Übrigens ist es meine ebenfalls nicht besonders relevante Beobachtung, dass die Tiere sehr wohl regelmäßig trinken und dies sogar über Kopf können (was ihnen die Fachleute gerne absprechen). Ich beobachte die Viecher schon seit einem halben Jahrhundert, habe aber nie den Mageninhalt vermessen oder die (zahlreichen) Trinkgelegenheiten nachgewogen.
Im Hinblick auf die Frage, ob man Medis über das Wasser geben sollte, hat das aber mMn ebenso wie die normale Trinkmenge wenig Relevanz. Wenn das Wasser anders schmeckt oder gar noch anders aussieht, wird es oft erst mal gemieden. Und evtl. verkneift der Vogel sich später aus Vorsicht die normale Trinkmenge und trinkt so wenig wie möglich, was seinen Stoffwechsel wieder belastet und dazu zu wenig Medikament und dann noch verbunden mit zu wenig Wasser aufnimmt. Also seinem Körper Stress durch Wasserentzug aussetzt und ggf. zu gering dosiertes Medikament aufnimmt.
Und ja, sie trinken regelmäßig, aber hat mal jemand beobachtet - wissenschaftlich oder privat mit Kamera - wie viel sie unter Stress trinken, wie viel sie trinken, wenn sie Obst essen, Gemüse essen, Kräuter essen, wenn sie Angst vor dem Wasser haben aufgrund des anderen Aussehens oder wenn sie das Wasser ekelig finden?
Ich war mal mit einem Vogel beim Tierarzt. Einfache Fahrtzeit ca. 20 min, dann warten, Behandlung, dann zurück . wir waren ca. anderthalb Stunden weg. Als ich den Vogel wieder frei (ins Zimmer ließ), hörte ich ein Pfeifen. Pffff - der Vogel versuchte, Kot abzusetzen, schaffte das aber nicht, er hatte eine Verstopfung. Die war nicht Grund für den TA-Besuch gewesen. Es hat einen Nachmittag gedauert, bis das wieder weg war. Er kam nicht auf die Idee, vielleicht mal zu trinken. Beim nächsten Besuch habe ich dann den TA gebeten, dem (anderen) Vogel etwas Wasser einzufößen, was aber nur mäßig gelang. Meine Vermutung: Durch den Stress und weil der Vogel vor der Abfahrt noch nicht getrunken hatte, bekam er die Verstopung, wusste aber selbst nicht, dass er durchs Trinken dagegen arbeiten könnte. Insofern dürfte ein Vogel, der Medikamente bekommt, auch nicht mehr trinken, weil er vorher aufgrund des komisch riechenden/ schmeckenden/ aussehenden Wassers die Trinkmenge reduziert hatte.
Ich habe kürzlich versucht, Jod (Lugolsche Lösung) über das Wasser zu geben. Sehr stark verdünnt, einen Tropfen auf 50 ml. Das war ein Versuch, das ungelöste gesundheitliche Problem eines Vogels (Atemnot hin und wieder in unterschiedlicher Ausprägung) zu lindern. Nachdem alle Untersuchungen und Behandlungsversuche ergebnislos verliefen, habe ich das aufgrund von Berichten von Haltern mit betroffenen Wellensittichen probiert.
Und ja, zwei Tropfen von dem Zeug auf 100 ml Wasser kann man schwach riechen und - für jemanden, der Salz in der Nahrung gewöhnt ist, also mich, nicht die Vögel - schien das nicht so dramatisch zu sein. Die Vögel habe ich aber seltener am Wasser gesehen. Nach 2 Monaten habe ich das Experiment dann aufgegeben - die Empfehlung lautete, das Wasser eine Woche im Monat so anzubieten - und versuche es jetzt mit Spirulina übers Futter einmal im Monat (einen Tag, um auch dort nichts überzudosieren). Und mein subjektiver Eindruck: Sie trinken jetzt wieder öfter....
Übrigens ein anderer Aspekt, den ich mal bei einem Halter von Großpapageien las: Falls die Vögel in dem Wasser baden oder es irgendwie auf ihr Gefieder bekommen, könnte "aromatisiertes" Wasser Federrupfen bei Vögeln begünstigen, die dazu neigen oder das früher mal taten. Weil sie das ungewohnte Zeug aus dem Gefieder bekommen wollen.
Von daher wäre ich heute auch eher für gezielte Medigabe, weil man dann weiß, dass der Vogel das Medikament bekommen hat und ungefähr wie viel und auch wann. Und nicht riskiert, dass er seine Wasseraufnahme einschränkt und sich damit unter Stress (physiologisch und psychisch) setzt.