Hy!
Weder noch, aber hier wird zunehmend und irgendwie, ich weiß nicht, unschön, so getan, als ob die Natur ohne uns so gar nicht klar käme, und wir das Maß aller Dinge sind, weil wir ja helfen können...
Hat sich schon mal einer gefragt, ob wir auch sollen, und ob das überhaupt vertretbar ist, was wir da machen? Irgendwelche Wildvögel, die ihr naturgegebenes Leben leben, erst durch Fütterung quasi "zu unseren" zu machen, wodurch allein wahrscheinlich auch erst das Handicap kam, und sie dann noch bei jeder Gelegenheit retten zu wollen...
Erklären wir die Natur damit nicht für unmündig, in dem wir ihr jeglichen eigenen Verlauf abstreitig machen wollen? So nach dem Motto "Ihr seid in unsere Nähe gekommen, und damit habt ihr euch in unseren Willkürbereich begeben *hähä* "...
Die Natur existiert überall, schon im Löwenzahn in der Pflasterritze, und nicht nur außerhalb der Siedlungen. Die Natur braucht uns in keiner Weise, um ihren Jahrmilliarden alten Gang zu gehen, aber das sieht irgendwie keiner!
Es ist in der Reproduktionsrate der zB Ringeltauben schon einkalkuliert, dass da im Jahreslauf viele Tiere auf der Strecke bleiben, sie brauchen uns also nicht! Geht ein Gelege, auch ältere Jungvögel, verloren, wird das nächste Gelege hinterher gezeitigt, und die Bilanz ist wieder ausgeglichen... Es zählt allein, dass am Ende des Jahres genügend Individuen da sind, um die Art zu erhalten, aber nicht das einzelne Individuum...
Ich habe das Gefühl, wir brauchen aber sie, weil wir uns dadurch gleich als bessere Menschen fühlen, wenn wir der gefühllosen Natur ein Schnippchen geschlagen haben!
Wenn ich menschliches Verschulden feststelle, bin ich auf der Stelle dabei, zu helfen, wie etwa Angelschnüre an Wasservögeln oder Netzschnüre an Tauben, Scheibenanflugopfer, so sie noch leben und ähnliches, wie in Not geratene Nestlinge, und frage da auch schon mal Grünflächenamt- Leute, ob es bei denen noch hackt, wenn sie Hecken schneiden, in denen nachweislich Vögel brüten, oder rufe beim Amtsleiter an und frage, ob die zufällig wissen, das gerade Brutschutzzeit ist... All das ist kein Problem.
Aber ich akzeptiere natürliche Vorgänge, das ist der Unterschied.
Sehe ich zB am See hier ein mattes, struppiges Blässhuhn, dann ist das der Lauf des Lebens, und das einzige, was ich machen würde, wäre das Tier zu erlösen (ja, ich habe die nötige Sachkunde, zu der man außerhalb des gewerblichen Bereiches keine Erlaubnis/ Bescheinigung braucht...), wenn es wirklich nicht mehr kann, und vielleicht abseits unter Büsche zu legen, wo es dann der Fuchs finden und mitnehmen kann, so dass es weder zu lange leiden noch umsonst sterben musste (umsonst, wie auch unwürdig, wäre der -eventuell auch natürliche- Tod zB, wenn die Reinigungsleute den Vogel in nen Müllsack stecken und ihn in die Tonne werfen)...
Anderes Beispiel:
Ich liebe die Kanadagänse, aber das sind in Berlin seit 27 Jahren Wildvögel, die den Menschen nicht brauchen, und schon fünfmal in den jetzt 10 Jahren habe ich nicht eingegriffen, wie bei etwa einer halb blinden Gans, die ich seit Küken kannte, oder bei einem kippflügeligen Jungvogel mit Störungen des zentralen Nervensystems... Es fiel mir sehr schwer, alles seinen Gang gehen zu lassen, und es mag hart und für Euch unverständlich klingen, aber es ist für die Gänse besser, bis zuletzt in ihrer vertrauten Umgebung und Familie zu bleiben, als sich zeitlebens mit der Gefangenschaft abfinden zu müssen!
Und weil mir die Gänse insgesamt am Herzen liegen, greife ich nicht in die natürliche Selektion ein, sondern lasse die Population ihren naturgewollten Lauf nehmen!
Zweien in Angelschnüren verhedderten zB habe ich dagegen sofort geholfen, oder Hilfe gerufen, wenn ich sie alleine nicht gekriegt habe, weil das mit Natur nicht die Bohne zu tun hat...
Und nein, ich füttere die Gänse auch nicht gezielt, wie es eine Omi zum Beispiel seit vielen Jahren mit den Schwänen macht, denn sie können artgerecht weiden gehen, und tun dies auch, auch wenn sie dafür in Kauf nehmen müssen, etwas weiter zu fliegen. Jedes Zuviel an extra Futter oder Betüddelei würde das eingependelte Gleichgewicht der Population stören, das sich in den bisherigen Jahrzehnten eingestellt hat, und mal ehrlich: Ist es eine Rechtfertigung, das natürliche Gleichgewicht zwischen Population und Lebensraum zu (zer)stören, nur damit man sich selber sagen kann, was man für ein guter Mensch ist?
Ich finde, weiß Gott nicht!
Wo es sinnvoll und auch möglich ist, einzugreifen, ist zB die Durchsetzung des Leinenzwangs für Hunde, damit die Gänse nicht wieder und wieder aufgescheucht werden (von doofen Hunden ebenfalls unnatürlich), oder aber das Ansprechen völlig ver-/ unerzogener Gören oder deren Eltern, denen in der Regel alles am Allerwertesten vorbeigeht, was ihre Sprösslinge abziehen, wozu auch Treten von Enten oder Schwänen gehört...
Ich finde es zB schon bezeichnend, wenn die Enten und Schwäne eher bei Anrücken einer gewissen Altersstufe von Kindern ins Wasser gehen, mit vielen Metern Fluchtdistanz, als bei etwa kleinen Hunden, die viel näher vorbei gehen können, und nur angefaucht werden...
Oder das Hinweisen von Grünflächen- und Baumarbeitern, dass da dies und jenes nistet... Damit kann man viel mehr und langfristigeres erreichen als mit dem mühseligen und kostspieligen Aufpäppeln einzelner Vögel, deren Tod oder nicht artgerechtes Weiterleben ohnehin fast sicher ist...
Ihr mögt jetzt sagen "Einzelne Vögel machen den Kohl ja nun nicht fett". Soweit richtig... Aber habt ihr mal überlegt, dass das bundesweit so geht, und es also insgesamt eine gehörige Summe Vögel ist, die dem natürlichen Kreislauf einfach mal entrissen werden?
Und auch bedenkt ihr nicht, dass es der Natur aufs Individuum nicht ankommt, sondern nur die Art als Ganzes zählt...
Man muss sorgfältig abwägen, und nicht in jedem einzelnen Fall verbissen sagen "Da greife ich jetzt mal ein", das ist einfach die grundlegende Menschenverantwortung, und nichts anderes...
Dies ist meine Ansicht dazu...
Andreas