Ohne mich groß einzumischen zu wollen, natürlich Papageien niemals allein halten
Aber zu der Frage warum halten wir Vögel.
Ich kann klar behaupten das es bei mir nicht nur um das reine Vergnügen geht. Ich halte meine Vögel in erster Linie aus Artenschutzgründen. Ein Beispiel mein Paar Massenaloris. Von dieser Unterart ist sehr wenig bekannt was ihre Population in der Natur betrifft. Sicher ist aber die Lebensräume (der Urwald auf einigen Inseln in Ozeanien) schwindet und die Population ist rückläufig. In Europa gibt es nur noch eine Handvoll dieser Tiere. Wir können nicht zulassen das sie hier in den Volieren Aussterben, sonder müssen für den Ernstfall eine gesunde Population in Menschenobhut haben. Mein Paar kommen aus schlechter Haltung, denn der Vorbesitzer war hoffnungsvoll überfordert mit ihnen, denn gerade Loris haben in mancher Hinscht recht spezielle Bedürfnisse...
Auch mal so anls Denkanstoß
Sorry, kennst du die Populationszugehörigkeit Deiner Tiere? Kennst Du Ihren Verwandtschaftsgrad? Bist Du in einem Netzwerk mit Haltern von insgesamt mindestens 50 Paaren, deren Verwandtschaftsbeziehungen bekannt sind und die eine Population bilden, deren Verpaarungen durch genetische Aspekte geplant und in einem zentral geführten Zuchtbuch dokumentiert werden? Schliesst Du Vögel aus ungeeigneten Verpaarungen ebenso von der Nachzucht aus, wie welche, die abweichende Verhaltensparameter oder morphologische Aspekte zeigen - und sei es, dass sie weniger scheu, größer und kräftiger, "schöner" als ihre Eltern sind?
Wenn Du das tust, bist Du in der Tat artenschützerisch tätig.
Wenn Du nur einem Aspekt dabei nicht folgst, vermehrst du lediglich eine seltene Art für Liebhaberzwecke -also VOM Vogelhalter FÜR Vogelhalter-, doch keine Deiner Nachzuchten wird sich aus genetischer Sicht je für ein Wiederauswilderungsprojekt qualifizieren und zum erhalt der ursprünglichen Art beitragen können..
Das ist weder schlimm noch verwerflich - im Gegenteil. Aber artenschutzrelevante Zucht ist eben doch mehr, als Vögel einer seltenen Art zu vermehren.
Und zum Schluss möchte ich mich noch gegen die hier eingeschlichene Definition artgerechter Haltung verwehren.
Es stimmt, das wir unseren Tieren keine naturidentischen Lebensbedingungen bieten können.
Aber artgerecht heisst eben nicht naturidentisch.
Artgerecht heisst, dass die Vögel einen ähnlich hohen Prozentsatz arttypischer Verhaltensweisen ausleben können, wie ihre freilebenden Artgenossen und dass ihre Ernährung geeignet ist, metabolische Erkrankungen auf Dauer zu verhindern. Ein Add on ist schon die veterinärmedizinsiche Versorgung im Krankheitsfall und eine längere Lebenserwartung als im Freiland.
Jeder Halter sollte sich an diesen Ansprüchen messen.
All das kann aber auch - und in vielen Aspekten "vor allem" und oft auch "nur"- durch deutlich von der Natur abweichende Bedingungen erfolgen. Der Halter muss nicht das Habitat nachbauen, er muss die Ansprüche der Vögel befriedigen. Das ist im Detail absolut nicht das gleiche.
Das Sammeln kleiner verteilter Früchte an einem größeren Baum kann z.B. eine artgemäße Beschäftigung für einen Psittaciden sein, aber auch die Beschäftigung mit einem durchdachten Intelligenz/Treat-Spielzeug kann den selben Zweck erfüllen und sie kann sogar für den Vogel bereichernder sein, als die naturidentische Variante. Verhaltensforscher haben das früher "Überoptimal" genannt.
Artgerechte Haltung ist absolut möglich und weit davon entfernt ein unerreichbares Ziel zu sein.
Wir halten uns ja selber letzlich auch in einem artifiziellen Domestikationsumfeld und fühlen uns durchaus wohl dort, obwohl wir aus evolutionsbiologischer Sicht nach wie vor weit besser an ein umherstreifendes Leben in warmer Trockensavanne angepasst sind, als an ein Leben in sagen wir mal Frankfurt.