hier mal ein kleiner text:
Vorkommen, Lebensweise und seine Geschichte
Der Kanarienvogel gehört zu der Familie der Finken ( Fringillidae ). Innerhalb der Unterfamilie ( Carduelinae ) gehört er der Gattung der Girlitze ( Serinus ). Aus diesem Grunde wird der Wildlebende Kanarienvogel auch häufig Kanariengirlitz genannt ( Serinus canaria ).
Die Heimat lässt sich sehr leicht vom Namen ableiten, er bewohnt die Kanarischen Inseln, ferner Madeira und die Azoren. Der ähnlichste Verwandte ist der eigentliche Girlitz ( Serinus serinus ), welcher im gesamten europäischen Mittelmeerraum Jahresvogel ist, ferner in Nordwesten Afrikas. Sein Verbreitungsgebiet liegt sehr nah an den Kanarischen Inseln und Madeira. Man vermutet, dass beide früher zu einer Art gehörten.
Es war wohl so, dass einige Girlitze auf die Inseln kamen und sich anders als ihre Verwandten auf dem Festland entwickelten, woraus dann eine eigene Art wurde der Kanariengirlitz.
Er kommt recht häufig auf gut mit Büschen und Bäumen bewachsenen Inseln Gran Canaria, Teneriffa, Ferro, Gomera und Palma vor. Er bevorzugt die Parklandschaft, wo sich Baumbestände mit wiesen abwechseln. Der Kanariengirlitz kommt sogar bis in die Orte zu den Obstplantagen.
Im Februar oder März beginnt die Brutzeit und das Weibchen baut ein Nest auf Astgabelungen oder nach am Stamm. Das Gelege von 3 – 5 Eiern wird bebrütet, wenn das Gelege vollständig ist. Hier ist schon mal ein Unterschied zu unseren domestizierten Kanarien. Es werden im Jahr 2 – 3 Bruten durchgeführt.
Die Nahrung besteht aus
Kanariensaat bzw. Spitzsaat . Zur Aufzucht werden halbreife Sämereien, kleine Insekten, Grünfutter und süße weiche Früchte ( vor allem Feigen ) genommen.
Beschreibung des Wildvogels Kanariengirlitz:
Länge 12,5 cm, das Männchen besitzt eine hellgrünlichgelbe Brust. Gelb sind Kehle, Gesichtsseiten und Überaugstreif. Bauch, Bürzel und Nackenseiten sind grün. Entlang der Brustseiten und Flanken zeigen sich grüngraue Strichelungen. Schwingen und Schwanz dunkel mit hellen Säumen. Rückenmitte graugrün mit dunklen Stricheln. Schnabel hell hornfarben, Füße fleischfarben. Das Weibchen zeigt weniger Gelb, ist grauer und insgesamt matter gefärbt.
Wo seine Zucht begann:
Seine Zucht begann in spanischen Klöstern, als die Spanier im Jahr 1496 die Kanarischen Inseln eroberten und wenige dieser Tiere nach Spanien brachten. Durch den Gesang und das Aussehen wurden sie sehr schnell beliebt und da mehr Nachfrage als Angebot war stiegen die Preise ins unermessliche und nur reiche Leute konnten sich dies Vögel leisten. Sie wurden sogar Damen im goldenen Käfig angeboten.
Die Mönche, welche immer nach Einnahmen für ihren Orden suchten fingen an die Kanarien zu züchten. Ihr Geschäft erhielten sie aufrecht, indem sie nur männliche Tiere abgaben und die Weibchen behielten. Somit war die Zucht bis zum Jahre 1600 ausschließlich Sache der Spanier.
Italien und England, Stationen der Domestikation:
Wie Kanarienweibchen nach Italien kamen weiß man bis heute nicht. Aufjedanfall begann in einigen Stätten die Zucht vor dem Jahre 1600. Dort entstanden auch schon die ersten Mutationen, Vögel mit gelber Scheckung, was aus alten Bildern hervorgeht.
In England zu Zeiten Elisabeth I von England, begann die Zucht der Kanarien in den unteren Schichten ( Handwerker und Arbeiter ). In England wurde bei der Zucht, wie heute auch noch, meist auf eine bestimmte Körperhaltung geachtet und nicht auf den Gesang.
