Hallo Angelika,
das hört sich ja gar nicht so befriedigend an
. Das tut mir echt leid. Wir hatten bis vor einiger Zeit ein ähnliches Problem. Unsere Rocky, 6-jährige Gelbstirnamazonen-Henne,
Handaufzucht und seit Baby immer als Einzelvogel bei mir, und natürlich auch recht menschenbezogen. Irgendwann kamen wir zu dem Entschluss, ihr einen Partner zu holen. Es war ein knapp 1-jähriger junger Blaustirn-Hahn, Naturbrut. Wir dachten, das kann nicht schaden, zu unserer Handaufzucth eine Naturbrut zu setzen, im Gegenteil.
Die ersten paar Tage sah es recht gut aus. Aber kurze Zeit später sah es schon wieder ganz anders aus. Rocky ist ein eher verschmustes sensibles Wesen und ist durch ihre Apsergillose gesundheitlich die letzte Zeit nicht soooo fit gewesen. ER hat ziemlich schnell zeigen wollen, wer der Herr im Haus ist. Er hat sie keine Sekunde aus den Augen bzw. in Ruhe gelassen. Sie ist nicht mehr in den Käfig rein, weil sie Angst hatte, dass ER kommt. Sie haben sich zwar nicht bösartig gebissen. Aber er hat sie andauernd verfolgt, sie genervt, sie geärgert. Und permanent hat er sie angeflogen. Immer wie ein Greifvogel von oben auf ihren Rücken. Sie hat dann immer ganz laut geschrieen und sich geduckt und dadurch teilweise gefallen. Ich weiss nicht warum, er hat es einfach nicht gelassen. Sie sassen so gut wie nie zusammen, jeder in irgendeiner Ecke. Er hat sie beobachtet und zack, wieder auf den Rücken geflogen. Sie haben NIE zusammen gespielt oder sonstwas. Keiner hat mit dem anderen was angefangen. ER hat sich mit sich selbst und dem Spielzeug beschäftigt, SIE hat gar nichts mehr gemacht. Sie wollte nicht mehr reingehen zum fressen. Sie konnte nirgends mal 5 Minuten in Ruhe sitzen und dösen, war nicht mehr möglich. ER hat alle ihre Plätze beschlagnahmt, sie wusste nicht mehr, wo sie sich mal hinsetzen sollte. Wenn sie dann endlich mal ein ruhiges Eckchen hatte, kam ER wieder zum stänkern. Es war ja vielleicht für IHN spielen. Aber SIE hat gar nichts mehr gemacht, nicht mehr gespielt, nicht mehr gesungen und gepfiffen, nicht mehr geklettert oder geflogen, gar nichts. Sie sass nur noch rum, und hatte zu nichts mehr Lust. Sie haben immer beide das gleiche Futter und Obst bekommen, klar. Aber er wollte IMMER nur IHRS haben, sie konnte nicht mal mehr abends fressen. Sofort kam ER und hat sie vom Napf vertrieben. Ist sie dann raus und wollte Apfel knabbern, kam ER und hat sie dort auch wieder weggejagt, obwohl ER genau das gleiche liegen hatte. Sie ging nicht mehr auf ihren Schlafplatz, sie hat sich nicht mehr getraut fressen zu gehen. Und er hat einfach nicht aufgehört, sie ständig zu jagen, zu nerven und auf sie draufzufliegen. Ich konnte ihr ansehen, dass es für sie total der psychische Stress war und dass sie unglücklich war. Ich kannte mein Huhn gar nicht mehr wieder. Aber ich wusste, dass das so auf Dauer nicht weitergehen kann. Ich hatte das Gefühl, dass sie richtig unter ihm leidet. Wir mussten uns was einfallen lassen. Den kleinen hatten wir in der kurzen Zeit so lieb, dass ich heulen musste, nur wenn ich dran dachte, ihn wegzugeben. Sie hätten sich ja gar nicht verpaaren müssen, aber wenigstens gut verstehen und es haute nicht hin. Das gibts natürlich wie im Leben auch bei Papageien, dass es nicht harmoniert.Für mich war klar, dass das auf die Lebensdauer der Tiere hin gesehen, nicht gut gehen kann. Da Rocky recht sensibel ist und ein Aspergillosepatient, somit zeitweise nicht die fitteste ist und sie nicht dauerhaftem Stress ausgesetzt sein soll, mussten wir uns entscheiden. Schweren Herzens entschieden wir uns, ihn abzugeben, vorausgesetzt er kommt optimal unter. Ich inserierte und sehr schnell meldete sich eine Familie. Ca. 1 Woche später sind wir dort hingefahren und haben uns deren Umgebung angeschaut und wir waren begeistert. Ein grosses eigenes Haus, viel Platz, und das schönste. Sie haben eine 1 jährige Blaustirn-Henne, für die sie einen Partner suchten. Wir dachten, das könnte man doch mal ausprobieren. Ein paar Tage später kamen diese Leute zu uns nachhause und holten den kleinen ab. Natürlich gab es bei mir dennoch Heulerei. Aber ich hatte die Umgebung gesehen, deren Papagei und die Menschen persönlich kennengelernt. Und was dann passierte, wollte ich kaum glauben: Sie schickten mir am nächsten Tag eine email mit Fotos. Auf den Fotos sassen die beiden zusammen und haben schon geknutscht
. Ich wollte es nicht glauben. Ich musste heulen vor Freude. Weil ich guter Dinge war, dass der kleine nun wohl eine passende gleichaltrige Partnerin gefunden hat, und eine ganz ganz liebe Familie. Anfangs hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn abgegeben habe, aber ich glaube, ich habe damit kein Fehler gemacht. ER hat ein total schönes neues Zuhause, versteht sich mit der Henne super, die Leute sind ganz happy. Sie streiten sich nicht, er fliegt sie nicht an. Und Rocky ist SOFORT als ER weg war, wieder die alte gewesen, als hätte sie nur drauf gewartet. Sie ist rumgeflogen wie blöd, hat gesungen und gepfiffen und hat sich sichtlich tausendmal wohler gefühlt
und hat sich schnell wieder regeneriert.
Es gibt sicherlich auch Leute, die diese Entscheidung vielleicht nicht für die richtige halten. Aber wir wussten keine andere Lösung und es hat alles wunderbar geklappt. Somit sind alle glücklich und zufrieden
Ich wünsche Euch viel Glück, dass es vielleicht doch noch klappt, dass sie sich vertragen. Ich wünsche es euch...
Und nicht böse sein, dass mein Beitrag jetzt doch soooooo lange geworden ist ..