Hallo zusammen,
ich habe mich sehr über Eure zahlreichen Antworten gefreut. Ich habe auch festgestellt, dass ich da bei vielen von Euch einige Erinnerungen an leider verstorbene zahme Wellis wachgerüttelt habe. Bei manchen Beiträgen war ich den Tränen nah. Aber als ich das so gelesen habe, habe ich gedacht "Sind wir nicht alle mal mit
einem Welli angefangen???"
Ich möchte nun aber erst mal einiges klar stellen:
1.) Ich habe ja auf Euch gehört und es auch eingesehen, dass sich ein Welli mit einem Artgenossen wohler fühlt. Stimmt schon, unser Mucki(1) hat mit allem gespielt, was geglänzt und gespiegelt hat. Das machen die beiden neuen nicht, sie haben sich ja gegenseitig.
Trotzdem hat sich Mucki 1 bei uns wohl gefühlt, sonst hätten wir nicht so viel Liebe von ihm bekommen!!! Wir waren sein Schwarm, er kannte ja auch nichts anderes. Er ist sogar dem Postboten oder irgendwelchen Vertretern oder anderen fremden Menschen auf die Schulter geflogen.
Und gerade weil er ein Leben mit Artgenossen nicht kannte, bin ich davon überzeugt, dass er die auch nicht vermisst hat. Ich fühle mich deshalb nicht als Tierquäler.
Ich bin z.B. als Einzelkind aufgewachsen. Andere, die Geschwister haben, können sich so etwas gar nicht vorstellen oder haben da ein falsches Bild von. Trotzdem hatte ich eine schöne Kindheit!!!
2.) Nicht, dass Ihr da was falsch verstanden habt, ich bzw. wir haben
beide Wellis lieb gewonnen und würden keinen von beiden hergeben, auch wenn sie
noch nicht zahm sind.
So, nachdem ich heute morgen meinen Frust hier abgelassen hatte, habe ich etwas versucht. Eigentlich fing das gestern Abend schon an.
Jetzt könnt Ihr mich als Tierquäler hinstellen!!!
Gestern Abend war ich sauer, weil die beiden Federbälle mal wieder nicht von ihrem Ast ( ist ja schon ein halber Baum ) runterzukriegen waren. Also war mal wieder nichts mit Lüften...
Nach einigen hoffnungslosen Versuchen habe ich schließlich gesagt: "Wenn Ihr nicht in den Käfig wollt, kann ich den ja auch zu machen." Gesagt, getan.
Heute morgen haben beide ziemlich blöd aus der Wäsche geguckt ( irgendwie taten sie mir total leid, aber ich musste mich durchsetzen - Tierquäler
), auf jeden Fall waren sie draußen und das Futter war drin
Ich habe ihre Badewanne genommen, die sie sowieso als Trinkreservoir ansehen, und sie auf den Käfig gestellt, damit die kleinen nicht verdursten.
Nachdem ich dann meinen Frust hier im Forum losgeworden bin, habe ich mich vor ihren Augen hingesetzt und genüsslich und extra schmatzend ein Brötchen gegessen. Oh Mann, haben die geguckt...
Anschließend habe ich eine
Kolbenhirse genommen und habe versucht, ihnen ganz langsam näher zu kommen. Alles liebe Einreden war zwecklos, so gierig, wie sie auf die Hirse geschaut haben, so schnell waren sie weg, als der Abstand nur noch 50 cm betrug. Einer flattert, der andere haut auch ab...
Also habe ich sie ihnen auf dem Rand des Käfigdaches angeboten, und tatsächlich, sie kamen herunter geflogen. Nur hat sich keiner getraut, näher zu kommen, und wenn, hat der andere ihn weggescheucht.