Dann kam Frankreich, noch zu der Zeit der Hugenottenverfolgung ende des sechzehnten Jahrhunderts begann dort die Zucht der Kanarien und die Spanier hatten entgültig ihr Monopol verloren. Als viele der Hugenotten Frankreich verließen brachten sie ende des sechzehnten Jahrhunderts verschiedene Färbungen nach England, Holland, Deutschland und der Schweiz .
Kanarienzucht -handel als Broterwerb in Tirol:
Um 1600 kamen Vögel von Italien über die Alpen nach Deutschland. Die Bergleute erkannten darin einen guten Nebenverdienst. Es wurde in Tirol eine Zucht- und Handelszentrale aufgebaut und sogar eine Gesellschaft in Imst gegründet, welche den Ankauf der Vögel bei den Züchtern und den Versand in alle Welt betrieb.
In Tirol wurden viele Schecken und gelbe Kanarien gezüchtet, aber auch schon weiße und Schecken in Weiß, man achtete aber dennoch mehr auf den Gesang als auf die Farbe oder Köperhaltung.
So kam es, dass man den jungen Hähnen den Schlag der Nachtigall beibrachte, es waren die sehr begehrten „Nachtigallenschläger“ .
Im achtzehnten Jahrhundert war dort die Blütezeit, welche dann aber abklang, da viele Tiroler in der Harz wegen Bergbau wanderten.
Der Harzer Roller als Markenartikel:
Die Tiroler Bergleute brachten die Kanarienvögel mit in den Harz und der Weltberühmte Harzer Roller oder Harzer Edelroller stammte aus den Tiroler Zuchten. Die Europäischen Städte wurden nun von den Harz aus beliefert und 1842 sogar Amerika.
Durch die große Nachfrage nach guten Sängern wurden von Züchtern nur noch Kanarien mit gutem Gesang abgekauft. Um guten Gesang zu erreichen behielten die Züchter den besten Sänger, damit dieser den jungen Hähnen als Vorsänger dient. Natürlich ist der Gesang nicht vererbbar sondern er muss erlernt werden, jedoch kann man bei gezielter Zucht über mehrere Generationen die Grundbegabung und die Fähigkeit dazuzulernen erhöhen und diese Vögel lernen besser und schneller den Gesang als ein Landkanarienvogel ( so wurden die " normalen " Kanarien genannt.
Die heutigen drei Zuchtrichtungen:
Wie bereits erwähnt wurde in Deutschland der Gesangskanarien ehr gezüchtet.
In England wurde meist auf figürliche Merkmale gesetzt und in Frankreich wie später auch in Holland wurden gerne die frisierten wie die glattfriedregen Vögel gezüchtet. Dieses sind die Positurkanarien bzw. Gestaltkanarien, wo der Gesang jedoch auf der Strecke blieb.
Die größte Beliebtheit ist heute bei den Farbkanarien. Es kamen damals zwar schon um 1640 Weiße und Achatvögel in Holland vor, welche jedoch wieder ausstarben, da man zu wenig über die Vererbungsregel wusste. Erst durch Mendel war es nicht mehr so schwer, als die Mutationen wieder kamen, diese Mutationen zu festigen und Stämme aufzubauen.
Das wichtigste Ereignis gelang wohl mitunter dem Ostpreußen Bruno Matern, als 1915 –1925 das Einkreuzen des Kapuzenzeisigs und somit die Realisierung des roten Kanarienvogels zustande kam. Es war zwar nur ein geringer Prozentsatz der fruchtbaren Mischlinge, doch wie man sieht war die Jahrelange gezielte Auslese erfolgreich.
Heute bemühen sich ernsthafte Züchter um die Integration von Farbe und Gesang bei Kanarien. Es ist aber ein mühsamer und langer Prozess, in die Farbkanarien den herrlichen Gesang guter Harzer Roller zu übertragen oder die Farbe in die Harzer Roller zu übertragen.
Hier wäre dann eine vierte Richtung in der Kanarienzucht – oder die Verschmelzung zweier Richtungen.