Hallo Irina,
nur kurz zu dieser Aussage:
Ja, ich erwarte von dem Vogel, dass ich mich mit ihm beschäftigen kann, so wie ich es mit meinen Nymphen kann.
Daher möchte ich auf gar keinen Fall weitere Nymphis, ich möchte doch, dass meine zumindest so zahm bleiben wie sie sind, oder gar ein bisschen zahmer noch werden.
Also ich clickere ja.
Als ich meine zwei letzten Vögel holte, Malia und Finn, kamen die sofort zu zweit zu den ersten beiden.
Sie kamen nachmittags an, am nächsten Morgen gab es Freiflug (sie waren sofort in einem Käfig mit den anderen, was man aber idealweise nicht (nach-)machen sollte).
Am ersten Tag habe ich mit meinen Alten kurz geclickert, einer der Neuen hat das gesehen und schon mal den Targetstick berührt.
Ab dem zweiten Tag hatten sie ja ganztägig Freiflug und dort lernten sie durch Beobachten der Alten sehr schnell, innerhalb von Tagen (!!!) auf meine Hand zu kommen und den Targetstick beim Clickern zu berühren, vornehmlich durch Abschauen bei den Alten (die nur ein bis 2 Jahre älter waren, also nicht "alt" im eigentlichen Sinne!)
Musste ich mit den Alten über ein Jahr üben, bis sie sich anfassen ließen, dauerte es mit den Neuen nur ein paar Tage bis Wochen (Malia ließ sich sofort am Schnabel und vorsichtig am Gefieder berühren, Finn auch, aber mit Malia musste ich erst mal noch systematisch üben, bis es für sie Routine war).
Sie lernten innerhalb der ersten Tage/ Wochen von den beiden Alten
- keine Angst vor mir zu haben,
- zu mir zu fliegen,
- dem Targeststick zu folgen bzw. den zu berühren,
- sich am Schnabel anfassen zu lassen.
Finn lernte schon in den ersten wenigen Tagen, was Feite und vor allem Keisha-May innerhalb von Wochen bis Monaten gelernt hatten:
Die Flügel zu heben, um Leckerli/ Aufmerksamkeit von mir zu bekommen (die Flügel bewusst zu heben, war für Fiete und vor allem Keisha-May ein ziemlicher Akt).
Malia lernte das langsamer, aber machte es auch auf jeden Fall schneller als Keisha-May dafür gebraucht hatte.
Finn kam kurzerhand auf die Hand, weil sein (älterer) Kumpel Fiete da schon saß.
Für beide Vögel war es gar kein großes Thema, dass ich sie anfassen durfte, denn das hatten sie ja schon bei den beiden Alten beobachtet und das war scheinbar ja nichts Dramatisches.
Alles in allem sind diese Vögel VIEL viel schneller und auch nachhaltig(er) zahm geworden als die "Alten", weil sie schon ZWEI hatten, von denen sie sich das abschauen konnten.
Dieses Grundvertrauen ist viel ausgeprägter als bei den Alten.
Wie ich oben schrieb, hat Fiete immer mal wieder plötzlich Angst; das passiert Finn und Malia nur im äußersten Ausnahmefall.
Nach meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass mehr Vögel sich sicherer fühlten, mehr voneinander abschauten, sehr schnell Vertrauen fassten und viel weniger leicht aus der Fassung zu bringen sind als zwei.
In der Vierergruppe wurden die Neuen extrem schnell gezähmt.
Allgemein trauen sich die Vögel zu viert mehr, so dass auch das Clickern schneller geht, weil sie beim Clickern ja für das belohnt werden, das sie machen/ sich ausdenken, und wenn sie sich mehr trauen, machen sie Neues schneller.
Nachdem die Neuen nun schon ein dreiviertel Jahr hier waren, habe ich kürzlich angefagen, mal bewusst "komm einfach mal auf meine Hand" zu belohnen, also Vogel kommt ohne Aufforderung.
Im Nu - ein paar Tage - hatte ich mindestens einen, oft auch zwei oder gar vier Vögel auf der Hand, wenn ich diese hinhielt.
Anfangs habe ich nur den ersten belohnt, und sehr schnell kamen sie ... sehr schnell.
Später habe ich dann belohnt, wenn 2 oder mehr Vögel friedlich auf der Hand saßen, und auch das klappte sehr schnell.
Inzwischen kommen sie angeflogen, wenn ich nur die Hand hinhalte, oder einer kommt,den ich gerufen habe, die anderen aber nicht.
Keisha-May hat dabei gelernt, steil und fast ein bisschen rückwärts hoch auf die Hand über ihr zu fliegen (Konkurrenz halt).
Alles in Allem:
Wenn du deine Nymphen belohnst, wenn sie (weiterhin) zu dir kommen, und neue Nymphne dazu kämen, die das sehen, würden die auch recht schnell kommen (wenn sie dann auch belohnt werden), die sind ja nicht blöd.
Mit meinem im Herzen halt ängstlichen Fiete, der anfangs ein Jahr mit Keisha-May alleine war, übte ich anfangs nur Targetstick.
Keisha-May bekam dabei andere Aufgaben, etwa auf meine Hand zu kommen.
Am zweiten Tag hatte ich Fiete erst auf dem Targetstick und dann kam er mit laaangem Hals vorsichtig auf meine Hand geklettert, weil er gesehen hatte, dass SIE dafür Hirse bekommen hatte.
Sie wurde im Gegenzug von seiner anfänglichen Unsicherheit nicht angesteckt.
Ich habe das nun drei mal gemacht, und immer wurde der/ die Neue(n) zahm, weil er sich das vom / von den anderen abgeschaut hat, nie umgekehrt.
Keisha-May kam zu Twtich und lernte von ihm,
Fiete kam zu Keisha-May und lernte von ihr,
Malia und Finn kamen zu Fiete und Keisha-MAy und lernten von ihnen.
Ein Teil des Erfolgs verdanke ich sicher auch den Hirsebelohnungen für Verhalten, das ich gut finde und der entsprecheden Konkurrenz (wer kriegt die Hirse?), aber sie machten auch andere Sachen, die nicht belohnt wurden, den Alten nach, etwa auf unbekannte Plätze fliegen, fremdes Spielzeug benutzen usw.
Warum sollten Deine Nymphen scheu werden, wenn sie das von anderen sehen?
Das werden sie doch nur, wenn Du ihnen keinen Grund mehr gibst, zahm zu bleiben (bekannte Abläufe nicht mehr einhältst, dich unberechenbar benimmst etc.) oder / und dir mit den neuen Vögeln keine Mühe gibst (sie von Deiner "Freundschaft" zu überzeugen).
Wenn sie Rituale mit Dir haben, werden sie die im Normalfall weiter einhalten, auch wenn 2 neue Vögel dazu kommen und die neuen Vögel werden darin eingebunden werden (wenn du umsichtig mit ihnen umgehst und sie bei den Alten sehen, dass diese ganz entspannt sind).