit kommerziellen Testkombinationen (...) bestimmt. Anmerkung: Es folgt eine sehr spezifische Listung der Analysetechniken.
Statistische Methoden:
Anmerkung (von mir): Spezifische Listung der angewendeten Auswertungsmethoden zur Bestimmung von beispilesweise Signifikanzen.
Ergebnis:
Chemische Analyse der Futtermittel:
Die Ergebnisse der chemischen Analyse der Futtermittel sind in Tabelle 1 gelistet. Die fettarmen Futtermischungen enthielten etwa 69 g Fett/kg, die fettreichen 193 g Fett/kg. Die Fettsäuren in der Futterzusammensetzung sind Tabelle 3 zu entnehmen. Das Palmkern-Öl enthält viel Laurinsäure, das Sonnenblumenöl viel Linolsäure. (...)
Futterverbrauch und Gewichtsänderungen:
Mit 20 von ursrpünglich 30 in der Studie befindlichen Papageien konnte die Studie beendet werden. Sieben Papageien wurden wegen unakzeptabel hoher Gewichtsabnahme ausgeschlossen, ein Papagei entflog und ein Papagei wurde tot aufgefunden. Der durchschnittliche tägliche Futterverbrauch pro Tier betrug 39,3 g bei der fettarmen Mischung mit Sonnenblumenöl, 36,7 g bei der fettarmen Mischung mit Palmkernöl, 31,3 g bei der fettreichen Mischung mit Sonnenblumenöl und 34,7 g bei der fettreichen Mischung mit Palmkernöl.
(...) Erst in der dritten Periode war der Einfluss auf das Körpergewicht als bedeutsam anzusehen. Weil es (Anmerkung von mir: zuvor) keine Auswirkung der Futtermittel auf das Körpergewicht gab, wird angenommen, dass die Papageien jeweils gleiche Energiemengen mit den vier Verabreichungen verbrauchten und dass es keinen Unterschied in der Schmackhaftigkeit gab. Dieser Schluss wird durch die Futter-Aufnahme-Werte und die berechneten Energiegehalte gestützt.
Fette im Blut:
Anmerkung (von mir): Die Werte sind jeweils als Anfangswerte (vor der Studie) und als Kontrollwerte während/nach der Studie wiedergegeben.
Die Art der Ernährung hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Cholesterinkonzentration im Blut. Die an gesättigten Fetten (Laurin- und Myristicsäure - hinzugefügt durch Palmkernöl) reiche Nahrung führte zu einem wesentlich höheren Cholesterinspiegel im Blut als die anderen 3 Futterzusammenstellungen.
Sowohl die Art des Futters als auch die Zufuhrperiode hatten einen bedeutenden Einfluss auf auf das Phospholipid-Niveau im Blut. Die Fütterung mit dem fettreichen Futter (mit Palmkernöl) erzeugte wesentlich höhere Phospholipid-Werte als die anderen 3 Futtermischungen. (...) Im Verlauf der Studie erhöhte sich (Anmerkung von mir: bei der fettreichen Ernährung) der schlechte Cholesterinwert (LDL) zum guten Cholesterinwert bei den Papageien in einer Spanne von (um) 0,17 bis 2,81.
Diskussion:
Anmerkung (von mir): Sehr intensiv. Daher gleich zu den
Ergebnisse/n:
Die Studie konnte dokumentieren, dass es möglich ist, die Cholesterin-Konzentration im Blut von Papageien durch die Zusammensetzung der Ernährung zu beeinflussen. Eine gezielte Zusammenstellung des Futters könnte eine Möglichkeit bieten, die Gefahr der Atherosklerose bei Papageien zu vermindern. Um das Plasmacholesterin bei Papageien abzusenken, sollte das Futter entweder wenig Fette beinhalten oder reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sein. Bei pelletiertem
Papageienfutter betragen die Fettanteile zwischen 5 und 15 %, wohingegen in Samenmischungen der Fettanteil viel höher sein kann, aber bei Sämereien ist das Verhältnis der mehrfach ungesättigten Fettsäuren häufig auch hoch. Um eine verlässliche Empfehlung für ein gutes
Papageienfutter zu geben, ist mehr Forschung notwendig. Vorläufig scheint es ratsam, Futter mit Fettanteilen von bis zu 10 % (in Rohmasse) zu verwenden.
Anmerkung (von mir): gebräuchliche Schreibweisen: Atherosklerose, Atheriosklerose, Arteriosklerose