Hallo Christian,
die Eltern zerstören leider die Eier (Hahn ist eine schlecht sozialisierte
Handaufzucht), so dass ich unmittelbar nach dem Legen die Eier entfernen muss, damit diese nicht beschädigt werden. Letztes Jahr hatte dieses Weibchen wenigstens 9 Eier in drei Gelegen mit einem Abstand von 3-4 Tagen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Eiern und einem Abstand von 14-18 Tagen zwischen den einzelnen Bruten. Die ersten 2-3 Eier konnte ich nur noch rekonstruieren, insofern der Legebauch des Weibchens nach deren Ablage weniges auffällig war. Das dritte oder vierte Ei habe ich beschädigt vorgefunden und repariert, obwohl ich nur wenige Stunden nach der Ablage kontrolliert habe. Danach bin ich dazu übergegangen die Eier unmittlelbar nach der Ablage zu entfernen und zunächst gegen Kunsteier auszutauschen. Letzteres habe ich aber wieder eingestellt, nachdem das Männchen die als Rammbock gegen echte Eier einsetzte. Immerhin kann ich den Legetermin nun auf eine halbe Stunde genau abschätzen, so dass alle fünf Eier des ersten Geleges in diesem Jahr unversehrt entnommen werden konnten.
Letztes Jahr habe ich es mit einer Brutmaschine probiert, leider ohne Erfolg. Von 6 befruchteten Eiern ist keines geschlüpft. Ich hatte die Maschine (Octagon 20) vorher probeweise mit Hühner- und Wachteleiern laufen lassen, hatte dabei eine gute Schlupfrate, aber die Jungen waren aus mir unerklärlichen Gründen nicht sehr stabil. Ich habe das damals auf meine mangelnde Erfahrung mit Hühnervögeln zurückgeführt. Heute weiß ich, dass die von dem maschineninternen Thermometer angezeigte (i.e. eingestellte) Temperatur nicht viel mit der tatsächlichen zu tun hat. Es gibt da Unterschiede von bis zu 1,6°C. Das ist eine ganze Menge. Im Klartext bedeutete es, dass die Eier bei etwa 36,2°C statt 37,2°C bebrütet wurden. Das stimmte mit dem Befund überein, dass die jungen Wachtelküken hinfällig waren und die untersuchten Kubaeier entweder frühzeitig abgestorben waren oder die halbfertigen (oder fast fertigen) Küken im Ei förmlich schwammen. Wegen der zu niedrigen Temperatur ist nicht genung Wasser verdunstet. Das Projekt "Brutmaschine" war also ein Fiasko.
Daher habe ich die Ziegensittiche angeschafft, die bislang ihren Job exzellent machen, obschon die untergelegten Eier deutlich größer sind und das Junge andere Bettellaute hat. Ich hatte mich vorher natürlich mit anderen Züchern besprochen, die ebenfalls Ziegensittiche als Ammen (für Amazonen, kleine Aras und Kakadus) einsetzen. Selbst deren Eier werden in der Regel gut bebrütet und die jungen wenigstens eine Woche gefüttert. Warum ich keine Südamis als Ammen nutze ist ganz einfach. Mein Platz ist sehr beschränkt und ich kann außer dem Platz für meine Kubas nur eine weitere Zuchtbox herrichten, d.h. es ist nur Platz für ein potentielles Ammenpaar. Das impliziert, dass dieses Paar zum Zeitpunkt der Eiablage der "Spender" selbst schon ein Gelege haben muss. Bei Ziegensittichen kann man das sehr leicht erreichen, die sind sehr brutwillig und bei dem jetzt verwendeten Paar habe ich im letzten Jahr durch Versuche festgestellt, dass ich zwei Wochen nach Einbringen des Kastens mit einer ersten Eiablage rechnen darf. Ein Gelege wird dann für etwa ein Viertel Jahr zuverlässig bebrütet, wenn man die Eier abtötet. Nicht umsonst gelten sie eben als brutwilligste Großsittiche.
Eben das sind Südamis nicht unbedingt. In der Regel schreiten sie recht leicht zur Brut, überraschen aber manchmal durch Auslassen eines Jahres, verzögerten Brutbeginn oder sonstige Macken. Überdies ist es schwierg, sich bei Südamerikanern innerhalb eines Jahres ein Bild von ihren Elternqualitäten zu machen. Zu guter letzt bekommt man ja auch nicht so ganz leicht ein geeignetes Paar, wenn man es gerade braucht. Ein Kollege hat letztes Jahr unter einem Paar Goldstirnsittiche ebenfalls zwei Kubas groß bekommen (der Grund für das Umlegen war der gleiche wie bei mir). Allerdings hatte er gerade Glück, dass eines von seinen mehr als 20 Südamerikaner-Paaren zum gleichen Zeitpunkt wie die Kubas ein Gelege hatten. Deren Eier mussten natürlich dran glauben. Das tut schon mehr weh als ein Paar Ziegensittiche ohne Nachwuchs. Selbstredend konnte er sich recht sicher sein, dass die Goldstirnsittiche die Jungen bis zum Schluss aufziehen würden. Das halte ich bei mir für sehr unwahrscheinlich.
Übrigens habe ich dank der Ziegensittiche auch wieder mehr Vertrauen in die Brutmaschine. Einen Teil ihrer Eier habe ich in die Brutmaschine überführt, nachdem ich dort einige Stellen ausgemacht hatte, an denen die Temperatur dem Optimum entsprach. Die sind auch alle geschlüpft und die Küken wurden anschließend von den Eltern wieder akzeptiert und tadellos aufgezogen.
Kurz und gut: dieses Paar Ziegensittiche hat mich von ihren Elternqualitäten so sehr überzeugt, dass ich ihnen mittlerweile sogar nachsehen kann, dass sie von der falschen Insel stammen und sogar nicht wildfarbig sind.
Zwei weitere berfruchtete Eier lagern jetzt in der Brutmaschine und entwickeln sich perfekt. Beide wurden 11 bzw. 7 Tage von dem Ziegensittichweibchen bebrütet, aber nachdem nun das erste Junge geschlüpft war, wollte ich mich nicht darauf verlassen, dass das Ziegensittichweibchen neben der Versorgung des Jungvogels auch die Eier noch anständig bebrütet. 11-12 Tage zwischen dem Schlupf des ersten und des zweiten Jungtieres sind für Ziegensittiche eben nicht normal. Insofern es heißt, das erste Drittel der Bebrütung sei das wichtigste und sollte daher von einem Vogel durchgeführt werden, bin ich zuversichtlich, dass wenigstens noch ein weiteres Junges schlüpft. Damit das klappt, bin ich aber für jeden Daumen dankbar.
Fotos gibt es erst einmal nicht. Wer sich ansehen möchte, wie der kleine in etwa zwei Wochen aussieht kann das
hier tun. Da sieht man auch ein adultes Paar. Natürlich sind meine Vögel nicht so eng untergebracht. Interessant ist aber, dass trotzdem die gleichen Probleme auftreten.
Beste Grüße
Gert