O
ortolan
Guest
Hallo zusammen!
Um Tierarten an den Rand der Ausrottung zu bringen ist jedoch in den seltensten Fällen dieser Faktor alleine verantwortlich, es ist vielmehr die Summe der verschiedensten Faktoren, die den Schutz und die Erhaltung so problematisch gestalten.
Der Korallenschnabel-Hornvogel lebt beispielsweise auf der Philipineninsel Panay endemisch; gezählt wurden 1999 gerade noch 50 Exemplare dieser Art. Von den Einheimischen werden Hornvögel als Nahrungsquelle bejagt. Die Brutplätze sind akut durch Holzeinschlag, teilweise illegal, bedroht. Und im asiatischen Raum ist bei betuchten Familien zunehmend in Mode gekommen, sich einen Hornvogel als Haustier zu halten. Also für ein lebendes Exemplar tief in die Tasche zu greifen, das regt Wilderei und illegalen Fang an.
Diesen Faktoren stehen die Lebensbedingungen der Einheimischen auf Panay gegenüber. Keine feste Arbeit, also auch kein regelmäßiges Einkommen, da keine Arbeitsplätze vor Ort. Die Bevölkerung ernährt sich seit jeher von Ackerbau und Jagd. Hinzu kommt, daß es in den Sprachen der meisten asiatischen Länder die Begriffe Umweltschutz und Arterhaltung nicht gibt, die Problematik der Bevölkerung also nicht so einfach zu vermitteln ist.
Seit einigen Jahren läuft vor Ort ein Projekt zum Schutz der Hornvögel über das ich auf meiner homepage ab 01.04 ausführlich berichten werde. Soviel jedoch schon einmal vorab: Die bisherigen Erfahrungen des Projektes haben gezeigt, daß neben der Aufklärungsarbeit das Projekt nur dann Erfolg haben wird, wenn es auch gelingt, für die Bevölkerung vor Ort neue Einkommensquellen zu erschließen. Und Ökotourismus in bescheidenem Ausmaß wird hierzu einen Beitrag leisten müssen. Allein durch Spenden kann das Projekt nämlich nicht finanziert werden, der 5-Jahresplan sieht ein Budget von rd. 500.000 USD vor, die allein für die nötigsten Maßnahmen gebraucht werden!
Wilderei (also Fang) und illegaler Holzeinschlag (wirtschaftliche Interessen) sind das Hauptgefährdungspotential. Die Gegenmaßnahmen: Aufklärung und Schaffung alternativer Arbeitsplätze! Es ist aber nicht möglich, die Bevölkerung ganzer Dörfer als "Ökoranger" zu beschäftigen. Um einen langfristigen Erfolg sicherzustellen, muß ein solches Projekt durch begleitende Maßnahmen finanziell selbständig und für die betroffene Bevölkerung lukrativ werden. Zu diesem Fragenkomplex fehlen mir Ausführungen in den Projekten der SAP.
In einem solchen Fall, wie dem des Korallenschnabel-Hornvogels, lehne auch ich einen Fang kategorisch ab, wobei meine persönliche Schmerzgrenze nicht erst bei 50 freilebenden Exemplaren beginnt. Daß jedoch die Projektleitung die in ihrer Auffangstation befindlichen Jungvögel dort nur aufpäppelt, oder verwundete Exemplare gesundpflegt und anschließend wieder auswildert ohne die Vermehrung in Menschenobhut zu versuchen, ist für mich angesichts der akuten Bedrohung der Art nicht nachvollziehbar.
Bis die das Schutzprojekt begleitenden Maßnahmen nämlich greifen, werden einige Jahre in's Land ziehen und bis dahin könnte der Lebensraum derart verändert sein, daß die kleine Population nicht überleben kann.
Wildvogelfang wie von Anke angesprochen, bezog sich jedoch auf Massenfang für die Stubenvogelhaltung und hierzu sind die Hornvögel eher ein schlechtes Beispiel. Wenn zigtausende von Mozambiquegirlitzen in einem Jahr gefangen und nach Europa verfrachtet werden, habe auch ich dafür nur wenig Verständnis, da andererseits bei den Züchtern kaum Nachfrage von Privatleuten für die Stubenvogelhaltung dieser Art zu verzeichnen ist. Irgendwie müssen die importierten Vögel jedoch ihren Markt (sprich Abnehmer) finden, während für die Nachzuchten kaum Nachfrage besteht.
Woran liegt das? Was läuft da falsch?
Da Anke die Seiten des "Komitees gegen Vogelmord" verlinkt hat, möchte ich hierzu noch kurz Stellung beziehen. Seit Gründung des Komitees verfolge ich dessen Arbeit und schätze sie in Teilbereichen als wertvollen Beitrag zum Vogelschutz. Von einer generellen, undifferenzierten Unterstützung des Komitees rate ich jedem Vogelhalter jedoch dringend ab! Wenn's nach dem Komitee ginge, wäre nämlich schon lange generell Schluß mit unserer Liebhaberei und wir dürften günstigstenfalls nur noch domnestizierte Vogelarten halten. Die extrem fanatischen Aussagen und Ziele des Komitees gerade zur Wildvogelhaltung haben mich bislang daran gehindert, diese Organisation zu unterstützen und werden dies auch weiterhin tun. Ich säge mir nicht den Ast ab, auf dem ich selbst sitze. Da es für das Komitee keinen Mittelweg gibt, kann es für einen Vogelhalter nichtdomenstizierter Arten eigentlich auch keine vorbehaltlose Unterstützung des Komitees geben.
