Hallo Cheriee,
früher glaubte man, einen Vogel alleine bekäme man schneller zahm, der könne dann dem zweiten zeigen, wie das geht.
Heute hat man den Beweis für das Gegenteil:
Zu zweit haben sie mehr Mut, und was der eine sich traut, macht der andere ihm schnell nach.
Wir hier würden Dir raten, möglichst bald ein nettes Männchen aus der Zoohandlung oder vom Züchter zu holen.
Du kannst darauf achten, wie es sich verhält; wenn Du ein möglichst neugieriges, kreatives (das sich alles Mögliche einfallen lässt) aussuchst, wird es evtl. leichter zu zähmen sein, auf jeden Fall aber lustiger zu beobachten!
Ich empfehle Clickertaining als Zähmungsmethode.
Beim Cickern (s. Unterforum Clickertraining, da auch FAQs) mit zwei Vögeln spielt Eifersucht eine nicht unbedeutende Rolle, das heißt, was der eine kann, will der andere unbedingt auch sofort, und man hat oft schneller zwei Vögel auf der Hand, als einem lieb ist (weil man nämlich nur einen gerufen hatte!).
Bitte versuche nicht, das Weibchen einfach so anzufassen (Du sprichst von "angreifen" - was meinst Du damit?).
Das kann das Vertrauen ziemlich trüben bis erst mal zerstören, weil es für den Vogel noch zu früh ist.
Um Wellensittiche berühren zu können, die nicht vom Schlupf an daran gewähnt sind, braucht es ziemlich viel Zeit, ich würde mal sagen, ein halbes bis ein Jahr, bis man sie komplett anfassen kann, wenn man das von Anfang an konsequent übt.
Wellensittiche fassen sich gegenseitig nur an ausgewählten Stellen an (Schnabel, Kopfgefieder, Hals) und gerade am Kopf lassen sie sich aber auch erst nach viel, viel Vertrauen vom Menschen berühren.
Allgemein ist es für Eure Beziehung besser, wenn Du Dich erst mal zurück hälst und wartest, bis sie auf Dich zukommt.
Dann hat sie den Mut gefasst, ist sich sicher, dass du keine Gefahr darstellst und traut sich auch in Zukunft immer schneller.
Beim Clickertraining ist es so, dass der Vogel auch, wenn er mal Angst bekommt, schnell wieder freiwillig zurück kommt, weil er gelernt hat, dass der Mensch grundsätzlich berechenbar ist (er weiß, was er wann macht, wann es lecker
Kolbenhirse gibt, dass der Mensch sich zurück hält und nicht angreift).
Bei der traditionellen Methode - mit
Kolbenhirse locken - muss sich der Vogel überwinden, um an die Hirse zu kommen, jedes Mal neu.
Beim Clickern entscheidet sich der Vogel, sich zu überwinden und wird
dann belohnt - auch mit dem Erfolgserlebnis, dass seine Überwindung keine fehlenetscheidung war, also mit einer Art "Glückserlebnis"; jedenfalls prägt es sich ihm so meist schneller ein, dass er keine Angst haben muss und er versucht es wieder.
Ich habe mit einem erwachsenen ganz scheuen Wellensittichmännchen geclickert.
Der hat sich zwar erst nach drei Monaten auf meine Hand getraut, aber hatte dann so viel Vertrauen gesammelt, dass er sich von mir nach einem versehentlichen Ausflug in das nicht vogelsichere Gästezimmer meiner Eltern (Weihnachtsfeiertage) zum Käfig zurück tragen ließ. Und das, nachdem er erst eine Woche zuvor zum ersten Mal auf der Hand gesessen hatte.
Am besten zum Zähmen jeglicher Art für Wellensittiche ist die
rote Kolbenhirse.
Denk bitte wirklich darüber nach, das Männchen schon jetzt zu holen.
Es kann das Zähmen erleichtern und wird Dein Weibchen nicht nur mutiger machen, sondern auch aktiver, da sie zu allem, was sie so machen möchte, auch einen Partner, einen Motivator braucht.
Du wirst sehen, dass sie, bevor sie zahm wird, mit Partner recht schnell viel mutiger und abenteuerlustiger wird und Du da ein ganz anderes Weibchen hocken hast, als Du es jetzt kennst.
Hier sind viele, die Vögel ganz verschiedener Arten haben, die trotz Partnerhaltung von Anfang an oder gar Schwarmhaltung von Anfang an zum Teil extrem zahm geworden sind.
Hier wird auch eine ähnliche Zähmung beschrieben.
P.S.
Hast Du mal ein Foto von Deiner Kleinen?
(Bilder: Fiete (m, grau) und Keisha-May (w, blau) beim Kuscheln, Entdecken und Baden.
Letztes Bild: Twitch, mein Anfangs extrem scheues Männchen, im Anflug
)