Als meine Frau und ich dann noch unter ihren Augen zu Mittag aßen, wurden beide wild. Einer fegte dem anderen hinterher, sie suchten auf dem Fußboden nach Eßbarem, flogen wieder auf ihren Ast, quasselten, schimpften, guckten gierig auf unsere Teller, schmusten, jagdten (schreibt man das so???) sich wieder gegenseitig durch's Zimmer, schnäbelten und stritten sich wieder. Und immer wieder habe ich ihnen die
Kolbenhirse angeboten, aber sie kamen nicht.
Der Übeltäter war eigentlich Charly. Dieser kleine Mistkerl!!! Er war es doch, der ein paar Tage eher bei uns war. Er war es doch, der schon zutraulich wurde. Er war es doch, der Mucki sein neues zu Hause gezeigt hat und nach ein paar Stunden gleich mit ihm geschmust hat. Er war es, der Mucki, wenn er sich in einem anderen Zimmer verirrt hat, wieder rausgeholt hat ( bis auf ein Mal, da musste ich Hand anlegen ). Er war es, der Mucki auf seiner Schaukel Platz gemacht hat, damit beide aneinandergekuschelt schlafen können. Er war es, der immer wieder schnäbeln mußte.
Aber, wenn man mal aufmerksam zuschaut, er ist es, der Mucki beim Fressen wegscheucht, als wäre es nur seins (obwohl alles doppelt im Käfig ist ) Er ist es, der Mucki plötzlich von einer Schaukel (sind auch zwei da ) scheucht, als wäre es seine. Er ist es, der Mucki von irgendeinem Spielzeug vertreibt. Er ist es, der da sitzen muss, wo Mucki sitzt.
Charly muss grundsätzlich alles haben, womit Mucki sich gerade beschäftigt.
- Da frage ich mich übrigens gerade: "Wie kann sich Mucki da wohl fühlen? Ist diese Unterdrückung nicht eher Tierquälerei, als wenn ein Mensch einem Einzeltier nur Liebe gibt???" -
Auf jeden Fall kam es dann am frühen Nachmittag so, dass Mucki immer weniger ängstlich wurde. Er sah mich, sah die Hirse, und ich konnte mich auch langsam nähern, ohne dass er wegflog. Das passte Charly irgendwie nicht, schließlich flog Mucki doch sonst immer zuerst weg. Also flatterte Charly erst mal wie wild los - aber Mucki blieb sitzen.
Langsam näherte ich mich mit der Hirse an den Ast, worauf er saß, und schließlich fing Mucki an, zu fressen.
Das sah natürlich Charly
. Er hechtete sich förmlich vom Schrank auf den Ast und vertrieb laut schimpfend den armen Mucki.
Hmm, nun bin ich ja kein kleiner Doofer
, ich hatte ja
noch ne Hand und somit
noch ein Stück Hirse. Aber die interessiete Charly überhaupt nicht, er wollte Muckis Teil. Also hab ich mir überlegt, bin ich der Schwarmführer
, der Herr im Haus
, aber zumindest der Stubenälteste
rima: , also ist es an der Zeit, mal zu schimpfen! Hey, das hat Mucki gemerkt, dass Charly gemeint war. Auf ein Mal hatte Charly zwei gegen sich. Mucki mupfte endlich mal auf und vertreibt seitdem Charly, statt andersrum. Zur Belohnung bekam er gleich nochmal die Hirse hingehalten - und er frass wieder.
Nun musste ich den Streit ja irgendwie wieder schlichten, also habe ich ein Stück Hirse zwischen beide gehalten und schließlich frass jeder von seiner Seite.
Nun ist die Welt erst mal wieder in Ordnung. Der Käfig ist wieder geöffnet, frisches Futter, frisches Wasser, die beiden Stücke Hirse in die Halterungen geklemmt, und nun schlafen die zwei
Was für ein Tag - wohl für alle Beteiligten -
Ihr habt geschrieben, Liebe kann man nicht erzwingen. Das stimmt natürlich. Aber Angst kann man bezwingen und damit den ersten Weg zum Vertrauen schaffen.
lieben Gruß,
Rainer