Hallo Davo,
ich habe das hier gefunden und dabei an Deine Racker gedacht.
Schwermetallvergiftungen
Wie häufig kommt es zu Vergiftungen durch Schwermetalle?
Vergiftungen mit Schwermetallen kommen bei Papageien und Sittichen regelmäßig vor. In unserer Praxis
sehen wir fast wöchentlich Vergiftungsfälle. Dabei handelt es sich in der Regel um Vögel, die in der
Wohnung umherfliegen und Wohnungsgegenstände unbeaufsichtigt beknabbern können. Je größer der
Nagetrieb eines Vogels ist, desto eher beknabbern sie auch metallische Gegenstände. Man sollte
annehmen, dass Metall nicht gut schmeckt und Vögel, die schon ungern Obst oder Gemüse fressen schon
gar kein Metall schlucken. Das stimmt jedoch nicht. Sobald ein Vogel etwas benagt muss auch mit einem
Abschlucken der benagten Gegenstände gerechnet werden.
Da Kakadus viel benagen sehen wir sie häufiger in der Patientengruppe, die mit
Vergiftungserscheinungen in unsere Praxis kommen. Ebenso Wellensittiche und Graupapageien finden
sich unter den Tieren, die sich mit Zink oder Blei vergiftete haben, auch wenn diese Vögel kein so
ausgeprägtes Nagebedürfnis haben wie Kakadus und Aras. Unter den vergifteten Tieren finden sich
häufiger Jungtiere unter 3 Jahren. Man geht davon aus, dass Jungtiere in ihrer Neugier und ihrem
Erkundungstrieb weniger zielgerichtet auf bekannte Futtermittel sind sondern sich in ihrer Jugendphase
Neues erschließen wollen.
Welche Giftquellen findet man im Haushalt?
In der Regel handelt es sich um Vergiftungen durch Blei- und Zinkhaltigen Partikel. Gefahren lauern bei
der oralen Aufnahme von Metall von Tiffanylampen, Lötstellen von Elektroartikel, Lametta,
Gardinenbänder, Batterien, Angelblei, Zinkhaltige Salben und vielem mehr. Auch schlecht verzinkte
Volieren bei denen sich so genannte „Zinknasen“ gebildet haben können problematisch sein. Eine
relevante Bleiaufnahme über Futterpflanzen, die nahe einer viel befahrenen Strasse wachsen ist
ausgeschlossen. Die Giftaufnahme ist dabei so gering, dass es nicht zu akuten Vergiftungen kommt,
zumal dem Autokraftstoff in Deutschland schon lange kein Blei mehr zugesetzt wird. Auch
Futterpflanzen, die auf schlechtem Bodengrund wachsen sind von untergeordneter Bedeutung.
Wie sehen die Anzeichen einer Vergiftung aus?
Leider gibt es kein sicheres Symptom einer Vergiftung. Häufig sind die Patienten aufgeplustert, etwas
ruhiger, im weiteren Verlauf sogar apathisch und der Appetit nimmt ab. Das sind jedoch Anzeichen von
fast allen Erkrankungen, also nicht speziell auf eine bestimmte Vergiftung hinweisend. Daher ist die
Diagnose nicht einfach zu stellen, weil man selten auf den ersten Blick eine Vergiftung vermutet. Haben
die Besitzer bemerkt, dass irgendetwas an der Wohnung angeknabbert wurde, so ist das unbedingt dem
behandelten Tierarzt mitzuteilen.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Zittern, Krampfanfällen, Koordinationsstörungen und sogar
blutigem Kot. Ohne Behandlung sterben die Patienten fast immer.
Die Untersuchung beim Tierarzt
Der Tierarzt sieht im Röntgenbild typische Metallpartikel im Muskelmagen, die sich von den üblichen
Gritsteinchen deutlich unterscheiden. Der exakte Nachweis des Zink- und Bleigehaltes im Blut ist schwierig, weil
dafür relativ viel Blut benötigt wird und nur bei Tieren durchgeführt wird, denen eine größere Blutentnahme
zugemutete werden kann. Handelt es sich um geschwächte Patienten hat der Tierarzt oft keine Wahl und muss eine
Vergiftungstherapie nach einer so genannten Verdachtsdiagnose einleiten, da ein sicher Nachweis im Moment nicht
durchführbar ist.
Wie kann man Schwermetallvergiftungen behandeln?
Die Behandlung ist schwierig und leider nicht immer erfolgreich. Je schneller der Tierarzt die Diagnose stellen
kann und die Behandlung beginnt, desto größer sind die Überlebenschancen. Berichtet der Tierbesitzer, dass der
Papagei bereits seit zwei bis drei Tagen verändert erscheint, sehen die Erfolgsaussichten leider nicht mehr sehr gut
aus. In solchen Fällen können Organschäden weit fortgeschritten und der Behandlungsversuch erfolglos sein. In der
Regel wird geraten die Patienten stationär aufzunehmen und mit Infusionen zu versorgen während man eine
entgiftende Therapie durchführt. Gleichzeitig wird die Magen-Darm-Passage beschleunigt um die
Schwermetallpartikel schnellstmöglich aus dem Körper auszuscheiden. Da Schwermetalle unter anderem Leber,
Nieren, Schleimhäute und das zentralnervöse System (Gehirn) belasten, können massive Störungen des
Allgemeinbefindens auch zeitversetzt eintreten. Dann wird der Papagei oder Sittich trotz Therapieversuch
zunehmend apathischer.
Zusammenfassung
Achten Sie auf Metallgegenstände, die Zink oder Blei enthalten könnten. Diese sollten außer Reichweite des
Vogels sein. Sollte sich Ihr Papagei oder Sittich dennoch daran zu schaffen machen oder finden sie eventuell sogar
Metallpartikel auf dem Boden, so warten sie nicht, bis Symptome auftreten, da dann ein Behandlungserfolg sehr
unsicher ist. Eine Anmerkung zu Schluss: Aluminium, Silber, Gold oder Edelstahl sind nicht giftig. Die Minen von
Bleistiften bestehen aus Carbon und nicht mehr aus Blei, wie es früher einmal üblich war.
Dr. Gerd Britsch
Dr. Marcellus Bürkle
LG
Christine