Hi Worbast
Ich sehe hier kein Fenster
Das Thema ist in der Tat die IG und da stellt sich tatsächlich die Frage, ob das jetzt der richtige Weg ist, sowas in einem Verband anzusiedeln, der sich eben nur bedingt der Erhaltungszucht verschrieben hat und überwiegend die Vöge an irgendwelche neben der Natur liegende Standards anpasst, anstatt sich an der Natur zu orientieren und die dort vorhandene große Bandbreite versucht zu erhalten.
Ja genau "versucht zu erhalten" was mit anderen Worten heisst man muß die natürliche Selektion nachahmen. Mal ganz abgesehen davon, daß ich glaube das dies schlicht unmöglich ist, spielt der zwangsläufig veränderte Selektionsdruck eine entscheidende Rolle.
Aber selbst dies außer Acht gelassen würde ich es zumindest jenen Leuten zutrauen die über die freilebenden Arten ihre Variantionen und möglicherweise Unterarten ein durchschlagendes Wissen aufweisen. Diese Leute kannst Du an eine Hand abzählen und lediglich einer hat sich bisher an dieser Stelle zu Wort gemeldet.
Ich möchte wetten, wenn die falschen Funktionäre da ihre Finger drauf kriegen, dann gibt es in wenigen Jahren die ersten reinweißen Schmetterlingsfinken, von denen man ein Foto in die gleiche Stellen kann, zu der ich oben Links eingestellt hatte.
Funktionäre können also spontane Mutationen bewirken. Höchst interessant !
Kann es sein das Du die Begriffe "Gen" und "Allel" durcheinander bringst ? Ein reinerbig gelber Kanarienvogel verfügt noch über das Farbgen, dass sich bei einem reinerbigen Tier in 2 "gelben" Allelen ausdrückt. Das wildfarbene Allel ist in dem Falle weg - es ist nur das Gen vorhanden in dem aber nicht mehr der wildfarbene Zustand codiert ist. Und deshalb sieht der Vogel anders aus.
Vorab gibt es die Mutation eines gelben Kanarienvogels nicht. Was es gibt ist die Mutation eines partiellen Melaninverlustes die einen Genort innerhalb der Polygenie betrifft. Da es sich also um ein quantitatives Merkmal handelt unterliegt die Merkmalsausprägung der Polygenie. Lediglich ein betroffenes Gen ist mutiert, während die Selektion hin zum völlig aufgehellten Vogel von den gesamten betroffenen Genen und daher den Allelzuständen abhängt.
Mit anderen Worten, es gibt keinen reinerbig gelben Kanarienvogel, er ist genetisch weiterhin Träger des "Scheckungsfaktors" was man in der Nachzucht zweifelsfrei sieht. Zudem bedeutet es, daß jederzeit die Selektion auch wieder in die andere Richtung verschoben werden kann.
Möglicherweise hast Du nur ein schlechtes Beispiel gewählt, aber selbst wenn Du nun ein treffendes Beispiel wählst, verdeutlicht es nur, daß Du den eigentlichen Sinn nicht verstehst. Nehmen wir als Beispiel den von Dir auch verlinkten rezessiv weissen Kanarienvogel. Sicher hat er bezogen auf den Faktor kein Wildallel mehr, dennoch sind eben nicht alle Kanarienvögel auf dieser Welt "rezessiv weiss" und folglich haben alle Vögel die eben nicht rezessiv weiss sind das entsprechende Wildallel.
Ok, da habe ich nicht genau genug gelesen, sorry. Ich bin nur von einer Mutation ausgegangen. Bei zwei Mutationen ist der Anteil der wildfarbenen erheblich geringer. Das ist aber auch genau das was ich Dir sagen wollte - nimm mal nicht 2, sondern 5 Mutationen, und der reinerbige Wildtyp ist weg.
Nehmen wir wieder das Beispiel Kanarienvogel. Der wilde Stammvater hat braunes Phaeomelanin, schwarzes Eumelanin und ein gelbe Grundfarbe, im Zusammenspiel entsteht die Farbe "grün". Diesen Farbschlag bezeichnet man bei den Farbenkanarien als schwarz-gelb. Keine Ein-Gen-Mutation als klassische Farbmutation hat bis zum heutigen Tage diesen Farbschlag verdrängen können. Das er in bestimmten Merkmalen - morphologisch, breite der Zeichnung, Menge an Phaeomelanin, Färbung und Ausdehnung des Eumelanin - anders aussieht beruht schlicht auf Selektion dieser quantitativen Merkmale (Polygenie). Ich kann jederzeit diese Merkmale beeinflussen ohne auf eine Mutation warten zu müssen und zwar in die eine als auch in die andere Richtung.
Nimm einen Kanarienvogel der fünf verschiedene Mutationen in sich vereinigt und verpaare ihn aus dem großen Pool der Farbspielarten mit einem anderen Farbschlag. Du wirst gezielt einen schwarz-gelben Kanarienvogel erzüchten können. Ohne Probleme !!
Alles richtig - aber eben alles nur in bestimmten Grenzen. Sowas wie Hauben sind ohne Mutationen aber nicht zu zu erzeugen, um da ein konkretes Beispiel zu nehmen. Ein Beispiel wäre auch "Bossu Belge" bei den Kanarien mit einem zusätzlichen Halswirbel und einem zusätzlichen Rippenbogen. Die ganzen Mikromutationen, die dann die Grenzen der natürlichen Variabilität verschieben, wirst Du im Einzelfall nichtmal als solche wahrnehmen. Dennoch führt so etwas aber trotzdem zu Merkmalen die man in der Natur niemals finden wird.
Sicher sind Hauben durch Mutation (Monogenie) entstanden, dennoch hat z.B. bei Kanarien die Mutation eben nicht den Glattkopf verdrängt !!
Betreffend dem Bossu Belge sind Deine Aussagen schlicht falsch. Es gibt eine Untersuchung zum Skelett des Bossu und es ist weder ein zusätzlicher Halswirbel vorhanden noch ein zusätzlicher Rippenbogen. Per PN gebe ich Dir gerne die entsprechenden Kontaktdaten.
Ich dachte hier geht es um die IG und nicht um die Diskussion der Positivlistenidee von vor 30 Jahren ?
Nochmals, schau in die Gutachten zur Käfiggröße und lese die Zusatzbemerkungen. DIe Forderungen bestehen weiterhin, obgleich sie ja jetzt praktisch zum Grßteil erfüllt werden.
Na, dann schau Dir mal an, was eine Gouldamadine normalerweise kostet und dann schau mal, was da in der Anfangsphase für ein Tier mit blauer Brust genommen wurde.
Dann schau Dir die Preisexplosion jetzt nach dem Importstop an. Ist das dann jetzt ein Argument gegen die Haltung ?!
Und zu guten Schluß: den Worten von Gerhard ist nichts hinzuzufügen !
Gruß
Oli