Einen schönes Wochenende wünscht
[Geändert von Vogelfreund am 09-03-2001 um 01:45]
Um Tierarten an den Rand der Ausrottung zu bringen ist jedoch in den seltensten Fällen dieser Faktor alleine verantwortlich, es ist vielmehr die Summe der verschiedensten Faktoren, die den Schutz und die Erhaltung so problematisch gestalten.
Der Korallenschnabel-Hornvogel lebt beispielsweise auf der Philipineninsel Panay endemisch; gezählt wurden 1999 gerade noch 50 Exemplare dieser Art. Von den Einheimischen werden Hornvögel als Nahrungsquelle bejagt. Die Brutplätze sind akut durch Holzeinschlag, teilweise illegal, bedroht. Und im asiatischen Raum ist bei betuchten Familien zunehmend in Mode gekommen, sich einen Hornvogel als Haustier zu halten. Also für ein lebendes Exemplar tief in die Tasche zu greifen, das regt Wilderei und illegalen Fang an.
Diesen Faktoren stehen die Lebensbedingungen der Einheimischen auf Panay gegenüber. Keine feste Arbeit, also auch kein regelmäßiges Einkommen, da keine Arbeitsplätze vor Ort. Die Bevölkerung ernährt sich seit jeher von Ackerbau und Jagd. Hinzu kommt, daß es in den Sprachen der meisten asiatischen Länder die Begriffe Umweltschutz und Arterhaltung nicht gibt, die Problematik der Bevölkerung also nicht so einfach zu vermitteln ist.
Seit einigen Jahren läuft vor Ort ein Projekt zum Schutz der Hornvögel über das ich auf meiner homepage ab 01.04 ausführlich berichten werde. Soviel jedoch schon einmal vorab: Die bisherigen Erfahrungen des Projektes haben gezeigt, daß neben der Aufklärungsarbeit das Projekt nur dann Erfolg haben wird, wenn es auch gelingt, für die Bevölkerung vor Ort neue Einkommensquellen zu erschließen. Und Ökotourismus in bescheidenem Ausmaß wird hierzu einen Beitrag leisten müssen. Allein durch Spenden kann das Projekt nämlich nicht finanziert werden, der 5-Jahresplan sieht ein Budget von rd. 500.000 USD vor, die allein für die nötigsten Maßnahmen gebraucht werden!
Wilderei (also Fang) und illegaler Holzeinschlag (wirtschaftliche Interessen) sind das Hauptgefährdungspotential. Die Gegenmaßnahmen: Aufklärung und Schaffung alternativer Arbeitsplätze! Es ist aber nicht möglich, die Bevölkerung ganzer Dörfer als "Ökoranger" zu beschäftigen. Um einen langfristigen Erfolg sicherzustellen, muß ein solches Projekt durch begleitende Maßnahmen finanziell selbständig und für die betroffene Bevölkerung lukrativ werden. Zu diesem Fragenkomplex fehlen mir Ausführungen in den Projekten der SAP.
In einem solchen Fall, wie dem des Korallenschnabel-Hornvogels, lehne auch ich einen Fang kategorisch ab, wobei meine persönliche Schmerzgrenze nicht erst bei 50 freilebenden Exemplaren beginnt. Daß jedoch die Projektleitung die in ihrer Auffangstation befindlichen Jungvögel dort nur aufpäppelt, oder verwundete Exemplare gesundpflegt und anschließend wieder auswildert ohne die Vermehrung in Menschenobhut zu versuchen, ist für mich angesichts der akuten Bedrohung der Art nicht nachvollziehbar.
Bis die das Schutzprojekt begleitenden Maßnahmen nämlich greifen, werden einige Jahre in's Land ziehen und bis dahin könnte der Lebensraum derart verändert sein, daß die kleine Population nicht überleben kann.
Wildvogelfang wie von Anke angesprochen, bezog sich jedoch auf Massenfang für die Stubenvogelhaltung und hierzu sind die Hornvögel eher ein schlechtes Beispiel. Wenn zigtausende von Mozambiquegirlitzen in einem Jahr gefangen und nach Europa verfrachtet werden, habe auch ich dafür nur wenig Verständnis, da andererseits bei den Züchtern kaum Nachfrage von Privatleuten für die Stubenvogelhaltung dieser Art zu verzeichnen ist. Irgendwie müssen die importierten Vögel jedoch ihren Markt (sprich Abnehmer) finden, während für die Nachzuchten kaum Nachfrage besteht.
Woran liegt das? Was läuft da falsch?
Da Anke die Seiten des "Komitees gegen Vogelmord" verlinkt hat, möchte ich hierzu noch kurz Stellung beziehen. Seit Gründung des Komitees verfolge ich dessen Arbeit und schätze sie in Teilbereichen als wertvollen Beitrag zum Vogelschutz. Von einer generellen, undifferenzierten Unterstützung des Komitees rate ich jedem Vogelhalter jedoch dringend ab! Wenn's nach dem Komitee ginge, wäre nämlich schon lange generell Schluß mit unserer Liebhaberei und wir dürften günstigstenfalls nur noch domnestizierte Vogelarten halten. Die extrem fanatischen Aussagen und Ziele des Komitees gerade zur Wildvogelhaltung haben mich bislang daran gehindert, diese Organisation zu unterstützen und werden dies auch weiterhin tun. Ich säge mir nicht den Ast ab, auf dem ich selbst sitze. Da es für das Komitee keinen Mittelweg gibt, kann es für einen Vogelhalter nichtdomenstizierter Arten eigentlich auch keine vorbehaltlose Unterstützung des Komitees geben.
Einen schönes Wochenende wünscht
[Geändert von Vogelfreund am 09-03-2001 um 01:45]