Dieses unfundierte (und im Brustton der Überzeugung gepostete) Blabla weiterhin zu lesen, fällt (zugegeben) nicht leicht.
Zum "Heimtierstatus" von Papageien:
Die Zoologie unterscheidet zwischen Wildtieren und Haustieren. Der Begriff "Heimtier" ist zwar (auch) allgemein gebräuchlich, wird aber in der Regel sehr undifferenziert auf alle Tierarten angewendet, die für die Haltung in Privathaushalten angeboten werden. Im "Lexikon der Tierschutzethik" wird der Begriff Heimtier so definiert: "Alle Tiere (...), die in privaten Haushalten gepflegt werden und nicht als Nutztiere leben. Zu den klassischen Heimtieren zählen Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Goldhamster, Wellensittich und Zierfische." (Teutsch, 1987*) Teutsch räumt mit seiner Aufzählung klassischer Heimtiere, die unter anderem deshalb dazu geworden sind, weil ihre Unterbringung und Pflege halbwegs unproblematisch zu bewerkstelligen ist, folgerichtig ein, daß es daneben auch "nicht-klassische Heimtiere" gibt. Dazu gehört sicherlich die Mehrzahl der sogenannten "Exoten". Isenbügel (1985) präzisierte das Kriterium der unproblematischen Haltung und die Europäische Gemeinschaft hat fast gleichlautend festgelegt: "Die Ansprüche der Tiere an Raum, Klima, Futter und Verhalten müssen leicht zu befriedigen sein." (Europäisches Übereinkommen, 1991) Wer sich mit den Ansprüchen und dem Verhalten von Papageien nicht nur oberflächlich befaßt, wird darum wissen, daß diese, mit je nach Art geringen Unterschieden, keineswegs "leicht zu befriedigen" sind. Schon die vom deutschen Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (1995) definierten "Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien" verdeutlichen, daß Papageien sehr hohe Anforderungen an Haltung und Pflege stellen. Dabei ist zu bedenken, daß "Mindestanforderungen" nicht annähernd die Bedingungen einer anzustrebenden Optimalhaltung beschreiben. Das Schweizer Bundesamt für Veterinärwesen (1998 ) bringt es in einer Publikation auf den Punkt: "Die Mindestanforderungen stellen nicht optimale Haltungsformen dar, sondern bilden die Grenze zur tierquälerischen Haltung." Die schweizerische Tierschutzgesetzgebung stuft selbst als domestiziert geltende exotische Arten, deren Haltung hohe Anforderungen stellt, ausdrücklich nicht als Haustiere, sondern (weiterhin) als Wildtiere ein (Bundesamt für Veterinärwesen, 1998 ).
Wenn wir die Domestikation als Merkmal für die Heim- und Haustiertauglichkeit im Hinblick auf Papageien einer näheren Betrachtung unterziehen, kann klar gesagt werden, daß von ihr lediglich bei verschiedenen Agapornis-Arten, Wellen- und Nymphensittichen, nicht jedoch bei Großpapageien, die Rede sein kann. Dee (2000) schreibt zutreffend: "Papageien sind Wildtiere, auch wenn sie in Gefangenschaft erzüchtet wurden, kann von einer echten Domestikation nicht die Rede sein. Sie haben die selben Bedürfnisse wie ihre wildlebenden Artgenossen, die sich im Alltag sehr aktiv verhalten." Abgesehen von vereinzelten, zuweilen mit Absicht betriebenen Mischlingszuchten bei Großpapageien ist bisher bei Nachzuchten in mehreren Generationen keine erkennbare Änderung des Phänotyps zu verzeichnen, ebensowenig eine Änderung von Verhaltensmerkmalen durch selektive Zuchtauslese. Vielmehr sind die grundlegenden Merkmale papageiischen Verhaltens auch bei Nachzuchttieren konstant und erfahren lediglich Veränderungen durch die Haltungsumgebung, nicht jedoch durch Variation genetischer Anlagen (Herre und Röhrs, 1990; Nachtsheim und Stengel, 1977). Evans (2001) hat in einer aktuellen Arbeit zum Thema "Bereicherung der Haltungsumgebung von Papageien" ebenfalls fundiert dargelegt, warum die Großpapageien weiterhin als Wildtiere zu gelten haben und von einer Domestikation keine Rede sein kann.
*Bundesamt für Veterinärwesen (1998 ): Regelung der Wildtierhaltung in der Schweiz, Bern
*Dee, A. (2000): Gottschalks Spaßvögel?, in: DER STANDARD, Ausgabe: 5./6. Febr. 2000, Wien
*Europäisches Übereinkommen vom 13. November 1987 zum Schutz von Heimtieren, Gesetz zum europäischen Übereinkommen, 01. Februar 1991, Bundesgesetzblatt, Teil II, 402
*Evans, M. (2001): Environmental enrichment for pet parrots, in: Pract. 23, 596 – 605
*Herre, W. und M. Röhrs (1990): Haustiere - zoologisch gesehen. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart
*Isenbügel, E. (1985): Heimtierhaltung - Motivation und Voraussetzungen, in: Isenbügel, E. und W. Frank: Heimtierkrankheiten, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
*Nachtsheim, H. und H. Stengel (1977): Vom Wildtier zum Haustier; Verlag Paul Parey, Stuttgart
*Teutsch, G. M. (1987): Mensch und Tier: Lexikon der Tierschutzethik, Vandenhoeck, Göttingen
Gruß
MMchen