Eine Hühnergeschichte

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Phisamofu

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Irma la Douce

Trotz fortgeschrittenen Alters und einiger Abgeklärtheit nach elfjähriger intensiver "Vögelei" hat es mich vor ein paar Wochen wiedermal ordentlich erwischt!
Irma la Douce - das junge Straßenmädchen, aufgelesen im Nachbardorf, hat mich völlig verzaubert!

Damals - morgens um sieben, als die Welt noch einigermaßen in Ordnung war - rief meine Tochter aus dem Nachbarort an.
Seit drei Tagen humple ein Huhn durchs Dorf. Immer wieder überquere es die Hauptverkehrstraße und sie, meine Tochter, könne das nicht mehr mitangucken.
Ein Huhn ist auch ein Vogel, also fühle ich mich schon berufen, auch wenn´s kein wilder ist und ich zugegebenermaßen wenig Ahnung von Zucht- und Nutzgeflügel habe ...

Ich holte meine Tochter ab und wir machten uns auf die Suche ...
Wir waren schon nahe dran, aufzugeben und uns zum Trost einen Kaffee nebst Schneckennudel beim Bäcker zu genehmigen, da ... DAAA! saß sie, die Henne - unter einem PKW-Anhänger!
Nach zwei oder drei vergeblichen Versuchen, sie zu zweit hervorzuscheuchen und auch zu fangen, ohne dass das Viechle in den Autoverkehr geriet, bat ich eine langsam vorbeiradelnde und uns neugierig zuschauende Frau, doch bitte zu helfen.
Die hübsche Frau erwies sich als eine resolute Russin, die mit offensichtlichem Vergnügen die Ärmel hochkrempelte:

Ruckzuck hatte ich nun mit Hilfe der beiden jungen Frauen das gackernde Federvieh am Schlafittchen und packte es in meinen mitgebrachten Weinkarton, der am Tag zuvor noch dem Transport eines in den Weinbergen gefangenen Mäusebussards gedient hatte.

Da das Huhn offensichtlich ein sogenanntes Industriehuhn, nämlich eine Lohmann-brown-Legehybride, jedoch mit ungekürztem Schnabel, war, klapperte ich auf dem Heimweg gleich die eierverkaufenden Hofläden ab und fragte jeweils, ob ihnen ein Huhn fehle.
Keiner wollte das Huhn, also fuhr ich heim, meldete das Tier bei den beiden nächstliegenden Tierheimen als Fundtier und untersuchte es nun.
Der Kamm war noch nicht ausgewachsen und die Beine leuchtend gelb, also war es ein noch junger Vogel, wahrscheinlich kurz vor der Legereife.
Irma la Douce wog 1560 g und kam mir weder abgemagert noch sonst irgendwie leidend oder ungesund vor - abgesehen von dem Hinkebeinchen.
Die Mittelzehe war gebrochen, also gleich einen Termin für den nächsten Tag beim Vogeldoc ausgehandelt, wohin ich dann auch gleich den flugunfähigen Bussard und schweren Herzens meinen lieben alten Kernbeißer mitschleppen konnte.

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Als die Ärztin den Verband anlegte, reagierte Irma ihr gegenüber sehr ungnädig.
Zu meiner großen Freude legte sie jedoch anschließend ihren Kopf in meine Armbeuge, schloss die Augen und ließ sich von mir streicheln.

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Nun musste Irma ihren Zehenverband 14 Tage ertragen und die meiste Zeit in meiner Stockenten-Warmhalte-Box sitzen, die Arme.
Es schien sie aber nicht sooo sehr zu stören, solange das Heu alle Tage erneuert wurde, sie ihr Wasser- und Körner+Gritschälchen sowie Salat frisch bekam und man sie unter dem Schnabel kraulte.
Sobald meine - geschlossene - Hand in die Box fasste, popelte Irma sofort mit dem Schnabel rein - auf der Suche nach Buffalos, Mehlwürmern oder Wachsmottenlarven. Aber auch Heimchen und Heuschrecken, egal welcher Größe, ist sie enorm zugetan!

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Inzwischen ist Irma la Douce wieder ganz gut zu Fuß und die Geschichte bekam eine Fortsetzung …

Schon seit Jahren wünsch ich mir eine kleine Hühnerschar.
Mein Mann meint zur Hühnerhaltung ganz grundsätzlich:
"Willst Du verderben ohne Müh`,
schaff Dir an viel Federvieh."

Hihi, als käme es bei uns noch drauf an ...!

Ein Huhn, das niemand haben will, kann man aber ja nicht allein halten. Das wäre nicht artgerecht - nein, nichtmal tiergerecht!

Weil grad zu der Zeit der Miichael D., seines Zeichens Vogel- und Vogelfutterhändler, seine 150 Legehybriden leider wieder abschaffen musste, hat er mir zwei blau-goldene, gerade legereife solche zur netten Irma dazu geschenkt.
Und da mein Mann in irriger Annahme gemeint hat, eine ungerade Anzahl würde sich streitfördernd auswirken, hab ich die Gelegenheit sofort genutzt und hab mir ganz schnell auf dem Pferde- und Hühnerhof Buck noch ein viertes junges Huhn geholt, wobei ich dabei wohl über den Tisch gezogen werden sollte ...
Das Huhn bekam ich vom hübschen Sohn ungesehen im Karton übergeben - wie die Katze im Sack - , aber erst, nachdem ich 10 € bei seiner nicht eben freundlichen Mutter dafür bezahlt hatte.
Zuhause ausgepackt ...Das Hühnchen hatte eine große und tiefe Bauchverletzung, so dass ich gar nicht damit gerechnet hätte, dass es überhaupt jemals Eier legen würde.
Es ist zwar die jüngste der fleißigen Damen und somit am unteren Ende der Hackordnung, aber sie ist ganz geschickt und weiß gut damit umzugehen. Sie ist ein gescheites und liebenswertes Hühnchen und legt inzwischen genauso eifrig wie die anderen - jeden Tag. Trotz Kälte ...
Allerdings füttert wohl kaum jemand seine Hühner so teuer wie ich. Täglich gibt´s Mehlwürmer, Zophobas, Frischkäse und Hähnchenherzen, geschälte Sonnenblumenkerne, ganze Salatköpfe und vieles mehr...
Vielleicht legen die Damen dafür ja irgendwann goldene Eier ;-DDD …

Kürzlich hab ich auf meine Anfrage vom zuständigen Rathaus erfahren, dass ich hier im Garten auch einen Hahn halten darf - mit bis zu zwanzig Hühnern.
Jetzt ist mein Mann noch ein letztes Hindernis, das sich aber leider nicht überwinden lässt.
Die zum Teil dappige Nachbarschaft wäre mir persönlich inzwischen herzlich wurscht, aber mein Herr und Gebieter, Finanzier und Volierenbauer, fürchtet neue Boshaftigkeiten. Da hat er mit Sicherheit auch Recht ...
Naja, nicht nur den fleißigen Hühnern würde ich einen krähenden Hahn gönnen, sondern auch einigen der Nachbarn :-D ...

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Ich liebe schöne Hühnergeschichten :-))))))
 
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